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Ensemble Konvergence
Junge Kammermusik

Konvergent ist die Musik

Von Michael Magercord

Hinter dem Namen KONVERGENCE verbergen sich vier junge tschechische Komponisten und mit ihnen insgesamt 12 ebenso junge Musiker. Michaela Plachká, Tomáš Pálka, Ondřej Štochl und Jan Rybář, allesamt Absolventen der Musikhochschule HAMU in Prag, haben sich unter der Leitung von Ondřej Štochl zu einer Gemeinschaft  zusammen geschlossen, da ihr Ansatz zum Komponieren ein sehr ähnlicher ist, nämlich konvergent.

Was aber soll das bedeuten? Geometrisch sind konvergente Linien, die sich beständig annähern, aber nicht treffen, und vielleicht ist es genau das, was die Musik des Komponistenquartetts tut. Die Neue Musik der letzten Jahrzehnte zeichnet sich im Gegensatz zu den großen symphonischen Erzählungen dadurch aus, dass sie keine Geschichte mehr erzählen will und ihre Stücke nicht mehr in einem finalen Punkt kulminieren. Es ist ein Verharren in der Abstraktion, ein Abgesang an die perspektivische Sicht, in der es ja noch diesen einen imaginären Punkt gibt, in den sich alle Linien flüchten, und der so die imaginären Bühnen schaffen für die in sich abgeschlossenen Geschichten.

Die Konvergenz geht noch einen Schritt weiter: Sie läßt die Linien laufen, deutet einen Fluchtpunkt an, beschreitet den Weg, aber der wird kein Ende mehr haben. Und ebenso hat die Musik vom Ensemble KONVERGENCE eine klare Richtung, eine eindeutige Linienführung, wird nie eruptiv ausfällig, weicht also nicht vom Weg ab, und doch, ein Treffpunkt, ein Ende, ist nicht absehbar: Musik als unmögliche Grafik.

Wer sich auf dieses Experiment einlassen möchte, der kann sich die interessanten Musikstücke auf dieser CD anhören, die schlicht “Konvergence” heißt, und in dem rührigen und für die Neue Musik in Tschechien verdienstvollen Label Matouš erschienen ist. Neben einem Stück des Altmeisters dieser Musik, dem Japaner Toru Takemitsu, und der in Paris lebenden Finnin Kaija Saariaho, hat jeder der vier Komponisten ein Kammermusikwerk beigesteuert. Michaela Plachká ein kurzes, aber eindrückliches Streichertrio; Tomáš Pálka elf Miniaturen, die er als Versuch deutet, die Strichführung des Malers Jackson Pollok in Musik umzusetzen; Ondřej Štochl mit einem Ausflug in die Mikrowelten der Großstadt, zu vermeintlich banalen Orten wie Straßenbahnhaltestellen oder nur auf den ersten Blick öde Straßenzüge; und Jan Rybář versucht sich in Mathematik: 27 Akkorde werden in kleinen Abweichung wiederholt, niemals gleich, ohne wirklich jemals anders zu sein: Linien ohne Treffpunkt, das Statische im Fluss der Zeit.

Allen diesen vier Komponisten ist gemeinsam, dass sie sich den klassischen Instrumenten weiterhin klassisch bedienen und im Gegensatz zu dem Stück von Kaija Saariaho keiner Elektronik bedürfen, um ihren Weg zu beschreiten. Vielleicht ist es gerade dieser Umstand, der auf der CD so fruchtbare Ergebnisse gezeitigt hat. Jedenfalls stehen diese Werke der Neuen Musik einmal nicht divergent zu allen bekannten Hörgewohnheiten und sind trotzdem im besten Sinne neu.



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Cover

Konvergence

Kammermusik

 

1. Toru Takemitsu - Rain spell       9:30

2. Michaela Plachká - Für Geige,
    Bratsche und Cello
                   4:29

3. Tomáš Pálka - Elf                    15:48

4. Ondřej Štochl - Vedute            12:44

5. Jan Rybař - 27 Akkorde            10:54

6. Kaija Saariaho - Lichtbogen   18:12

 

Ensemble Konvergence 


Gesamtzeit:   72
:21


MK 0057 - 2 131

© Studio Matouš 2006

 


Weitere Informationen
unter: www.matous.cz



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