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Bernhard Hofstötter, Dolores Costoyas
Silvius Leopold Weiss:
Conserto for two Lutes. Suites

CD-Debut mit neu entdeckter Lautenmusik
von Silvius Leopold Weiss

Von Dr. Ingo Negwer

Im Jahre 2004 wurden auf Schloss Rohrau, der ca. 40 km von Wien entfernten Residenz der Familie Harrach, sieben Bücher mit Musikmanuskripten des 18. Jahrhunderts entdeckt. Zwei dieser Bände enthalten Lautentabulaturen. Der eine trägt den Titel "Weiss Sylvio - Lautenmusik", der andere: "Lautenmusik von unbekannten Componisten". Es handelt sich um eine umfangreiche Entdeckung von Werken aus der Feder von Silvius Leopold Weiss (1687-1750). Sie hat den Bestand der bekannten Kompositionen dieses wohl bedeutendsten Lautenisten der Barockzeit um ca. 7 % erhöht. Die Harrachschen Manuskripte gelten damit nach den Londoner und Dresdener Manuskripten als die dritte Hauptquelle der Weiss'schen Musik.

Eine herausgehobene Bedeutung haben die Harrachschen Manuskripte auch deshalb, weil in ihnen erstmal vollständige Kammermusikwerke von Silvius Leopold Weiss überliefert sind: ein Trio für Violine, Laute und Bass in A-Dur sowie ein Duett für zwei Lauten in C-Dur. In Dresden und London sind hingegen nur die Lautenstimmen von verschiedenen Concerti und Duetten enthalten, während die anderen Instrumentalstimmen als verschollen gelten müssen (weitere Informationen zu S.L. Weiss unter http://www.slweiss.com).

Der in Wien geborene Lautenist Bernd Hofstötter hat nun auf seiner ersten CD eine Auswahl von Suiten und Einzelsätzen aus den Harrachschen Manuskripten eingespielt. Schon aufgrund des gewählten Repertoires nimmt die Aufnahme im Kreis der inzwischen umfangreichen Weiss-Diskografie eine beachtenswerte Rolle ein. So gibt es zur hier erstmals eingespielten Suite F-Dur aus dem MS Harrach bislang keine Konkordanz in anderen Quellen. Hofstötter nimmt sich der Kompositionen, die der frühen Schaffensperiode von Weiss zugehören, mit großer Sorgfalt an. Sein Spiel zeichnet sich durch Klangschönheit und eine sehr ausgewogene Balance zwischen Diskant- und Bassregister aus. Den einen oder anderen Satz würde ich mir in Tempo und Dynamik allerdings ein wenig mutiger wünschen. So wirken die Gigues durchweg etwas zu gefällig, die Sarabandes hingegen zu wenig "bedeutungsschwer". Dessen ungeachtet bestechen Hofstötters Interpretationen durch ein geradezu makelloses gesangliches Legato, das von geschmeidig ausgeführten Verzierungen bereichert wird.
Zu Beginn der CD ist das bereits erwähnte Concerto C-Dur als eine besondere Rarität zu hören, bekommt man hier doch einmal einen Eindruck von Silvius Leopold Weiss' Kammermusik. Bernhard Hofstötter interpretiert das charmante viersätzige Werk im Duo mit Dolores Costoyas, die im ihm eine ebenbürtige Partnerin ist. Nicht nur in der formalen Anlage, auch im virtuosen Esprit des Allegro oder im eindringlichen Zwiegesangs der langsamen Sätze ist der charakteristische Einfluss des italienischen Stils auf Weiss deutlich vernehmbar.

Fazit: Bernhard Hofstötter und Dolores Costoyas legen eine gelungene CD vor, die man sowohl aufgrund ihres Repertoirewertes als auch hinsichtlich der weitgehend überzeugenden Interpretationen bestens empfehlen kann.



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Cover

Bernhard Hofstötter, Dolores Costoays
Silvius Leopold Weiss:
Conserto for two Lutes. Suites

Produced by ATMA Classique

© + (P) 2007  ATMA Classique
ACD2 2538


Weitere Informationen unter:
http://www.atmaclassique.com/





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