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Neuerscheinungen von
Wolfgang Katschner und der Lautten Compagney Berlin

Wilde Hexen und edle Helden in Dolby Digital
"Teseo"-Produktion der Lautten-Compagney auf DVD erschienen

Von Artie Heinrich


Anlässlich der diesjährigen Händel-Festspiele in Halle stellte ARTHAUS Musik seine DVD-Neuerscheinung "Teseo" vor, eben jene Oper, die vor zwei Jahren bei diversen Barock-Festivals in Europa große Erfolge feiern konnte. Manch einer mag sich noch erinnern an die wilden Furien auf der Bühne, die den Titelhelden Teseo gleichsam zerstückeln; an die gekränkte Zauberin Medea und ihre rasenden Racheschwüre; an Liebe und Intrigen im alten Athen. Und natürlich an die Musik: Händel-Oper "at its best" und auf höchstem Niveau.

Jetzt ist ein Wiedersehen mit der Produktion des Jahres 2003 möglich und natürlich ein Wiederhören dieser musikalischen Perle. Damit das Klangerlebnis ungetrübt erfahren werden kann, steht neben normalem Stereoton natürlich auch eine Dolby 5.1-Tonspur zur Verfügung. Und so erlebt man die auf historischen Instrumenten musizierende Lautten Compagney Berlin unter ihrem Leiter Wolfgang Katschner (der unter anderem für diese Produktion mit dem Händelpreis der Stadt Halle ausgezeichnet wurde) als säße man selber mit im Orchestergraben. Auch die Stimmen der hervorragenden Sänger genießt man wie aus der ersten Reihe.

Den Anforderungen einer fahrenden Operntruppe Tribut zollend, gab es gegenüber der Premiere einige Umbesetzungen: In der Titelpartie des Teseo ist statt Jörg Waschinski nun der Sopranist Jacek Laszczkowki zu hören. Einen Vergleich in dieser ausgefallensten aller Stimmgattungen anzustellen, ist schwierig; Laszczkowskis Sopran mag etwas straffer klingen gegenüber dem weichen Timbre von Waschinski - Meister der im wahrsten Wortsinne "hohen" Sangeskunst sind sie beide.

In der Rolle des intriganten, hasenfüßigen König Egeo musste kurzfristig Martin Wölfel für den erkrankten Jonny Maldonado einspringen. Optisch könnte der Unterschied größer nicht sein - stimmlich ist Wölfel der Rolle ebenso gewachsen wie sein Vorgänger und auch schauspielerisch agiert er so sicher, dass der "Einspringer" nicht zu merken ist. Schließlich nahm auch noch Thomas Diestler den Platz von Artur Stefanowicz als Arcane ein, was zu der kuriosen Situation führt, dass alle drei Counter-Tenöre der Produktion ausgetauscht wurden. Immerhin auch ein Indiz dafür, wieviele gute Stimmen es in diesem noch vor gar nicht allzu langer Zeit als "absonderlich" belächelten Stimmfach heutzutage gibt.

Bei den Damen ist alles gleichgeblieben: Miriam Meyer (Clizia) und Sharon Rostorf-Zamir (Agilea) begeistern mit ihren klaren (Meyer) respektive angemessen dramatischen (Rostorf-Zamir) Sopranstimmen; Maria Riccarda Wesseling singt die Rolle der Zauberin Medea. Musikalisch und dramaturgisch ist sie eigentlich die Hauptperson und Händel lässt schon hier seine Vorliebe für mehrschichtige, widersprüchliche und gebrochene Anti-Heldinnen erkennen (was er dann später mit Alcina zur Meisterschaft führen sollte). Und so kann Wesseling stimmlich ein ums andere Mal glänzen - als rachsüchtige Furie ebenso wie als verlassene Liebende.

Das Inszenierungskonzept Axel Köhlers in der Ausstattung von Stephan Dietrich eignet sich dabei hervorragend für die Umsetzung auf den Fernsehschirm. Es passiert genug, um durch geschickte Kameraführung die Spannung zu erhalten, und es herrscht kein unnötiger Aktionismus, der das Bild unübersichtlich machen würde oder dazu führt, dass man Handlung auf der Bühne verpasst; man sieht es, als wäre man da gewesen. Lediglich einige der zahlreichen Nahaufnahmen hätte man in der Bildregie ab und an zugunsten aufschlussreicherer Halb-Totalen aufgeben können.

Eine DVD-Produktion muss sich immer auch daran messen lassen, inwieweit sie die Möglichkeiten des Mediums ausreizt und sinnvolle Extras bietet.
Diese Herausforderung wurde beim "Teseo" zumindest befriedigend genutzt: Neben Untertiteln in fünf Sprachen (neben dem italienischen Libretto-Original noch Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch) bietet die DVD eine Synopsis in ebendiesen Sprachen und das SCORE PLUS System. Die knapp dreiminütige Synopsis fasst, unterlegt mit Szenenbildern, die Handlung zusammen und bietet eine gute Hilfe zum Verständnis des Operngeschehens.

Mit dem SCORE PLUS System, das bisher nur bei den wenigsten Musik-DVDs zum Einsatz kam, ist es möglich, die Partitur des gehörten Stücks synchron zur Musik zu sehen; dabei wird einfach eine Partiturseite über das Fernsehbild geblendet. Mit diesem Extra lassen sich dann beispielsweise Interessensfragen des Hörers, etwa bezüglich Instrumentation oder Tonhöhe, leicht klären; und dieses System kommt sicher auch all denjenigen entgegen, die gerne mit Partitur ins Konzert gehen. Nachteilig, vor allem für eine Opernproduktion, wirkt sich dabei aus, dass die Partiturseite über das komplette Bild gelegt wird und somit die Handlung im Hintergrund bestenfalls noch schemenhaft auszumachen ist; man muss sich also entscheiden zwischen Sehen der Operninszenierung oder Hören mit Partitur - beides zusammen ist nicht möglich.

Alles in allem ist die DVD-Einspielung von Händels einziger fünf-aktiger Oper eine klare Kaufempfehlung - nicht nur für Händel-Fans und Barock-Opern-Enthusiasten.


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Georg Friedrich Händel
Teseo
Aufnahme vom Schlosstheater
Neues Palais in Potsdam
http://www.digim.de/



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Maria Riccarda Wesseling
HANDEL PORTRAITS
OF MEZZO-SOPRANO HEROINES
Claves Records CD 50-2504
http://www.claves.ch/



CHIRPING OF THE NIGHTINGALE
Mr Playfords English Dancing Master
Produktion Bayerischer Rundfunk
Bayerischer Rundfunk
Berlin Classics 0017842BC

Weitere Informationen unter:
digim- digital images GmbH
Wolfgang Katschner
Lautten Compagney Berlin
Maria Riccarda Wesseling




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