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Schlichtheit, symphonisch




Edle Einfachheit? "Alle überflüssige Komplexität und oberflächliche Überzogenheit der modernen Musiksprache fehlen völlig." Das, so führt das Booklet der vorliegenden CD weiter aus, sei die Übertragung der Weltanschauung des heiligen Franziskus in Musik. "Schlichtheit und wirkliche Bescheidenheit" sind hier gefragt.

Wer bei diesem künstlerischen Programm einen unbegleitet psalmodierenden Bettelmönch erwartet, wird enttäuscht sein: Angesichts einer opulenten Besetzung mit zwei Solisten, Chor, Knabenchor und großem Orchester sind franziskanische Einfachheitsideale in Richard Blackfords 35 Minuten langer Kantate "Mirror of Perfection" nach Texten des heiligen Franziskus von Assisi ziemlich fern. In an luxuriöser Sinnlichkeit kaum zu überbietender Pracht entfaltet Blackford (geboren 1954) eine neoromanische Klangsprache, die ihre Wurzeln zwar in barocken Modellen haben mag, sich aber vor allem in enger Nähe zu den Chorwerken Elgars oder Faurés bewegt.

Von der im weiteren Sinne zeitgenössischen Musik hat sich Blackford im Wesentlichen von den hübschen Terzparallelen aus Orffs Carmina Burana inspirieren lassen. Blackford versteht es allerdings, die in die Jahre gekommenen Mittel raffiniert einzusetzen. Die äußerst sparsam verwendeten Dissonanzen stören nicht, sondern verleihen dieser betörenden Süßigkeit den ganz besonderen Reiz. Man kann sich der Wirkung dieser effektvollen und abwechslungsreichen Musik nur schwer entziehen. Die angekündigte Schlichtheit allerdings findet man nur im intellektuellen Anspruch dieser Komposition.

Bo Skovhus ist mit seinem warmen, volltönenden Bariton ein wunderbarer Sänger für die Worte des Franz von Assisi. Die Sopranistin Ying Huang neigt ebenso wie der dirigierende Komponist zu einem Übermaß an Inbrunst. Chor und Orchester warten mit schönem Klang auf, der Kinderchor darf betont kindlich singen, denn das ist niedlich und passt zur Musik.

Was der Heilige wohl dazu gesagt hätte? Na ja, hätten dessen Ordensbrüder, in Sackleinen gehüllt, ausschließlich den Vögeln gepredigt anstatt prunkvolle Klöster für die Ewigkeit zu bauen, Franziskus wäre heute nur noch Legende. So trifft Blackford vielleicht nicht die Ideale des Mannes aus Assisi, aber bringt das Gemüt des Abonnementspublikums in melancholische Wallungen. Ihren Platz in der Klassik-Sammlung zwischen Bachs Air und Barbers Adagio hat sich diese CD, die im Übrigen ein prima Mitbringsel oder Weihnachtsgeschenk ist, mit dem man fast nichts falsch machen kann, durchaus verdient.



Von Stefan Schmöe



Cover


Richard Blackford (*1954):
Mirror of perfection


Ying Huang, Sopran
Bo Skovhus, Bariton

Bournemouth Symphony Chorus
Ballard Lane Preparatory
School Choir

Bournemouth Sinfonietta

Ltg.: Richard Blackford



Sony Classical
SK 60285


Da capo al Fine

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