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Gundula Janowitz in Feuersnot und La Vestale

Von Thomas Tillmann


In Richard Strauss' früher, praller, hinsichtlich der Instrumentation und des Farbenreichtums bereits ausgesprochen raffinierter, mitunter auch etwas überladener, angesichts der merkwürdig-schrägen Geschichte aber wohl doch nicht wirklich aufführbarer Feuersnot hört man vieles, was man an Wagner und den späteren "Sträußen" liebt, auch die vielbeschworene, hier vielleicht doch nicht immer ganz passende Walzerseligkeit des Rosenkavalier, die typischen Steigerungen, das Glitzern und den Jubel (etwa in Kunrads kurzem Monolog), und natürlich macht das Zuordnen der Zitate Spaß (man sollte dieses Werk mit Gleichgesinnten an trüben Herbsttagen hören).

In diesem jüngst bei Mitridate veröffentlichten Live-Mitschnitt aus Berlin aus dem Jahre 1978 bewundert man den leuchtend-schlanken, natürlich immer etwas kühlen Ton der als Diemut ein Ensemble von gesunden, kräftigen Stimmen anführenden Gundula Janowitz, den Glanz der instrumental geführten Stimme in der so wunderbar mühelosen, strahlenden Höhe, die natürlich vor allem in dem wunderbaren Duett mit Kunrad voll zur Geltung kommt, einem der Höhepunkte des Werkes, was einen den Umstand vergessen lässt, dass die Künstlerin für den schönen Klang und raffinierte Pianoeffekte mitunter einiges vom Text opfert und ihr Sopran bei den wenigen tiefen Tönen keineswegs das nötige Volumen aufweist. John Shirley-Quirk überzeugt in der musikalisch dem Barak nicht unähnlichen Partie des Kunrad mit seinem reifen, kraft-, klang- und charaktervollen, stets mit Disziplin und Geschmack eingesetzten Bassbariton voll Biss, Risikofreude in der Attacke, viriler Emphase, Charisma und Höhenstärke - prächtiger Gesang, der auch im Piano nicht an Qualität verliert, macht eben doch mehr Eindruck als pseudoexpressives Gebrüll, und das Bemühen um eine deutliche Aussprache garantiert, dass auch in dem langen Monolog keine Langeweile aufkommt. Zu erwähnen wären da vielleicht noch Helmut Berger-Tuna, der als Bürgermeister trotz einiger Kratzer auf der Stimme eine Autorität ist, oder Barbara Scherler, Marie-José Brill und Carol Malone als Diemuts Gespielinnen, die Verwandte der Rheintöchter oder auch der Nymphen aus Ariadne sein könnten, aber auch alle anderen sind sehr engagiert bei der Sache (selbst beim Münchner Dialekt, der hier gefordert ist), zumal der für kontrollierten Rausch sorgende Erich Leinsdorf dem Radio-Symphonie-Orchester viel Schwung verordnet, aber einige Patzer beim Blech nicht verhindern kann.

Wie stets bei diesem Label ist man dankbar für die kompetenten Kommentare von Andrew Palmer bei dieser empfehlenswerten CD, die aufgefüllt wird mit zentralen Szenen (etwa eine Stunde lang, aber klanglich nicht so gut wie die Strauss-Oper) aus Spontinis herrlicher La Vestale, die 1974 in Rom unter Jesus Lopez Cobos' unauffälliger Leitung in der den italienischen Kräften nicht gerade geläufigen französischen Sprache mit der deutschen Sopranistin zur Aufführung kam (hier hätte man gern mehr über den Anlass der Veranstaltung gewusst!). Das silberne Timbre ihrer zunächst zwar exotisch klingenden, aber nicht grundsätzlich "falschen" Stimme strahlt wunderbar in den Ensembleszenen, die funkelnd-vibrierenden Acuti imponieren wie die Verve ihres Singens und ihre Pianokultur, aber bereits im "Toi que j'implore" wird deutlich, dass ihr die fehlende Substanz und Farbigkeit in der tiefen Lage zum Verhängnis wird - da braucht man einfach mehr vokalen Reichtum und tonliche Fülle für mein Empfinden, nicht eine "blonde", sehr "deutsche" Stimme, und eine wirkliche Affinität zum französischen Stil und Idiom lässt sich auch nicht feststellen - Gundula Janowitz scheitert als Julia, wenn auch auf hohem Niveau. Ich mag die farbig-dunkle, in der Tiefe herrlich satte, in der Höhe dafür etwas enge, nicht mehr ganz junge Mezzostimme von Ruza Baldani, die die Grande Vestale gibt, nicht aber den ältlich-glanzarmen Ton von Gilbert Py, dessen weit ausschwingender Tenor auch zu steif ist für die bewegteren Passagen der Licinius-Partie. Giampolo Corradi als Cinna und Agostino Ferrin als Priester komplettieren das Ensemble.


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Cover

Richard Strauss
Feuersnot


Helmut Krebs - Schweiker von Gundelfingen
Helmut Berger-Tuna - Ortolf Sentlinger
Gundula Janowitz - Diemut
Barbara Scherler - Elsbeth
Marie-José Brill - Wigelis
Carol Malone - Margaret
John Shirley-Quirk - Kunrad
Klaus Lang - Jörg Pöschel
Walton Grönroos - Hämerlein
Shoko Miahara - Kofel
Josef Becker - Kunz Gilgenstock
Karl-Ernst Mercker - Ortlieb Tulbeck
Gabriele Schreckenbach - Ursula
Wolf Appel - Ruger Aspeck
Maddalena De Faria - Walpurg



Radio-Symphonie-Orchester Berlin
Tölzer Knabenchor
RIAS Kammerchor
Dirigent: Erich Leinsdorf

Aufnahme: Berlin, 5./15. Mai 1978


Bonus Tracks:
Gaspare Spontini
La Vestale


Gundula Janowitz - Julia
Ruza Baldani - La Grande Vestale
Gilbert Py - Licinius
Giampolo Corradi - Cinna
Agostino Ferrin - Le Grand Pontife

Orchester und Chor der RAI
Dirgent: Jesus Lopez Cobos
Aufnahme: Rom, 1974


Ponto PO-1034 (2 CD)



Da capo al Fine

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