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Historische Opernmitschnitte
La forza del destino, Snegourochka, Rienzi, Rosenkavalier, Dialogues des Carmelites und La Vestale
Willkommene Tondokumente
Von Thomas Tillmann
Auf einige spannende Neuerscheinungen des auch an dieser Stelle häufig für Kreativität und Originalität gerühmten Labels Ponto/Mitridate soll hier überblicksartig hingewiesen werden. Im September 1951 gab es im niederländischen Rundfunk eine sehr ordentliche, aber nun auch nicht wirklich die Rezeptionsgeschichte verändernde Aufführung von Verdis La forza del destino. Antonietta Stella singt die Leonora ein Jahr nach ihrem Rollendebüt und ist mir nicht dramatisch genug für diese Partie, Rolando Panerai imponiert mir als ihr Bruder mehr als José Soler aus Uruguay als ihr Geliebter. Amalia Pini heißt hier die Preziosilla, Enzo Feliciati der Padre Guardiano, Melchiorre Luise der Fra Melitone, Aad de Rijk macht den Marchese di Calatrava, den Alcaden und den Chirurgo, Argeo Quadri koordinierte diese wie weitere Comprimari, den Groot Omroepkoor und das Radio Filharmonisch Orkest. Als Nachschlag gibt es Auszüge aus der wunderbaren deutschen Aufnahme mit dem sonoren Ludwig Hofmann als Padre Guardiano im zweiten Finale und die berührenden Szenen zwischen Don Alvaro und Don Carlo, in denen Helge Rosvaenge und Heinrich Schlusnus sich als erste Verdisänger präsentieren; Hilde Scheppan ist mit der Friedensarie vertreten. Gilda Cruz-Romo ist in den Ausschnitten aus einer Londoner Forza-Aufführung mehr als ein Geheimtipp, Carlo Bergonzi einmal mehr der Verdi-Stylist par excellence als Alvaro. Nicht der schlechteste Tipp für lange Winterabende ist die gekürzte, in französischer Sprache am 30. Juni 1955 in Paris aufgezeichnete Snegourochka Rimsky-Korsakovs, bei der erste Kräfte des Nachbarlandes vor dem Mikrophon standen, namentlich Janine Micheau in der Titelpartie, Solange Michel als „Spring Fairy“, die große Rita Gorr als Lel, die interessante und in Frankreich in diesen Jahren so beliebte Geneviève Moizan als Kupava, Michel Roux als Mizgir und viele mehr, alle unter der musikalischen Leitung von Charles Bruck (PO-1036). Und auch der vier CDs füllende Rienzi von der BBC (PO-1040), bei dem Edward Downes am 27. Juni 1976 am Pult stand, wird seine Freunde finden. John Mitchinson ist hier ein bemerkenswerter päpstlicher Notar, Lois McDonall seine Schwester, Lorna Haywood der Adriano, Michael Langdon Steffano Colonna sowie Raimund Herincx Paolo Orsini, sicher eine Bereicherung der Diskografie des Werkes also. Einer der Schwerpunkte der Veröffentlichungen von Ponto/Mitridate ist das Schaffen der großen Dame Janet Baker, die hier nun in einem englischsprachigen Rosenkavalier als Octavian festgehalten ist (und die sicher auch eine erste Marschallin gewesen wäre!) und damit in einer Rolle, die sie im Mai 1971 an der Scottish Opera ausprobiert hat, die sie aber danach nie wieder interpretiert hat. Als "lovely role" hat sie den Grafen Rofrano bezeichnet, aber auch als "tremendously hard work", und sie fügte hinzu: "And the Trio and the Rose Scene are not enough to interest me." Irgendwie versteht man, was sie meint, und freut sich doch über dieses Dokument einer wundervoll beseelten, gleichermaßen tonschön wie engagiert gesungenen Interpretation. Der Neuseeländer Noel Mangin als Ochs ist natürlich kein ernstzunehmender Konkurrent um Sophies Herz, so will es das Libretto trotz keiner schlechten Leistung, Helga Derneschs Marschallin mochte ich immer (als einer der wenigen, fürchte ich), Elizabeth Harwood als Sophie ist eine solide Größe. Alexander Gibson stand am Pult des Scottish National Orchestra. Auch der Komponist in Ariadne auf Naxos konnte die Baker nicht wirklich faszinieren, auch diese Partie sang sie nur kurze Zeit. Auf der vierten CD gibt es das komplette Vorspiel der Oper aus Glasgow aus dem Jahr 1977, auch hier überzeugt die Baker auf der ganzen Linie, Helga Dernesch ist die Primadonna (und man hätte gern auch ihre Ariadne gehört!), Nan Christie die Zerbinetta, Kenneth Woollam der Tenor, Malcolm Donnelly der Musiklehrer, schließlich Norman Del Mar der Dirigent des Scottish Chamber Orchestra. Und noch eine Zugabe legt Ponto drauf: Am 7. Oktober 1979 sang Dame Janet an einem nicht genannten Ort Schumanns Frauenliebe – und leben, von Graham Johnson einfühlsam begleitet (PO-1039). Aufmerksamkeit verdient daneben der Mitschnitt einer am 8. November 1961 in deutscher Sprache gesungenen, sehr hochkarätig besetzten Aufführung der Dialogues des Carmelites, die Berislav Klobucar dirigierte. Hier können nur die Interpretinnen der Hauptrollen genannt werden: Emmy Loose ist eine durchaus entschlossene Blanche de la Force, Christel Goltz eine Mère Marie mit hochdramatischer Erfahrung, Elisabeth Höngen eine würdige alte Priorin, Hilde Zadek eine intensive Madame Lidoine, Rosette Anday die Mère Jeanne und nicht zuletzt Anneliese Rothenberger als flotte, kecke Soeur Constance (PO-1041). Michèle Le Bris ist die Protagonistin in der Aufnahme von Spontinis La Vestale, die 1976 in Paris entstand, Nadine Denize wirkt als Grande Vestale mit, Robert Dumét als Licinius, Claude Méloni als Cinna, Jacques Mars als Chef des Aruspices, Roger Norrington dirigiert das Orchestre Radio-Lyrique. Als Bonus ist dann noch Maria Casula als Julia in einer Aufnahme aus Hilversum zu hören – im Juni 1977 stand erneut Roger Norrington am Pult, diesmal allerdings des Omroeporkests (PO-1038). Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
![]() Giuseppe Verdi La forza del destino
Aad de Rijk – Marchese di Calatrava, Alcade, Chirurgo
Solange Michel - Spring Fairy
John Mitchinson - Rienzi
Helga Dernesch – Die Feldmarschallin Fürstin Werdenberg
Rudolf Knol – Der Marquis de la Force
Michèle Le Bris – Julia |
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