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Gabriel Fauré
Requiem


Verhangene Klangwelten

Von Stefan Schmöe

Den Bereich der Barockmusik hat Countertenor Philippe Jaroussky bereits mit seinem erfolgreichen Soloalbum Opium verlassen und sich auf spätromantische Wege begeben. Da passt es nicht schlecht, ihn für die Sopranpartie in Gabriel Faurés Requiem zu verpflichten, einem elegischen, oft ätherisch zarten Chorwerk, das die Schrecken des dies irae, dem Tag des Jüngsten Gerichts, vor allem als kräftigen Hintergrund braucht, vor dem sich das zart beginnende Sanctus und vor allem das entrückte in paradisum, mit dem das Werk in sanfter Verklärung endet, umso effektvoller abhebt. Knapp dreieinhalb Minuten im Zentrum des Werkes gehören dann Jaroussky.

Keine schlechte Wahl, denn die wunderbare Stimme des Franzosen klingt in den besten Momenten wie aus einer anderen Welt, oder in diesem Kontext vielleicht besser: wie vom Himmel. Unverständlich aber, warum Jaroussky viel zu oft mit Druck ein Vibrato erzwingt, wo doch gerade die vibratolosen, aber ungemein klangvollen Töne den besonderen und unvergleichlichen Reiz ausmachen. Da bleibt neben dem staunen über die Möglichkeiten dieser Stimme doch Enttäuschung, wie verhältnismäßig wenig durch die eben doch konventionelle Gestaltung daraus gemacht wird.

Leider gibt es sonst wenig Argumente für diese Einspielung. Der solide Bariton von Matthias Goerne klingt ein wenig altväterlich, und so schön und vor allem in den Tenören warm und „rund“ der Chœr de l'Orchestre de Paris singt (wenn auch mit etwas mulmiger Intonation), so solide das recht getragene Dirigat von Paavo Järvi ist, das allzu verwaschene Klangbild ist so unscharf, dass es den Hörgenuss arg verleidet. Mag sein, dass hier ein dem Werk angemessener samtiger, entrückter Klang produziert werden sollte – das Ergebnis klingt, als sei ein schwerer Samtvorhang über den Chor geworfen.

Da das Requiem mit etwas mehr als einer halben Stunde noch reichlich Platz lässt, sind einige Jugendwerke für Chor und Orchester von Fauré eingespielt: Den ruhig fließenden Cantique de Jean Racine, die Pavane (nach einem Gedicht von Robert de Montesquiou) und die zu Lebzeiten des Komponisten unveröffentlichte, etwa zehnminütige Psalmvertonung Super flumine Babylon (mit akzeptablem Solistenquartett, aber ohne Jaroussky), die Fauré als 18-jähriger bei einem Wettbewerb einreichte und die hier zum ersten Mal auf CD eingespielt wurde. Ergänzt wird das nicht uninteressante Programm durch eine gefällige Elegie für Cello und Klavier (wie auch einige der anderen Werke erst nachträglich instrumentiert).

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Gabriel Fauré:
Requiem


Philippe Jaroussky, Countertenor
Matthias Goerne, Bariton
Eric Picard, Cello
Chœr de l'Orchestre de Paris
Orchestre de Paris
Ltg.: Paavo Järvi

Werke:
Messe de Requiem op.48
Cantique de Jean Racine op.11
Elégie für Cello und Orchester op. 24
Pavane für Orchester und Chor ad libitum op.50
Super flumine Babylonis für Chor und Orchester

Gesamtspielzeit: 62:48


VIRGIN Classics 0884702

Weitere Informationen
www.virginclassics.com
www.orchestredeparis.com





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