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Jean-Baptiste Lully:
Motetten Mehr als nur eine Repertoireerweiterung für den CD-SchrankVon Anke WestermannMit dem Namen Jean-Baptiste Lully (1632-87) verbindet man gewöhnlich nur die große französische Operntradition des 17. Jahrhunderts und den kuriosen Umstand seines Todes. Dass der Komponist zahlreicher Opern und Ballettmusiken auch geistlichen Erbauungsmusik zu verschiedenen Anlässen verfasste, wird oft vergessen. Solche Erbauungsmusik sind die Grands motets, deren erste für Soli, Chor und Orchester, das Miserere, 1664 entstand. Zur genauen Textausgestaltung verwendet Lully eine Vielzahl von barocken Affekten: So finden sich neben Trauer, Klage, Schmerz, Pathos und Empfindsamkeit auch Affekte des Sieges. Das Miserere wurde für Aufführungen der Hofmusik komponiert. Dass sich die Motetten großer Beliebtheit erfreuten war nicht erstaunlich, befand sich die französische Gesangskunst auf dem Höhepunkt ihres Wirkens. Hinzu kommt, dass die Musik nicht nur liturgisch eingesetzt werden konnte, sondern auch als Teil der Repräsentation eine große Rolle spielte. Zu wichtigen höfischen und nationalen Ereignissen gehörte eben die passende Musik, auch wenn es weniger erfreuliche Ereignisse waren. Das Dies irae beispielsweise verfasste Lully anlässlich der Bestattung der Königin Marie-Thérèse, der Gemahlin Ludwig XIV., am 30. Juli 1685. Neben den Grands motets sind auch zwei der Petits motets für Soli und Basso continuo eingespielt: O dulcissime Domine und Laudate pueri Dominum (Psalm 112). Diese beiden kleinen Motetten stammen zweifellos von Lully und zeigen ihn als einen Meister der musikalischen Feinheiten des französischen Barock. Das Ensemble "Le Concert spirituel" unter seinem Leiter Hervé Niquet, einem der führenden Interpreten der französischen Barockmusikszene, führt den Hörer spannungsvoll in die Motettenwelt Lullys ein. Zu keiner Zeit lässt die Spannungs nach, nie wirkt die Musik langweilig. Sowohl die Vokalisten wie auch Instrumentalisten verstehen die affektvolle Musik Lullys und interpretieren sie dementsprechend. So geraten die Grands motets wirklich zu grandiosen, würdevollen Repräsentationsmusiken, die Petits motets zu exzellenter Kammermusik. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Jean-Baptiste Lully (1632-87): Grands Motets Vol. 1 Te Deum Miserere Plaude laetare Gallia Le Concert spirituel Leitung: Hervé Niquet NAXOS 8.554397 Grands Motets Vol. 2 Quare fremerunt O Lachrymae Dies irae De profundis NAXOS 8.554398 Grands Motets Vol. 3 Benedictus Notus in Judaea Deus Exaudite Dominus O dulcissime Domine Laudate pueri Dominum NAXOS 8.554399 |
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