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Drei Sängerinen und die Liebe

Im Wechselbad der Gefühle

Arie amorose - ob Leidenschaft, Verklärung, Sehnsucht oder Resignation - auf der neuen CD der finnischen Mezzosopranistin Monica Groop gibt die Liebe den Ton an. Stürmische Gefühlslagen durchziehen die stimmungsvolle Auswahl berühmter Arien von Händel, Gluck und Purcell: den Zuhörer erwartet ein barocker Liebesreigen von erstaunlicher Verführungskraft, dem man sich nur allzu gerne überlässt.
Ferne, verlorene, unerreichbare Liebe - mit perfektem Stilgefühl und berückender Intensität gestaltete Monica Groop alle Facetten menschlicher Gefühle und lässt den Hörer eintauchen in die musikalische Vielfalt des Barock. Es ist vor allem der sehr persönliche Klang ihrer Stimme, der die Aufnahme zum Erlebnis macht: Die warme Fülle der Tiefe hält stets ein Tropfen Bitterkeit bereit – süß und herb zugleich, vermitteln die gerade angesetzten Töne innere Zerrissenheit und Melancholie.

Bei aller technischen Versiertheit gelingt es der erfolgreichen Barockinterpretin stets, die berührende Individualität ihres Stimmklanges zu bewahren. Ohne sich in ein akademisches Korsett zwängen zu lassen, findet sie die ideale Balance zwischen Virtuosität, instrumentaler Prägnanz und emotionaler Wärme.
Auch im Orchester unter Juha Kangas spiegelt sich der ganze Reichtum barocker Klangfülle: Glucks marmorne Schlichtheit, Händels temperamentvolles Feuer, Purcells filigrane Durchsichtigkeit – mit großem Feingefühl werden die starken musikalischen Kontraste hervorgehoben und eindrucksvoll gegeneinander gestellt. Einen erstaunlich wirkungsvollen Abschluss findet die CD mit sechs schlichten Arien der italienischen Belcantosammlung Arie antiche – die selten so aufregend klingen wie bei Monica Groop.

Auch auf der neuen CD der kanadischen Mezzosopranisten Susan Graham - Il tenero momento - zieht sich die Liebe wie ein roter Faden durch die abwechslungsreiche Zusammenstellung berühmter und weniger bekannter Arien von Gluck und Mozart. Gerade aufgrund ihrer großen stilistischen Gegensätzlichkeit harmonieren die musikalischen Welten der beiden Komponisten ausgezeichnet miteinander.
Die mythische Gestalt der Iphigenie, die ersten Gefühlwallungen des pubertierenden Cherubin, Orfeus' weltvergessene Klage – mit erstaunlicher Vielseitigkeit zeichnet Susan Graham ein einfühlsames Portrait der unterschiedlichsten Charaktere. Dabei ist ihre weltweit erworbene Bühnenerfahrung nicht zu überhören. Herausragend ist vor allem ihre äußerst differenzierte Interpretation des Cherubin. Mit angenehm warmen Timbre behält ihre Stimme auch im zartesten Piano den leuchtenden Kern und vermittelt mit eindrucksvoller Flexibilität auch feinschattierte Emotionen.
Wunderbar durchsichtig im Klang spürt auch das Orchester unter Harry Bicket die innere Psychologie der Stücke auf und übersetzt die aufgewühlten Gefühle in energiegeladene musikalische Schwingungen. Einzig das berühmte Adagio des Sextus gerät etwas zu gedehnt und statisch, was den Übergang ins halsbrecherisch virtuose Allegro nicht ganz organisch erscheinen lässt. Insgesamt besehen lässt die Aufnahme jedoch kaum Wünsche offen und bietet sängerische Perfektion auf höchstem Niveau.

Stimmliches Wetterleuchten und aufbrandende Dramatik erwartet den Hörer auf der neusten Aufnahme der erfolgreichen Sopranistin Barbara Frittoli mit einen interessanten Arien-Querschnitt aus den Meisteropern Mozarts. Als eine der führenden Mozart-Interpretinnen ihrer Generation verkörperte sie die berühmten Frauengestalten aus Don Giovanni, Figaros Hochzeit, Idomeneo und Cosi fan tutte bereits unter namhaften Dirigenten wie Ricardo Muti an der Mailänder Scala sowie Sir Colin Davis in Convent Garden und Lorin Maazel bei den Salzburger Festspielen – um nur einige Höhepunkte ihrer Karriere zu nennen.

Vor allem die extremen Gefühlslagen scheinen ihr auf den Leib geschrieben: Mit metallener Intensität gestaltet sie die emotionsgeladene Arie der Elettra - temperamentvoll begleitet vom mächtig auftrumpfenden Scottish Chamber Orchestra unter Sir Charles Mackerras. Auch die berühmte Rondo-Arie der Donna Anna überzeugt durch ihre dramatische Expressivität. Brillant klingen auch die lebhaft gestalteten Secco-Rezitative.
Etwas mehr Wärme wünscht man sich hingegen bei der Interpretation der Gräfin, die bei aller Disziplin im Piano nicht wirklich zu rühren vermag. Leider werden auch die feinen emotionalen Abstufungen in den Arien der Fiordiligi häufig vom dramatischen Feuer überstrahlt – was sie auf die Dauer dann doch etwas monoton erscheinen lässt.
Einen makellosen Eindruck hinterlässt hingegen die glänzend gestaltete Arie Bella mia fiamma, addio! , mit der Barbara Frittoli zum Abschluss der CD einen lohnenden Ausflug ins Konzertfach unternimmt.



Von Silvia Adler




Cover

Arie Amorose
Monica Groop
Ostrobothian Chamber Orchestra
Ltg.: Juha Kangas
Finlandia 3984-29713-2








Cover

Il tenero momento
Susan Graham
Orchestra of the Age of Enlightment
Ltg.: Harry Ticket
Erato 8573-85768-2








Cover

Mozart
Barbara Frittoli
Scottish Chamber Orchestra
Ltg.: Sir Charles Mackerras
Erato 8573-86207-2




Da capo al Fine

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