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Josef Bohuslav Foerster
Klaviertrios

Zu spät zur rechten Zeit

Von Michael Magercord

Der „unbekannte“, bestenfalls nur der „vergessene“ - diese Attribute stehen in Betrachtungen über diesen tschechischen Komponisten vor dessen Namen. Und als Geheimtipp werden CD-Veröffentlichungen mit Einspielungen von seiner Musik nicht nur beschrieben, sondern sogar beworben.

Josef Bohuslav Foerster (1859 – 1951) ist der Geheimnisumwobene und Unterschätzte, den seine späten Entdecker gar einen Universalkünstler nennen: Nicht nur Komponist und Maler, sondern auch Musiktheoretiker und –kritiker war er. Geheim allerdings sind seine Kompositionen nicht, aber wenig gespielt und noch weniger eingespielt. Das gilt allerdings nicht in seinem Heimatland. Dort wurden so ziemlich alle seine Werke relativ zeitnah zu ihrer Entstehung uraufgeführt. Und mittlerweile kümmert sich auch in Deutschland das Symphonieorchester Osnabrück um das reiche symphonische Werk des fleißigen Komponisten. Nun liegt eine Einspielung seiner drei Klaviertrios vor, die in einem Zeitraum von vierzig Jahren entstanden sind, das erste im Alter von 24, beim letzten war er 63 Jahre jung.

Bohuslav Foerster lebte von der Mitte des 19. Jahrhundert bis zur Mitte des 20., in einer Spanne also von mehreren Epochenwenden. Sein Markenzeichen war es, nicht eine dieser Wenden mitgemacht zu haben. Was so dann doch nicht ganz stimmt, denn er war ein anerkannter Musiktheoretiker und als solcher mit allen Veränderungen der Tonsetzerkunst durchaus vertraut. Doch in seinem eigenen Schaffen blieb der Theoretiker linientreu und komponierte auf eine Art, die man „romantisch“ nennt. Was so natürlich auch nicht ganz stimmt, denn im Laufe der Jahrzehnte und Epochen wurde aus ihm ein „Neoromantiker“, oder gar ein zu spät gekommener Romantiker. Was nun so allerdings immer weniger wichtig wird, da sich ja in jüngster Zeit die theoretische Einteilungs- und Epochenmanie vergangener Jahrzehnte ohnedies reichlich abgeschwächt hat und man jederzeit auch mal ganz theorielos romantisch sein darf.

Edward Grieg war Foersters großes Vorbild und es scheint, als habe er die norwegische Elegie ins lebhafte böhmische Musizieren integriert. Das gilt auch für diese drei Klaviertrios, die hier nun vom Janacek-Trio dargeboten werden. Es ist eine leichtere Musik, die aber ganz und gar nicht ungewichtig bleibt. Und das junge Trio hat sich besonders bemüht, diese Spannweite hervorzuheben. Die Spannung bei den reichlichen Ritenutos zu halten und den ebenso reichlichen Calandos genügend Zeit einzuräumen, das sei, so die Musiker, das schwierigste gewesen bei der Arbeit zu diesen Aufnahmen. Mission accompli, kann man ihnen zurufen, denn dieses ist den drei Absolventen der Prager Musikakademie bestens gelungen. Es ist eine zeitgemäße Romantik, die Marketa Janackova, Marek Novak und Jiri Pospichal uns bieten, zumal sich das Trio zuvor bereits mit einer hochgelobten Schnittke-Einspielung hervorgetan hatte und sich nun mit Klaviertrios des als „neo-klassisch“ eingestuften Komponisten Jiri Gemrot (Jahrgang 1957) beschäftigt.

Wer also von romantischer Kammermusik immer noch nicht genug hat und doch mal wieder was neues hören will, für den ist diese CD genau das richtige zur rechten, theorieloseren Zeit. Und für die anderen? Ist sie ein Geheimtipp.

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Josef Bohuslav Foerster
Sämtliche Klaviertrios


Janacek Trio
Marketa Janackova, Klavier
Jiri Pospichal, Geige
Marek Novak, Cello



Werke:
Klaviertrio Nr. 1, Op. 8
Klaviertrio Nr. 2, Op. 38
Klaviertrio Nr. 3, Op. 105

Gesamtspieldauer : 75:23

Supraphon SU 4079-2 (© 2012)


Weitere Informationen
www.supraphon.com
www.janacektrio.cz





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