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Weihnachten mit Charlotte Church

Instrumentaler Pomp mit strahlendem Sopran




Vermarktet wird sie als die "Callas von Cardiff", als charmanter und trotz allem Ruhm ganz natürlich gebliebener Teenager, kurz: Ein Wunderkind wie aus dem Bilderbuch. Dabei ist dem anvisierten Käuferkreis die Callas wahrscheinlich ziemlich egal, und deshalb stört es auch nicht, dass Welten die 14-jährige Charlotte Church von der großen Diva trennen. Es geht schließlich auch nicht um Oper, sondern um ein unterhaltsames Potpourri anheimelnder Melodien, die rechtzeitig zur Weihnachtszeit weltweit die Wohnzimmer beschallen sollen, und ein bisschen Starkult ist den Verkaufszahlen da sicher nicht abträglich.

Nun hilft der schönste Kult nichts, wenn nicht wenigstens ein Hauch von Star dahinter steht. Aber Callas hin oder her, mit der jungen Dame aus Wales hat Sony einen Glücksgriff getan, denn die füllt ihre Rolle musikalisch durchaus bemerkenswert aus. Mit einer Stimme, die in der tiefen Lage hinreichend kindlich ist, im hohen Register aber strahlend auftrumpft (und dabei erstaunlich reif klingt), deckt sie das Spektrum der hoch geschürten Erwartungen souverän ab. Das Timbre hat etwas Betörendes und durchaus Unverwechselbares. Gerade aus der Spannung zwischen schlichter Kinderstimme und jugendlicher Dramatik gewinnt die CD ihre Faszination.

Natürlich sind ihr die Songs und Arrangements auf den Leib respektive die Stimmbänder geschrieben. Charlotte Church darf schlichte Melodien aus dem bekannten Weihnachtsliedrepertoire singen und schon in der nächsten Strophe ihre Stimme wie eine barocke Trompete über Chor und Orchester erheben. Chöre und Orchester stehen ihr zur Seite, da wird kein instrumentaler und vokaler Pomp gescheut, um die Sängerin effektvoll in Szene zu setzen. Was schlicht beginnt, endet meist in der totalen Apotheose. Die Arrangements sind äußerst abwechslungsreich, vor allem im Einsatz unterschiedlicher Klangfarben, und deshalb trotz - oder wegen - ihrem mitunter kräftig ausgeprägtem Hang zum Kitsch sehr wirkungsvoll.

Trotz Es ist ein Ros' entsprungen und Stille Nacht vermittelt die CD nicht gerade "besinnliche" Weihnachtsstimmung: Hier grüßt kein anheimelndes Kaminzimmer mit Christbaum im verschneiten Erzgebirge, sondern der Broadway. Der Titelsong Dream a Dream, komponiert über eine Melodie von Fauré, beginnt wie ein Zusammentreffen von Carl Orff und Vangelis. Und das unvermeidliche Ave Maria wird nicht nur von den vertrauten Arpeggien, hier der Harfe anvertraut, sondern auch zunächst sphärischen, später dramatisch verdichteten Streicherklängen veredelt.

So viel Pathos könnte einem glatt den Magen verderben, aber die klare und frische Stimme und die ungekünstelte Art des Singens von Charlotte Church macht das nicht nur erträglich, sondern sogar hörenswert. Nur hartgesottene Puristen werden sich dem Charme der jungen Dame verschließen können. Aber nicht nur die werden hoffen, dass Charlotte Church sich nicht vorzeitig verschleißt, sondern in ein paar Jahren auch einmal "ganz seriös" Oper singt. Nicht als Callas von Cardiff, sondern mit der gleichen unverwechselbaren Persönlichkeit, mit der sie in Dream a Dream glänzt.



Von Stefan Schmöe







Charlotte Church:
Dream a Dream


Dream a Dream
O Come, All Ye Faithfull
The little Drumer Boy
The First Noel
Mary's Boy Child
Ding Dong Merrily On High
Winter Wonderland
Chestnut Roasting On An Open Fire
Hark! The Herald Sing
Lully Lullay
Joy To The World
When A Child Is Born
What Child Is This
God Rest Ye Merry Gentlemen
Draw Tua Bethlehem
Ave Maria
Gabriel's Message
O Holy Night
Lo! How A Rose E're Blooming
Stille Nacht



Sony Classical
SK 89484


Da capo al Fine

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