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La divina, verrauscht

Neu ist er nicht, der Live-Mitschnitt der Troubadour-Vorstellung aus Neapel vom 27. Januar 1951 (Verdis 50. Todestag!), den die in Genua ansässige Firma dynamic in ihrer Reihe Istituto Discografico Italiano herausgebracht hat, und die technische Qualität der Aufnahme lässt auch ziemlich zu wünschen übrig, hat man doch mitunter den Eindruck, als seien die Mikrophone in kilometerweiter Entfernung oder aber in der Schnupftabakdose des Intendanten versteckt gewesen. Besonders das unerhörte Dröhnen bei Tuttistellen schmerzt, und mit etwas mehr Sorgfalt beim Überspielen hätte man sicher auch das entsetzliche "Eiern" reduzieren können, genauso wie man an Stelle des wirklich lässlichen Kurzartikels (nur in Englisch und Italienisch) über das ja nun nicht gänzlich unbekannte Werk ein paar Bemerkungen zu der vorliegenden Aufnahme hätte abdrucken können, die für die Callas-Rezeption nicht unwichtig ist, wie man sich beim Nachschlagen in der informationsreichen Callas-Biografie von Jürgen Kesting erinnert. Die Griechin hatte die Leonora bereits 1950 in Mexico City unter Guido Picco mit irrwitzigen interpolierten Spitzentönen gesungen, auf die sie - vermutlich auf Rat ihres Mentors Tullio Serafin, der sich einmal mehr als ungemein souveräner, flexibler Sängerbegleiter und Verdi-Interpret großen Ranges mit dem Gespür für "richtige" Tempi erweist - nun weitgehend verzichtet (nicht jedoch auf ein raumsprengendes D in "D'amor sull'ali rosee").

Maria Callas ist eine der ganz wenigen Sopranistinnen, die der Leonora wirklich gerecht werden: Sie ist eine perfekte Virtuosa von stupender, kaum je gehörter Präzision, die eben nicht die Partie der Stimme anbequemen muss wie ihr freilich auch schon fast sechzigjähriger, mit Atemproblemen kämpfender Tenorpartner Lauri Volpi, bei dem man nicht selten den Eindruck hat, dass er die Partitur nur als Folie für eine Eigenkreation benutzt, die vor allem auf endlos gehaltene, mit viel Kraft erreichte, mitunter reichlich steif klingende und vage intonierte metallische Trompetentöne setzt und keine Angst vor jeder Art von außermusikalischen Mitteln kennt. La Divina verfügt dagegen über eine schier unerschöpfliche Palette von vokalen Farben in der in diesem Stadium der Karriere herrlich üppigen Stimme, die es ihr im Verbund mit ihrem exemplarischen Bemühen um textliche Valeurs erlauben, selbst diese eher passive, wenig dynamische Figur zu echtem Leben zu erwecken.

Dabei reißt sie auch einen phlegmatischen Partner wie Paolo Silveri mit, der insgesamt zwar ohne Fehl, klangschön und differenziert singt (nach "Il balen" wird lautstark eine Wiederholung gefordert), aber erst im "Vivrà? Contende il giubilo" dem Luna echtes Profil zu geben vermag. Cloe Elmo ist zweifellos eine expressive Azucena, muss sich aber allzu häufig in veristische Übertreibungen retten, um die Höhenprobleme ihres kurzen Mezzo zu überspielen, was das Publikum nicht stört, während sich nach Manricos Stretta Bravo- und Buhrufer miteinander messen. Italo Tajo kann sich in der ersten Szene nicht recht mit Serafin über das Tempo einigen, besitzt aber ansonsten die nötige Schwärze und Autorität für den Ferrando. Auch Comprimari und Chor bieten zuverlässige Leistungen, so dass man insgesamt doch von einer habenswerten Aufnahme sprechen kann, wenn man bereit ist, über die technischen Unzulänglichkeiten hinwegzuhören.


Von Thomas Tillmann





Cover

Giuseppe Verdi:
Il Trovatore


Leonora: Maria Callas
Manrico: Giacomo Lauri Volpi
Azucena: Cloe Elmo
Luna: Paolo Silveri
Ferrando: Italo Tajo
Ines: Teresa De Rosa
Ruiz: Luciano Della Pergola
Zigeuner: Gerardo Gaudioso
Bote: Gianni Avolanti

Orchestra e Coro del
Teatro San Carlo di Napoli

Dirigent: Tullio Serafin

Teatro San Carlo di Napoli,
Live-Mitschnitt vom 27. Januar 1951
IDIS 6352/53 (2 CDs)



Da capo al Fine

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