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Miloslav Ištvan
Kammermusik

Mikrowelten ganz groß

Von Michael Magercord

Man nennt sie die mittlere Generation der Komponisten der tschechischen Moderne, und die Mehrzahl von ihnen sind vielleicht bis auf Petr Eben oder Antonín Tučapsky nur noch Experten bekannt, wie etwa Otmar Mácha, Luboš Sluka oder Zdeněk Lukáš. Sie alle sind Ende der 20er-Jahre geboren worden, und haben ihre Ausbildung zum Musiker während der gesellschaftlichen Umwälzungen an Beginn der 50er-Jahre genossen und ihre spätere Betätigung als Komponisten in der ČSSR unter den Bedingungen des real existierenden Sozialismus ausgeübt. Ihre Musiksprache ist oft durch den Versuch geprägt, eine moderne Musik nach einer ganz eigenen Art zu entwickeln, was auch der Abgeschnittenheit von den zeitgenössischen Strömungen im Westen, wie etwa jener der Darmstädter Schule, geschuldet war.

Die CD bietet einen Querschnitt durch das Schaffen Miloslav Ištvans. Die einzelnen Stücke sind streng chronologisch geordnet, doch obwohl die Werkauswahl eine Zeitspanne von zwanzig Jahren umfasst, läßt sich eine Grundstruktur aus allen Kompositionen herauslesen: Ištvan selbst nannte seine Werke „Objekte", und in gewisserweise sind sie es auch. Sie setzen sich zusammen aus unterschiedlichen Teilen, ohne das langwierige Passagen diese verbinden würden. Als verbindende Elemente dienen Tonfarbe und Rhythmik, nicht aber Tonhöhen oder Melodielinien, und trotzdem passen die einzelnen Teile ähnlich einem Puzzlespiel ohne Druck ineinander. In der fast 14-minütigen Komposition Canzone für Altflöte, Englischhorn, Cello und Klavier aus dem Jahre 1984 ist dieser Ansatz zur Meisterschaft vorgeführt, und man sollte sich nicht scheuen, dieses Stück als eines der maßgeblichen Werke der Neuen Musik zu betrachten.

Auch die anderen Werke haben ihren eigenen Wert, etwa Canto Ifür Solo-Bratsche, und vor allem das älteste Stück mit dem Namen Die Mikrowelten meiner Stadt. Oboe, Klarinette und zwei Bratschen machen sich auf die Suche nach der Rebellion der Details gegen das Ganze, und daraus entsteht eine rauhe und harte Poesie – ganz wie im richtigen urbanen Leben. Einzig die letzte Einspielung unter dem Titel Makrowelten von 1990, die sich ausschließlich Schlaginstrumenten bedient, zeigt, dass die reine Rhythmik als Bindeglied versagt, wenn ihr nichts beigegeben wird und so der Aufstand der Details ausbleiben muss.

Ausführende sind tschechische Musiker und Ensembles, die sich der Neuen Musik verschrieben haben, die ansonsten in den großen Konzertsälen und bei CD-Labels vor allem in Prag einen eher schweren Stand hat. Ein umfangreiches Booklet bietet hilfreiche Erklärungen auch auf Deutsch. Kurz: Für Neugierige und gegenüber auch Unbekanntem offene Hörer eine rundum gelungene CD.

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Miloslav Ištvan
Kammermusik

1. Mikrowelten meiner Stadt 12:57
2. Canto I 6:17
3. Canzona 13:25
4. Streichquartett Nr. 2 11:08
5. Trio 14:03
6. Makrowelten 15:18

Mondschein Quartett
Wallinger Quartett
Dana und Emil Drápela
Schlagwerkensemble Dama Dama
MK 0029-2 131

Weitere Informationen
www.matous.cz






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