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Weihnachten mit den drei Tenören

Drei Tenöre für ein Ave Maria




Die Überschrift über dieser Rezension lässt eine Glosse vermuten. Und sein wir mal ehrlich: Wer hasst sie nicht auch von Herzen, die Tonnen von Weihnachtsplatten, die in der besinnlichen Zeit den Markt überschwemmen und die CD-Regale verstopfen. Betrachtet man das Cover der Weihnachts-CD der drei Tenöre, schwant einem auch hier schon einiges. Drei Herren in bestem Alter haben sich für ihre Plattenfirma Sony Classical in barockem Ambiente vor den brennenden Kamin gesetzt. Die Szene ist in weiche, goldene Farben getaucht. Sie haben ein Lächeln auf den Lippen, denn sie wissen: Wenn der geneigte Hörer, der Liebhaber schöner Stimmen und ihrer Sangeskunst die goldglänzende, preziöse CD seinem Abspielgerät einverleibt hat, dürfen sie ran. Haben sie noch etwas zu bieten? Kann man den Meistern des Marketings, den Rittern des hohen C noch das Ohr leihen? Die Antwort lautet, überraschenderweise: Ja, man kann.

Das Schönste an dieser CD (der Live-Mitschnitt eines Konzertes aus dem Wiener Konzerthaus 1999) ist, dass sich die weihnachtliche Atmosphäre hier nicht aufdrängt, wie es auf abertausenden, einfallslosen und unerträglichen Platten der Fall ist. Oft stehen die Aufnahmen dieser CD auf der Kippe zum Kitsch, streifen ihn aber eben nur beinahe. Aufdrängen wollen sich glücklicherweise auch nicht die recht geschmackvollen, zuweilen hollywoodartigen Arrangements von Christian Kolonovits, Luca Logi und Giancarlo Chiaramello (Nebenbei: es ist witzig, wie bei solchen "halbseidenen" Aufnahmen immer wieder Dirigenten "auftauchen", die sich für solch seichte Gefilde nicht zu schade sind. Man darf sich nicht wundern, wenn sie gänzlich unbekannt sind. Oder wissen Sie, wer Steven Mercurio ist?) Die Mischung der Lieder ist, o Glück, international, die drei Tenöre wechseln ständig die Sprache, auch innerhalb der Lieder selbst. Englisch, Deutsch, Spanisch, Italienisch und sogar Polnisch ist da zu hören.

Diese Vielsprachigkeit ist zugleich auch der größte Fehler dieser CD. Wirklich unmöglich und eine Schande ist die Aussprache unserer drei Sangesgrößen, geht es um Englisch oder Deutsch. Hier tun sich alle drei nur wenig. Wer sich einen Spaß machen will, der versuche doch mal herauszufinden, in welcher Sprache Pavarotti im Cantique de Noel singt. Auch Placido Domingo verschluckt Endsilben im Wiegenlied von Brahms. Sänger wie Thomas Hampson leisten sich solche Schlampereien nicht.

Nur selten haben Domingo, Carreras und Pavarotti Gelegenheit, mit hohen Tönen um sich zu werfen; auch das bleibt nach dem Hören der CD angenehm in Erinnerung. Alle Stimmen sind älter geworden, vielleicht besonders die von Luciano Pavarotti. Sein Piano in Stille Nacht klingt gequält und brüchig, die Stimme ist unflexibel, ungeschmeidig geworden. Nicht immer sind die drei zusammen, und zuweilen hat man den Eindruck, Pavarotti interessiere sich nicht sonderlich dafür, wann er nun tatsächlich an der Reihe ist. Den größten Eindruck hinterlässt schließlich wohl José Carreras. Besonders, wenn er Spanisch singt, in den Liedern von Alvarez und dem Volkslied La Virgen Lava Panales, ist er ganz bei sich selbst, originär und überzeugend.

Fazit dieses Albums also: Es gibt Schlimmeres. Egal was man schließlich über die drei Tenöre sagt: Für ihre Fans werden sie unerreicht bleiben.



Von Markus Bruderreck




Weihnachten mit den drei Tenören


Cantique de Noel
Adeste Fideles
Ave Maria, Dolce Maria
Wiegenlied I
Prelude d-Moll, Op. posth.
Oh Tannenbaum
Tu scendi dalle Stelle
Amazing Grace
White Christmas
Dormi, o Bambino
Stille Nacht
Pregaria
Susani
Happy Christmas / War ist over
Wiegenlied II
Carol of the Drum
La Virgen Lava Panales
I'll be home for Christmas
Sleigh Ride
Winter Wonderland
Un Nuevo Siglo
Feliz Navidad
Let it Snow
Jingle Bells


Josè Carreras,
Placido Domingo und
Luciano Pavarotti,
alle Tenor

Gumpoldskirchner Spatzen

Ltg: Elisabeth Ziegler

Wiener Symphoniker

Ltg: Steven Mercurio



Sony Classical
LR 9927CD


Da capo al Fine

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