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Musik aus Salon und Kaffeehaus

Leichter Genuss


Salonmusik ist eine merkwürdige Gattung: Weder so recht der "E"- noch der "U"-Musik zuzuordnen, weil sie als "Gebrauchsmusik" - welch schreckliches Wort - ungern zu Brahms oder Beethoven in den Konzertsaal gestellt wird, andererseits aber ein paar Streich- und Blasinstrumente im Walzertakt von der Unterhaltungsindustrie eben auch nicht besonders gefragt sind. Bestenfalls im Dauergedudel melodienseliger Radiosender für das der Pubertät entwachsene Publikum fristet die Salonmusik ein trauriges Schattendasein. Paul Lincke und Robert Stolz trifft man gelegentlich noch in Wunschkonzerten an, Isaac Albeniz und Ruggero Leoncavallo haben mit dem Concerto de Aranjuez bzw. dem Bajazzo immerhin mit einem einzigen Werk ein wenig Nachruhm gesichert. Aber Fibich, Drdla, Braga oder Winkler?

Nun gehört es zu der Gattung, dass man - zumindest bei den besseren Kompositionen - eher die Melodie als den Namen ihres Verfassers im Ohr hat. Anders als die Eroica lässt sich Heinzelmännchens Wachparade wohl auch vom bildungsbeflissenen Bürgertum ohne detaillierte Kenntnisse der Komponistenbiographie guten Gewissens genießen. Vorausgesetzt, es wird ordentlich musiziert.

Das Salonorchester Schwanen erfüllt letztere Bedingung ganz ausgezeichnet. Mit zwei Violinen, Cello, Bass, Flöte, zwei Klarinetten, Klavier, Akkordeon und Schlagzeug ist es ungemein farbig, spielt aber äußerst transparent und trumpft nur ganz selten mit voller orchestraler Wucht auf: Bezeichnenderweise besonders bei Paul Linckes sehr preußischer Berliner Luft. Mediterraneren Charme versprüht Leoncavallos Brise de Mer. Man merkt: Obwohl die vorliegende CD mit "Wien, Du Stadt meiner Träume" überschrieben ist, geht es international zu. Die Auswahl der Stücke ist klug getroffen, schlägt einen weiten Bogen, der aber in der Zusammenstellung schlüssig ist, aber deshalb lange nicht irgendwie didaktisch: Der Spaß am Musizieren ist wichtiger als die Ehrenrettung vergessener Komponisten, und diesen Spaß hat man auch als Hörer.

Dass es auch mit kleinerer Besetzung geht, das beweist das nur halb so große Bremer Kaffeehaus-Orchester mit Violine, Cello, Bass, Klavier und Flöte mit ihrer CD Rendezvous im Kaffeehaus. Der Klang ist intimer, aber durch hohe Spielkultur und geschickte Arrangements immer noch farbig und abwechslungsreich. Die schnellen Stücke liegen dem Ensemble besser als die etwas pauschal geratenen langsamen; in den besten Momenten wird die Musik ganz leicht und herrlich ironisch überpointiert, was dem Ganzen noch eine besondere Würze verleiht.

Man mag bedauern, dass die Literaten von heute nicht mehr in den Salons oder Kaffeehäusern altmodisch ihre Zeitungen durchblättern, sondern schnellebig in Online-Magazinen surfen (wir bedauern's eigentlich nicht) - mit den vorliegenden Aufnahmen im High-End-Verstärker und einem guten Cognac im Glas kann man sich ein wenig in vergangene Zeiten zurückversetzen. Aber auch ohne nostalgische Anwandlungen wird man mit dieser Musik viel Freude haben.
Von Stefan Schmöe










Wien, Du Stadt meiner Träume
Perlen europäischer Salonmusik,
Vol.1

Salonorchester Schwanen

aufgenommen 8/1999
NAXOS 8.554756D
www.hnh.com
www.naxos.de





Rendezvous im Kaffeehaus

Bremer Kaffeehaus-Orchester

aufgenommen 7/2000
Sony 498193-2
www.sonyclassical.de





Da capo al Fine

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