Céline Rudolph
Brazaventure

Auf Dusko Goykovichs Geburtstagsalbum "Samba Tzigane" (Enja) konnten wir Céline Rudolph im vergangenen Jahr als willkommenen Gast hören - sie veredelte es mit ihrer Stimme und Eleganz. Jetzt legt sie, ebenfalls bei Enja, ihr eigenes neues Album vor, leicht, beschwingt und durch und durch brasilianisch. Die Berlinerin mit französisch-deutschen Wurzeln hat früh  die Musik Brasiliens für sich entdeckt und das brasilianische Portugiesisch als ihre Musiksprache. Sie kann seit 1994 bereits auf eine beachtliche Diskographie zurückblicken - "Brazaventure" macht das gute Dutzend voll.

Mit fünf eigenen stimmungsvollen Kompositionen und dazu Stücken von u.a. Sérgio Santos, Baden Powell, John Coltrane und dem deutschen Volkslied "Wenn ich ein Vöglein wär" ist ihr ein exorbitantes Album gelungen - sprühend von Ideen, inspiriert und durchaus auch grenzgängerisch zu Jazz und Club. Für die Aufnahmen hat sie sich Partner geholt, die Brasilien gültig repräsentieren.  Der Gitarrist Paulo Bellinati, der zur Crème seiner Zunft gehört, ist dabei, Toninho Ferragutti, der das Akkordeon so delikat behandelt wie weiland der große Art van Damme,  dazu die Perkussionisten Jovi Joviniano und Marcos Suzano, die nicht nur in John Coltranes "Naima" mit Pandeiro, Guica, Atabaque und Agogo Erinnerungen an Alfredo Bessa und Amauri Coelho wecken. Neben "My one and only love" und "Wenn ich ein Vöglein wär" (das sie ein ganz klein wenig von der Cristin-Claas-Version abgeschaut hat) ist "Naima" eines meiner drei Lieblingsstücke auf diesem von großer Hingabe und dem sensiblen Gefühl für die Seele der brasilianischen Musik erfüllten, außergewöhnlich schönen Album.

Das leider in viel zu kleiner Schrift gedruckte Booklet ist im Grunde mustergültig mit allen Texten und vielen Fotos der Aufnahmesession in Sao Paulo und Rio de Janeiro bestückt - man kann es aber nur mit einem Elektronenrastermikroskop lesen - und wer hat das schon? "Brazaventure" kommt in diesen Tagen in die Läden. Also, Booklet hin, Booklet her, zugreifen bevor die erste Auflage verkauft ist.

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