Online CDs
Klassik
Homepage  zurück  e-mail  Impressum



Ruth Ziesak singt Schumann und Brahms


Leuchtende Höhen

Das gängige Liedrepertoire beschränkt sich in der Regel auf ein paar wenige, vermeintlich publikumsträchtige Zyklen. Schumann mit seinem Liederkreis nach Eichendorff und der Dichterliebe geht es da nicht besser als Schubert mit der Winterreise und der Schönen Müllerin Erfreulicherweise nimmt sich die Sopranistin Ruth Ziesak in der vorliegenden Aufnahme weniger bekannter Lieder an, wobei die Sechs Gedichte und Requiem op.90 von Robert Schumann immerhin einen kleinen Zyklus bilden, wenn auch ohne direkten inhaltlichen Zusammenhang. Neben fünf weiteren Liedern Schumanns sind 14 Lieder von Johannes Brahms eingespielt, wobei die Palette der vertonten Texte von Goethe bis zu volkstümlichen Gedichten aus dem Serbischen reicht.

Die Aufnahme verdankt ihren Charme dem jungen, fast mädchenhaften Timbre von Ruth Ziesak. In der hohen Lage leuchtet die sehr bewegliche Stimme wunderbar auf; in der Mittellage allerdings fehlt es an den dunkleren, wärmeren Klangfarben und in der tiefen Lage an Fundament. Ruth Ziesak gestaltet die Lieder nuanciert, dennoch fehlt es gelegentlich - betroffen sind eher die abgründigen Schumann-Lieder als die "naiveren" von Brahms - an den Zwischentönen. Nicht immer ist die Gestaltung ganz organisch, manches klingt mehr einstudiert als nachempfunden. Auch das Zusammenspiel von Ruth Ziesak und Pianist Ulrich Eisenlohr ist nicht immer organisch. Den romantischen Tonfall bleibt Eisenlohr mitunter mit allzu vordergründiger Spielweise schuldig.

Ziesak und Eisenlohr neigen zu sehr ruhigen Tempi; in Schumanns Kommen und Scheiden op. 90/3 oder dem Schweren Abend op. 90/6 bleibt die Musik beinahe stehen, ohne dass sie schwerfällig würde. Aber nach solchen sehr gelungenen Haltepunkten müssten die bewegteren, emphatischeren Gesänge - etwa das Liebeslied op. 51/5 oder Die Sennin op. 90/4 von Schumann oder auch der Serenade op.70/3 von Brahms - mehr Schwung und auch mehr Nachdruck haben. Für sich genommen sind die einzelnen Lieder oft sehr schön, aber in der Zusammenstellung gehen die musikalischen Verbindungen etwas verloren - da rächt sich vielleicht doch, dass hier kein großer Zyklus vorliegt.

Wenn auch insgesamt einige Abstriche zu machen sind, so lohnen viele schöne Details das Hören der Aufnahme allemal. Der unprätetiöse und undramatische Zugang der ja gerade als Opernsängerin sehr erfolgreichen Ruth Ziesak verleihen der Aufnahme einen fast intimen Charakter. Aber obwohl die Sängerin um deutliche Artikulation bemüht ist, bleibt manches Wort unverständlich. Leider sind die Texte im Beiheft nicht abgedruckt - das ist vielleicht das größte Manko dieser CD.



Von Stefan Schmöe





Cover

Robert Schumann:

Singet nicht in Trauertönen op. 98/7
Die Soldatenbraut op. 64/1
Die Lotusblume op. 25/6
Jasminenstrauch op. 27/4
Liebeslied op.51/5

Sechs Gedichte und Requiem op. 90

Johannes Brahms:

Das Mädchen op. 95/1
Bei Dir sind meine Gedanken op. 95/2
Der Jäger op. 95/4
Vorschneller Schwur op. 95/5
Mädchenlied op. 95/6
Im Garten am Seegestade op. 70/1
Lerchengesang op70/2
Serenade op. 70/3
Regenlied op. 59/3
Nachklang op. 59/4
Nachtigall op. 97/1
An die Nachtigall op. 46/4
Der Tod, das ist die kühle Nacht op.96/1
Wir wandelten op.96/2


Sony Classical 500614 2

in der Reihe music for you



Da capo al Fine

Homepage CDs:Klassik-Index E-mail Impressum

©2000 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de

- Fine -