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Giuseppe Verdi
Il Trovatore




Der Troubadour kommt diesmal aus Tel Aviv

Von Thomas Tillmann

Zubin Mehta hatte internationale (zumeist von der New Yorker Met bekannte) Solisten nach Tel Aviv gebeten, um eine konzertante Aufführung von Il Trovatore zu besetzen, die er mit starker Orientierung an Effekten und Überrumpelungstaktik etwas vordergründig, aber nicht unspannend leitet (man hält den Sängern etwa die Daumen bei dem aberwitzigen Tempo, das er im Terzett der zweiten Szene anschlägt). Der mit Auftrittsapplaus bedachte Richard Tucker ist hier in einer seiner letzten Vorstellungen zu erleben, und das hört man auch: Die Stimme hat manches ihrer Flexibilität und ihres Klangs eingebüßt, die Art des Singens mutet altmodisch an, es wird auch gern gesprochen oder gebrüllt, um vokale Probleme zu kaschieren oder Aussageabsichten zu unterstreichen, und überhaupt bequemt er sich die Partie für meinen Geschmack ein bisschen zu sehr den eigenen Möglichkeiten an. Stilgefühl und differenzierter Ausdruck lassen indes sein “Ah! Si, ben mio” zu einem großen Moment des Abends werden, und auch durch die Stretta kommt er ohne Fehl und Mogelei. Die Palme gebührt zweifellos einer anderen: Gilda Cruz-Romo gilt Kennern als einer der profiliertesten, kompetentesten Spintosoprane ihrer Zeit im Allgemeinen, als exzellente Verdisängerin im Speziellen, und diesen Eindruck bestätigt die Aufnahme uneingeschränkt. Anders als manche bietet sie als Leonora nicht nur einen vollen, fraulichen, aparten Klang, sondern präsentiert sich auch als erstaunlich eloquent und kein bisschen überfordert im „Di tale amor“ und an anderen Stellen, an denen Virtuosität und vokale Flexibilität gefordert sind, sie kann geschmackvoll phrasieren, sie hat den nötigen Peng für die kräftezehrenden Phrasen etwa des Miserere oder des sehr entschlossen angegangenen Duetts mit dem Grafen im Anschluss, sie identifiziert sich mit ihrer Rolle - wie herausragend hätte sie in dieser Partie sein könnte, wenn ein wirklich erster Dirigent ein paar Wochen mit ihr im Studio gearbeitet hätte, in das in diesen Jahren andere gebeten wurden (sie ist auch der Star der Bonus Tracks, die den Beginn des vierten Aktes einer Aufführung derselben Oper beim Maggio Musicale Fiorentino des Jahres 1978 festhalten, bei der Carlo Cossutta ihr Partner und Riccardo Muti der Dirigent ist). Mignon Dunn ist eine sehr involvierte, keine Furcht oder Hemmung kennende Azucena, der in der Auseinandersetzung mit Manrico im ersten Akt nicht jeder hohe Ton ganz gelingen will – die begeisterten Zuhörer nehmen es nicht übel, aber man wundert sich schon, dass sie sich erst siebzehn Jahre später an der Met von dieser Rolle verabschiedet hat. Siegmund Nimsgern macht keinen schlechten Job als Conte (auch wenn ihm Feinheiten nicht gegeben sind und ich kein Fan von Konsonantenspuckerei bin), aber gab es denn da in Amerika oder Italien wirklich niemand anderen in diesen Jahren? Isser Bushkin ist ein ordentlicher Ferrando, ohne dass man sich längere Zeit an seine Stimme erinnern würde, gleiches gilt für Cilla Grossmeyer (Inez) und Menasse Hadjes (Ruiz). Gemein, laienhaft und überfordert klingen die Damen des Tel Aviv Philharmonic Choir in der Klosterszene, und auch die Herren könnten ein paar jüngere, professionellere Kräfte als Verstärkung gebrauchen.


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Giuseppe Verdi
Il Trovatore

Gilda Cruz-Romo - Leonora
Richard Tucker - Manrico
Siegmund Nimsgern - Luna
Mignon Dunn - Azucena
Isser Bushkin - Ferrando
Cilla Grossmeyer - Ines
Menasse Hadjes - Ruiz
Lawrence Feiner - Un vecchio zingaro

The Tel Aviv Philharmonic Choir and Orchestra
Dirigent: Zubin Mehta

Aufnahme: Tel Aviv, 9. Juli 1973

Bonus Tracks
Gilda Cruz-Romo - Leonora
Carlo Cossutta - Manrico
Aronne Ceroni - Ruiz

Orchestra e Coro del Maggio Musicale Fiorentino
Dirigent: Riccardo Muti
Aufnahme: Florenz, 1978

Gala GL 100.760 (2 CD)

Weitere Informationen unter:
www.warnerclassics.de




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