CDs Klassik |
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Die Preludes von Scriabin bei NAXOSViele Einblicke, randvolle CDsNaxos hat wieder ein ambitioniertes Projekt angegangen und diesmal die Gesamteinspielung der Preludes von Alexander Scriabin vorgelegt, und da auf der 2. der beiden Einzel-CDs noch etwas Luft war, hat man 4 weitere Preludes von Julian Scriabin (1908-1919) beigefügt, über den man gerne mehr erfahren hätte, da zumindest mir derartig diffizile Musik aus der Feder eines 6jährigen noch nie zugehör gekommen ist. Leider verliert das Beiheft dazu kein Wort.
Die Anordnung der insgesamt 90 (+4) Stücke erfolgt rein numerisch nach Opuszahl, wodurch die Sammlung naturgemäß neben einigen Rennern auch zahlreiche weniger bekannte Nummern enthält. Daher lassen sich neben Wiedererkennungsfreuden auch interessante Neuentdeckungen machen wie das Prelude für die linke Hand in cis, op.9,1 oder die verstreuten Einzelnummern in opp. 49/51/56. Die Gesamtschau erst ermöglicht manche Einsichten, z.B. dass die Anlage der 24 Preludes op.11 dem Quintenzirkel folgt und dabei stets der Dur-Tonart die Parallele in moll folgen lässt. Die gleiche Systematik wollte Scriabin offenbar noch einmal erfüllen; beginnend mit op.13 liefert op.15 aber nicht die genau passende Fortsetzung, da es in Nr 4 und 5 gleich 2 Stücke in cis liefert. In op.16 gelingt die Fortsetzung auch nur teilweise, genau zur Hälfte bei Ges und Fis bricht die Reihe ab. Doch erst 1905 zwischen opp. 48 und 49 wagt er den endgültigen Verzicht auf jegliche Tonart, zumindest nominell. Wo sonst erfährt man dies außerhalb fachwissenschaftlicher Artikel! Die späteren Stücke sind es auch, die Evgeny Zarafiants wirkungsvoller gelingen. Beeindruckend seine rhythmische Präzision, die Fingerfertigkeit und der Mut zu kraftvollen Forti. Einzelne Nummern wirken regelrecht übersteuert wie opp.11/18 und 17/2; das kann in den eher besinnlichen Stücken opp.11/21-23 natürlich nicht passieren. Brilliant das Feuerwerk, das in op.17/5 abgeht, geradezu rauschhaft die klare Schönheit in opp.31/1 oder 48/4, und nahezu perfekt gelingt trotz relativ hohem Tempo die Düsternis in opp.51/2 oder 59/2. Die deutschsprachigen Artikel im Begleitheft von verschiedenen Verfasserinnen und leider ohne gegenseitige Bezüge und überwiegend biographisch oreintiert, dabei aber gut lesbar geschrieben. Mit rund141 Minuten sind die Scheiben gut gefüllt, das Urteil "kaufenswert" für diese erst kürzlich erschienenen, aber bereits 1996 entstandenen Aufnahmen dürfte wenig überraschen. Von Erik Buchheister |
Alexander Scriabin (1872-1915): Preludes vol. 1 op.11, op.5, op.9/1 Evgeny Zarafiants, Klavier NAXOS 8.554145 Alexander Scriabin (1872-1915): Preludes vol. 2 opp. 22, 27, 31, 33, 35, 37, 39, 45, 48, 67, 74 Julian Scriabin (1908-1919): Vier Preludes Evgeny Zarafiants, Klavier NAXOS 8.554145 www.naxos.de |
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