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Admeto,
Re di Tessaglia

Oper in drei Akten
HWV22
Musik von Georg Friedrich Händel
Text nach einem Libretto
von Aurelio Aureli und Ortensio Mauro


Live-Aufnahme von den Händelfestspielen 2006
im OPERNHAUS HALLE


Glanzlose Produktion
in tadellos komponierten Bildern

Von Artie Heinrich


Nach Tamerlano und Teseo hat das DVD-Label ARTHAUS nun mit der Veröffentlichung von Admeto seine Reihe von Produktionen der Händel-Festspiele Halle fortgesetzt. Mit der heute nur noch wenig bekannten Oper über den König von Tessalien steht damit eine Live-Aufnahme der Aufführungen des OPERNHAUS HALLE aus dem Jahre 2006 zur Verfügung. Somit haben alle Beteiligten, neben den oben genannten auch noch die digital images GmbH in Zusammenarbeit mit dem MDR, ein erstaunliches Tempo vorgelegt, um die DVD noch deutlich vor den diesjährigen Festspielen auf den Markt zu bringen.

Admeto ist eine von Händels Zwei-Primadonnen-Opern aus der Blütezeit seiner Royal Academy of Music, in der er Stücke für die weltberühmten Sängerinnen Faustina Bordoni (die spätere Ehefrau von Johann Adolf Hasse) und Francesca Cuzzoni sowie den nicht minder gefeierten Kastraten Senesino komponierte und immer darauf bedacht sein musste, jedem dieser Stars einen gleich großen Raum an Arienanzahl und Affektbreite einzuräumen. Was dabei an Musik für Admeto herauskam ist effektvoll und gefällig zu hören, allerdings fehlen die ganz großen Charakterstücke.

Vergleicht man die Inszenierungen der drei Festspielopern-Einspielungen, so könnten die Unterschiede größer nicht sein. Während in Tamerlano ein fast historisch-erstarrtes Konzept tönender tableux-vivants gepflegt wurde und Teseo eine fantasievoll-dezente Anlehnung an die Zeit der Opernhandlung (mit gelegentlichen feinen Verfremdungen) darstellte, sind bei Admeto alle Schranken gefallen. Die Handlung wurde versetzt in's triste Bühnenbild eines modernen Krankenhauses, oftmals dominiert von sterilen Blautönen – kein Fest für's Auge und in der Konzeption eher abschreckend für konservative Opernfreunde. Die Einstreuung barocker Gestik-Zitate, laut Programmheft ein „spannender Kontrast zwischen aufgelockertem Spielfluss und artifizieller Erstarrung“ wirkt unnötig bis beliebig – zudem sind die Gesten oftmals erschreckend oberflächlich ausgeführt. Der schelmisch-augenzwinkernde Spielwitz, den man von Regisseur Axel Köhler sonst gewohnt ist, zeigt sich hier nur ansatzweise und ist oft ins Groteske überzeichnet.

Nun denn – umso mehr Möglichkeit, sich auf die Musik zu konzentrieren, die dankbarerweise nie von der Inszenierung zugedeckt wird – hier zeigt sich dann doch die Sensibilität des Musikpraktikers Köhler. Unter Händelpreisträger Howard Arman spielt das Händelfestspielorchester routiniert, jedoch nur stellenweise erblühend in Glanz und Glut. Die Sänger leisten gute Arbeit, doch auch hier gibt es wenig echte Höhepunkte.

Matthias Rexroth – von der Stimmfärbung her, besonders in den weichen Tiefen, nicht wenig an Axel Köhler erinnernd – bleibt in der Hauptrolle des gebeutelten liebeskranken Königs Admeto seltsam blass und konturlos; was auch daran liegen mag, dass er einen Gutteil der Inszenierung im Krankenbett verbringen muss. Mechthild Bach zeigt als Antigona eine beachtliche Stimmgewandtheit, wenn auch nicht -schönheit, und fällt in tiefer Mittellage oftmals der Überdeckung des Orchesters zum Opfer.

Ganz im Gegensatz dazu hat Romelia Lichtenstein als Königsgattin Alceste keine Probleme, ihr markantes Organ klanglich durchzusetzen. Mag manchem Barockpuristen ihre Stimme auch einen Hauch zu dramatisch erscheinen – der Partie angemessen ist es allemal. Tim Mead, dessen Trasimede als formidabler Kotzbrocken konzipiert ist, wurde, wie sooft bei Händels Sekondariern, mit erstaunlich anspruchsvoller Musik bedacht, die er auch angemessen und problemlos zu interpretieren versteht. Die Ponto-Stipendiatin Melanie Hirsch kann in der Pagenrolle des Orindo kaum von sich hören lassen – den Stimmumfang für einen guten Barockmezzo hat sie allemal, man wünscht sich nur noch eine bessere Verschmelzung der Register. Als strammer Herkules kann Raimund Nolte mehrmals mit klar geführtem, homogenem Bass überzeugen, während Gerd Vogel als Diener Meraspe nur mit einer einzigen Arie bedacht ist.

Alles in allem kann der Opernfreund mit Admeto seine DVD-Sammlung um eine solide, wenn auch unspektakuläre Händelproduktion erweitern, deren Regiekonzept vor allem bei Zuschauern mit eher traditionellen Erwartungen nicht unbedingt auf Gegenliebe stoßen wird.

Die technische Ausstattung der DVDs ist angemessen, wenn auch nicht überbordend. Neben normalem Stereoton gibt es noch Tonspuren mit Dolby Digital 5.1 und DTS 5.1. Untertitel sind in Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch und Italienisch verfügbar.

Unersetzbar zum Verständnis der Oper ist die etwa dreieinhalbminütige Synopsis, die in Ausschnitten mit erklärendem Text die typisch verworrene Opernhandlung verständlich macht. Im Gegensatz zur Vorgängerproduktion Teseo hier allerdings nur in Deutsch, jedoch mit verschiedenen Untertiteln. Weitere Extras gibt es nicht, wobei jedoch die Box zusätzlich zu den beiden DVDs auch noch eine Audio-Aufnahme der Oper auf 2 CDs enthält.

Bei der Szenenanwahl, die nur über die Einstiegstexte der Rezitative oder Arien möglich ist, wäre eine Bebilderung zur besseren Übersicht wünschenswert. Und das Booklet, obwohl für den Opernlaien ausreichend, hätte für den Händel-Enthusiasten doch noch mehr Information enthalten können, z.B. eine vollständige Besetzungsliste der Uraufführung oder sogar ein Abdruck des vollständigen Operntextes (obwohl dieser natürlich über die Untertitel auf dem Bildschirm mitverfolgt werden kann).

Ein uneingeschränktes Lob gebührt bei dieser DVD-Produktion Ute Feudel für ihre rundum gelungene Bildregie. Eine Opernaufnahme steht und fällt mit ihrer Fähigkeit, dem Publikum am Bildschirm das Geschehen nahezubringen, die Zuschauer zu involvieren. Das Können des Bildregisseurs, die Übersichtlichkeit der Totale mit der intimen Innigkeit einer Nahaufnahme werkdienlich zu verweben, beeinflusst letztendlich mehr als alles andere die Qualität einer Opern-DVD. Und war auch beim Vorgänger Teseo hier noch eine gelegentliche Unausgewogenheit zu bemerken, so ist Admeto ein Beispiel unaufdringlicher und doch ungemein einfühlsamer, gleichsam mit-singender Bildregie.

So kann man nur hoffen, dass diese Einspielung nicht die letzte Zusammenarbeit der Händelfestpiele Halle mit ARTHAUS MUSIK bleibt, und dass die hier gezeigte Qualität der Bildkomposition bei optisch pralleren Füllhörnern Anwendung findet.


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Special Box Set
2 DVDs und 2 CDs

Laufzeit: 196 min
Bildformat: 16:9
Soundformat: PCM Stereo, Dolby Digital 5.1, DTS 5.1
Region Code: 0
Sprache: I Menü Sprachen NTSC: D, F, GB, I, SP
Untertitel Sprachen NTSC: D, F, GB, I, SP
Katalognummer NTSC: 101 257
Veröffentlichung: 2007


Händelfestspielorchester Halle
Dirigent: Howard Arman
Regie: Axel Köhler
Bühnenbild: Roland Aeschlimann
Kostüme: Marie-Thérèse Jossen
Maske: Mario Ansinn
Licht: Matthias Hönig
Barock-Gestik: Nils Niemann
Kamera: Andreas Splett (ATV-Studio Halle)

Solisten:
Admeto, König von Tessalien – Matthias Rexroth
Alceste, Frau von Admeto – Romelia Lichtenstein
Antigona, eine trojanische Prinzessin – Mechthild Bach
Trasimede, Bruder von Admeto – Tim Mead
Ercole (Herkules) – Raimund Nolte
Orindo, ein Höfling – Melanie Hirsch
Meraspe, Vertrauter von Antigona – Gerd Vogel

Bildregie: Ute Feudel

Weitere Informationen:
ADMETO
Label: Arthaus-Musik http://www.arthaus-musik.com/



Da capo al Fine

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