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Werkschau: Parsifal

Einführung in die Neuinszenierung der Bayrether Festspiele 2004


Parsifalkommentar

Von Stefan Schmöe


Werkeinführungen am Morgen der Aufführung gehören für viele Besucher der Bayreuther Festspiele inzwischen zum Pflichtprogramm, und vor allem die Veranstaltungen des Pianisten Stefan Mikisch haben fast schon Kultcharakter. Mikisch, der seine Vorträge längst auf CD eingespielt hat (unsere Rezension), bleibt dabei werkimmanent und geht auf die aktuellen Inszenierungen bestenfalls in kleinen Seitenhieben am Rande ein. Angesichts der Neuinszenierung des Parsifal 2004 durch Christoph Schlingensief und die befürchtete Überforderung des Publikums wird hier eine Lücke deutlich, die das Label Audiotransit schließen möchte: In einer neu begründeten Reihe „Werkschau“ gibt es zu dieser (und zu jeder kommenden) Neuinszenierung eine Einführung auf CD, die sich mit der Sicht des Regisseurs auseinandersetzt.

Text und Dramaturgie liegen in Händen des Bayreuther Journalisten und Wissenschaftlers Frank Piontek. Trotz der räumlichen Nähe zu den Festspielen erliegt Piontek aber nicht der Gefahr, eine Art „Hofjournalist“ zu werden. Dass er letztendlich versucht, eine günstige Stimmung für die Produktion zu erzeugen, ist natürlich legitim. Die Brisanz, die in der Verpflichtung Schlingensiefs als Regisseur liegt, weiß er geschickt aufzugreifen. So lässt er Zeitungsartikel zitieren, die durchaus kritisch mit dem Regisseur umspringen. Trotzdem ist die CD auch ein Plädoyer dafür, offen an diese Inszenierung heranzugehen (und sich selbst ein Urteil zu bilden).

Der Anspruch der ersten CD ist hoch. Inhalt und Musik werden als bekannt vorausgesetzt. Im ersten Teil wird die Oper selbst analysiert, und da kommen Zitate von Carl Dahlhaus über Nietzsche bis zu Theodor W. Adorno zu Gehör. Beim einmaligen Hören ist das aufgrund der Komplexität kaum nachzuvollziehen – vieles würde man gerne noch einmal nachhören oder besser nachlesen. Piontek ist um Ausgewogenheit der Deutungen bemüht, zeigt verschiedene Standpunkte auf, die gleichberechtigt nebeneinander stehen bleiben. Eine bestimmte Meinung aufnötigen möchte er nicht. Problematisch ist auch der sehr trockene Stil: Zwei Sprecher (Hans Walter Bottenbruch und Dorothee Storm) dozieren überdeutlich und mitunter auch maniriert, ein Vergnügen ist das Zuhören (anders als beim inhaltlich angreifbaren, aber rhetorisch brillanten Mikisch) nicht. Die für 2005 angekündigte CD zu Tristan und Isolde dürfte ruhig mehr Spaß an ihrem Sujet verbreiten

Wohltuend sind die Interview-Ausschnitte mit dem Regisseur (dessen Äußerungen allerdings die Grenze zur Schwafelei streifen, aber das liegt wohl in der Natur Schlingensiefs) und dem Bühnenbildner-Team. Natürlich erklärt Schlingensief seine Inszenierung nicht, sondern spricht über seine grundlegende Haltung zu dieser Oper. Ohnehin wartet seine Inszenierung ja nicht mit einer geschlossenen Deutung auf, sondern präsentiert ein wirres Assoziationsgeflecht. Die Offenheit dafür ist das, was diese CD dem Hörer ans Herz legt, und in dieser Hinsicht ist die CD hörenswert. Künftige Regisseure werden es den Machern der Reihe aber sicherlich leichter machen als Christoph Schlingensief.


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Cover

Werkschau: Parsifal
Premiere Bayreuth 2004

Eine Einführung in die Oper von Richard Wagner und die Neuinszenierung bei den Bayreuther Festspielen 2004
(Regisseur: Christoph Schlingensief)

Text und Dramaturgie:
Dr. Frank Piontek

Sprecher:
Hans Werner Bottenbruch
Dorothee Storm

© + (P) 2004 Audiotransit atcd1-001

weitere Informationen unter
www.audiotransit.de



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