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Gigli '41 - '51

Mehr als vier Jahrzehnte hat der 1890 geborene und 1957 gestorbene Beniamino Gigli öffentlich gesungen und fast ebenso lange den Weg ins Studio gesucht. In ihrer "Collezione completa delle incisioni operistiche" hat die Firma dynamic nun als vierten Teil die elektrischen Aufnahmen aus den Jahren 1941 bis 1951 herausgebracht, von denen mir die ersten fünf Titel am besten gefallen, die im Juni 1941 mit dem Orchester der Mailänder Scala unter Leitung von Umberto Berrettoni entstanden sind und den Künstler in diversen Verismo-Arien (die auch im weiteren Verlauf der Doppel-CD immer wieder eingestreut sind) in immer noch bestechender Form präsentieren.

Die Faszination, die Giglis Singen auf seine Zeitgenossen gehabt haben muss, lässt sich allemal nachvollziehen: Es ist dieser sinnliche "Rattenfängerton", der den Italiener zum Lieblingstenor Mussolinis machte und ihm eine nicht unbedeutende (Film-)Karriere auch in Nazideutschland einbrachte (der 1942 in Berlin unter Bruno Seidler-Winkler eingespielte Pagliacci-Prolog - in Tenorlage! - und der "Valzer della felicità" aus Millöckers Gasparone belegen es), die Wärme und Weichheit in der Mittellage, die glänzende Stimmkontrolle, die gehaltvolle mezza voce, auch wenn sie mitunter zum Selbstzweck geworden zu sein scheint - "die Tonproduktion Giglis ist mit dem Strömen flüssigen Metalls oder mit der samtartigen Weichheit einer vollendet gespielten Geige zu vergleichen", hat Jens Malte Fischer es in seinem Sängerbuch metaphorisch beschrieben.

Freilich fallen einem deutlich mehr Schluchzer, Seufzer, melodramatische Überzeichnungen und Momente des Überartikulierens wie in den früheren, allgemein als die besten bewerteten Aufnahmen der Jahre 1918 bis 1928 auf, die Stimme strömt auch nicht mehr ganz so ebenmäßig und spricht bei hochgelegenen Tönen nicht ohne Druck an (beispielsweise im "Nessun dorma" vom Oktober 1949), manche werden auch falsettiert, was stets Geschmackssache bleibt. Ab 1946 ist der grundsätzlich lyrische Tenor hörbar schwerer und dunkler geworden, was ihn nicht gerade zum geeigneten Instrument macht für die im Dezember dieses Jahres in London mit dem Orchester des Royal Opera House unter Rainaldo Zambonis Stabführung aufgenommenen französischen Arien des Eléazar (noch am ehesten), Mylio (in Lalos Le Roi d'Ys), Des Grieux und Werther oder auch die vielen gemein, weil allzu romantisierend und kitschig arrangierten Ausschnitte aus Werken von Bononcini, Caldara, Cesti, Händel, Monteverdi und Scarlatti (aus den Jahren 1947 bis 1949, ebenfalls mit Zamboni und später mit Vito Carnevali am Pult). Hier wird auch deutlich, warum der Italiener um die verzierteren Partien des Belcanto weitgehend einen Bogen gemacht hat.

Die letzten Titel dieser Zusammenstellung (die nicht seine letzten Opernaufnahmen sind, wie Danilo Prefumo im kurzen, nur in englischer und italienischer Sprache abgedruckten Begleitartikel behauptet - im weiteren Verlauf dieses Jahres hat er etwa während seiner letzten Südamerikatournee noch zwei Arien aus Opern von Gomes eingespielt) sind Duetten von Donizetti, Bizet, Verdi, Boito und Mascagni gewidmet, die er zusammen mit Tochter Rina aufgenommen hat, die trotz eines wenig liebenswürdigen Timbres und des mitunter unruhigen, scharfen und reifen Tons aufgrund der starken Höhe auffällt, aber nach dem Tode ihres Vaters, mit dem sie auch in Opernvorstellungen und Konzerten zusammen aufgetreten ist, kaum noch aufgetreten zu sein scheint.


Von Thomas Tillmann





Cover

Beniamino Gigli
Collezione Completa delle incisione operistiche
Volume 4
Le registrazioni elettriche
(1941-1951)

Ausschnitte aus L'Arlesiana, Andrea Chénier, Isabeau, Turandot, Carmen, Pagliacci, Gasparone, La Juive, Le Roi d'Ys, Manon, Werther, Cavalleria rusticana, Naughty Marietta, Orontea, Arianna, L'amico Fritz, Griselda etc.

IDIS 6350/51




Da capo al Fine

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