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Zwei neue
CDs von Supraphon Kammermusik des 20. Jahrhunderts Böhmische Blasmusik andersVon Michael MagercordZwei
CDs
der tschechischen Plattenfirma Supraphon mit Kammermusik, in deren
Mittelpunkt Blasinstrumente stehen, sind fast zeitgleich auf den Markt
gekommen - Zufall oder Absicht? Jedenfalls ermöglicht uns diese
zeitliche Häufung einen Vergleich des unvergleichlich Gleichen
vorzunehmen. Beide CDs bieten versierten Solisten von Waldhorn, Oboe
und Klarinette die Möglichkeit, ihr Können unter Beweis zu
stellen, und auf beiden Einspielungen tun sie das mit Stücken, die
man nur höchst selten zu Gehör bekommen dürfte. „Serenade“
heißt
die CD des Ensembles Baborák um den Klarinettisten
Radek Baborák nach der Komposition von Bohuslav Martinů, die den beschwingten Auftakt
dieser Auswahl eher leichter musikalischer Kost bildet. Im Grunde
besteht die Sammlung aus kompositorischen Beiwerken: Ist die „Serenata
in vano“ von Carl Nielson noch ein häufiger eingespieltes Kleinod
der heiteren Kammermusik, so diente sein „Canto serioso“ eigentlich nur als
Orchester-Aufnahmeprüfungsstück für Waldhornspieler, die daran beweisen
sollten,
ob sie die schwierigen tiefen Lagen dieses Instrumentes
tatsächlich beherrschen. Sollte dies auch der Sinn der Übung
auf der CD gewesen sein, kann man sagen: Waldhornist Stefan Wenzel hat
mit Bravur bestanden. Die
sehr
kurzen Passagen von Charles Koechlin wiederum, die als Filmmusik
komponiert waren, kamen nie zum cineastischen Einsatz.
Stimmungskompositionen nennt man die Stückchen nun im Nachhinein,
womit vor allem die gepflegte heitere Laune gemeint sein muss.
Schließlich wurde auch die zweite Komposition von Martinů auf
dieser CD bislang nur selten eingespielt. Der altersweise Komponist
wollte ohnehin seinen kompositorischen Jugendstreich dort belassen, wo
er schon lange war: in der Versenkung. Dabei ist gerade dieses
dreisätzige Quartett für Cello, Klarinette, Waldhorn und
kleine Trommel, wenn auch etwas sperrig, so doch das interessanteste
Stück der CD. Ingesamt ist es jedenfalls erstaulich, dass sich
diese eigentlich fast nur aus wiederverwerteten kompositorischen
Abfällen zusammengestellte CD doch zu einem Ganzen fügt -
wenn auch in leichter Form, als Serenade eben. Gewichtiger
kommt
die zweite CD daher, deren Musik ausnahmslos von tschechischen
Komponisten des 20. Jahrhunderts stammt: Das Titelstück
„Risonanza“ für Harfe Solo und „ordo modalis“ für Harfe und
Oboe von Petr Eben, zwei Werke von Jan Hanuš für Oboe, Harfe und
Klavier und schließlich die Suite op. 17 des im KZ Theresienstadt
ermordeten Pavel Haas. Die
drei
jungen tschechischen Musiker, die gemeinsam auf der CD wirken,
sind gefragte Solisten ihrer Instrumente, und das merkt man der CD im
Guten wie auch im weniger Guten an. Der Umstand, der den Werken von
Hanuš und Eben sehr zugute kommt, ist bei der Suite für Oboe und
Klavier von Pavel Haas eher abträglich. Im
Vergleich
mit der nur wenige Jahre zurückliegenden Einspielung des
Oboeisten Vojtěch Jouza und der Pianistin Jitka Čechová
erscheint auf dieser CD vor allem die Oboe von Vilém Veverka in
dem nachdenklichen Stück aus dem Jahr 1939 unnötig
aufdringlich. Und dem in der modernen Klassik eigentlich sehr
versierten Pianisten Ivo Kahánek, der mit seiner Einspielung der
Kabeláč-Prälüdien Maßstäbe
gesetzt hatte, merkt man an, dass er sich mit den – allerdings nur sehr
kurzen – jazzig-angehauchten Passagen im „Trio concertante“ von Hanuš
etwas schwer tut, allerdings nur, um in dessen Sonate umso mehr zu
glänzen. Beide
CDs
sind trotz ihrer kleinen Schwächen und großen
Unterschiede auf ihre Weise lobenswert, schon allein ihres gewagten
Repertoires wegen, das – ob man es nun etwas leichter oder doch eher
gewichtiger mag – letztlich auf höchstem Niveau dargeboten wird. Doch sei hier nun noch ein letztes Wort zur Cover-Gestaltung erlaubt: Man hat das Gefühl, dass die Plattenfirma Supraphon, der eigentlich oft sensationell schöne Cover geraten, nun auch vom Taumel des zunehmenden Star-Getues erfaßt worden ist, es aber zugleich völlig anders machen will. Ist das Sofa-Portrait der „Serenade“ gerade noch erträglich, so ist die schwüle Dreiecksszene der „Risonanza“ völlig daneben. Der Bezug zur Musik jedenfalls ist nicht mehr auszumachen – aber gottlob zählt ja letztlich nur diese.
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Serenade 1. Serenade Nr. 1 - Bohuslav Martinu 2. Serenta in vano - Carl Nielsen 3. Les Confidence d'un Jouer de Clarinette - Charles Koechlin 4. Canto seriosa - Carl Nielsen 5. Quartett für Klarinette, Waldhorn, Cello und Trommel - Bohuslav Martinu 6. Musica Leggera - Luciano Berio Spieldauer: 59:34 Baborák
Ensemble SU 3998-2 Risonanza 1. Trio
concertante - Jan Hanus Spieldauer: 70:42 Katerina
Englichova - Harfe SU 3993-2 © 2009
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- Fine -