CDs Rock - Pop - Jazz etc. |
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Aria Arien mit dem Saxophon gesungenJazz und Klassik, das sind scheinbare Gegensatzpaare, die immer wieder, meist einseitig vom Jazz aus okkupiert wurden. Wie eine verspätete Reminiszenz an die Tage der großen Kollaborationen der 40er und 50er Jahre mutet da Grover Washington, Jr.´s "Aria" Projekt an. Begonnen hatte die ganze Sache mit Charlie Parker´s Reihe "Charlie Parker with Strings", die es dem afroamerikanischen Altsaxophonisten auch ermöglichte, im Tempel der Weißen Kultur, der Carnegie Hall in New York, aufzutreten. Zur Meisterschaft gelangte diese Disziplin mit den Aufnahmen von Miles Davis und Gil Evans (erschienen bei Columbia in einer exquisiten Box). Liegen diese auch schon 40 Jahre zurück, so muß sich dennoch jede Produktion, die sich diesem Genre nähert, mit den zeitlos genialen Arrangements dieses Duos auseinandersetzen. Miles Davis´ Trompetenspiel zu Gil Evans´ Arrangements von "Porgy and Bess" und "Sketches of Spain" sind zeitlose Klassiker geworden. Mit "Aria" legt nun der im Dezember 1999 verstorbene Grover Washington, Jr. einige Interpretationen klassischer Stücke aus Opern vor. Aus der Jazz-Fraktion wird er dabei von Ron Carter (Bass), Billy Childs (Piano) und Terence Blanchard (Trompete) begleitet. Washington begann seine Musikerkarriere mit einem klassischen Musikstudium, so war es für ihn kein Problem, sich mit klassischer Musik zu beschäftigen. Begonnen hatte er seine Profikarriere mit R&B und spielte erst später Jazz. Auf der vorliegenden CD spielt Washington neben Tenor- auch Alt-, Sopran-, und Baritonsaxophon. Die Auswahl der Stücke liest sich wie das Who Is Who berühmter Opernmelodien. Delibes´ "Flower Duet" aus Lakmé ist ebenso vertreten, wie etwa "E Lucevan Le Stelle" und "Vissi D´Arte" aus Puccini´s Tosca. Bei Delibes´ Flower Duet springt das Baritonsaxophon gleich ins Auge, ist das Original doch von hohen Frauenstimmen interpretiert, was dann doch sehr gewöhnungsbedürftig ist. Reine "Jazz Titel" in klassicher Trio Besetzung sind "Amor Ti Vieta" und "My Man´s Gone Now". Und hier zeigt sich die Klasse von Washington als Interpret klassischen Jazz-Repertoires. Ganz reduziert auf drei Instrumente, kann er bei "My Man´s Gone Now" mit dem Sopran dem Blues nachhängen. Terence Blanchard bringt mit seinem Trompetenspiel noch das nötige Südstaatenflair mit hinzu. Das Spiel Washington´s gibt dieser CD eine eigene Note. Mit weichem Timbre und perfeker Intonation und Phrasierung, weiß er gut neben dem klassichen Klangapparat zu bestehen. Ron Carter´s Rythmusarbeit ist in vielen Jahren geschult und läst sich so leicht nicht aus der Ruhe bringen. Einzig und allein die Arrangements von Robert Freedman sind nicht Jedermanns Geschmack. Puccini, der die Hälfte der Titel auf dieser CD ausmacht, ist ja schon Kitsch und Camp genug, aber die neuen Arrangements bieten dementsprechend noch mehr an Kitsch. Mit welcher Süßlichkeit die Streicher daherkommen ist wirklich kaum noch zu überbieten. Auffällig ist dies z.B. bei Puccini´s "O Soave Fanciulla" zu hören. Da kommt dem Zuhörer gleich die Assoziation mit den großen Hollywood-Schnulzen der 50er Jahre. Und in der Tat würden die Arrangements Freedman´s einen idealen Soundtrack dazu abgeben. Da fehlt einem dann doch die Klasse eines Gil Evans. Was den Verdienst von Grover Washington, Jr., sich dieser Melodien auf seine Weise anzunehmen, aber keinesfalls schmählert. Seinem Spiel merkt man in jedem Ton die Liebe und tiefe Verbundenheit zu dieser Musik an. Von Andreas Höflich |
Grover Washington, Jr.:"Aria"
with: Billy Childs: Piano Ron Carter: Bass with: (Tracks 4 & 8): Robert Freedman: Piano Ron Carter: Bass with: (Track 8): Terence Blanchard: Trumpet Orchestra of St. Luke´s Robert Freedman, Conductor & Arrangements Track Listing:
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