Nicht nur der Vollständigkeit halber

"Complete String Quartets" - wer bei einem solchen Titel an dicke Boxen mit Unmengen an langen (und vielleicht langweiligen) Stücken denkt, lasse sich von Alban Berg eines Besseren belehren. Gerade mal zwei Werke schrieb Berg für diese Besetzung: im Jahre 1910 das Streichquartett op.3 sowie 1926 die Lyrische Suite - ein Programm von etwas über einer Dreiviertelstunde, wie dafür gemacht, auf einer CD veröffentlicht zu werden.

Doch nicht nur für Vollständigkeitsfanatiker lohnt sich die Anschaffung einer solchen Einspielung, von denen mittlerweile mindestens fünf verschiedene auf dem Markt sind. Wer mitreißende, facettenreiche, spannende Musik sucht, ist hier an der richtigen Adresse. Auch die Musik erscheint "complete": Spieler und Instrumente werden herausgefordert, "alles" zu geben und bis an ihre Grenzen zu gehen.

Das Leipziger Streichquartett nimmt die Herausforderung an und interpretiert die äußerst differenzierten Aufführungsanweisungen mit großer Präzision. Gerade der Einsatz verschiedenster Spieltechniken und Klangfarben wird gut deutlich. Insgesamt erscheint der Quartettklang sehr ausgewogen und trotz komplizierter Stimmführung durchsichtig.

Als Zugabe sozusagen enthält die CD drei sehr kurze Stücke von Anton Webern. Die zweite dieser Miniaturen, die eine Gesangsstimme mit einbezieht, wurde vom Komponisten nicht veröffentlicht, die beiden wurden in 6 Bagatellen op.9 weiter verwendet. Eine gute Werbung für Weberns "Complete Works for Strng Quartet", die beim gleichen Label erschienen sind.