CD: Frédéric Chopin/ Online Musik Magazin
  Online CDs
Klassik
Homepage  zurück  e-mail  Impressum





Organische Synthese: Anna Gourari spielt vier Scherzi von Chopin

Prominente Namen geben sich ein Stelldichein, sucht man nach Aufnahmen der vier Scherzi für Klavier von Frédéric Chopin. Was kann da die aktuelle Neuerscheinung des Lables Koch-Classics neues bieten?
Die russische Pianistin Anna Gourari braucht den Vergleich mit den bedeutendsten Pianistinnen und Pianisten des vergangen Jahrhunderts keineswegs zu scheuen. Denn mit ihrer Neueinspielung dokumentiert sie - abgesehen von der technischen Perfektion ihres Spiels - auf eindrucksvolle Weise eine künstlerische Individualität, die sich aus der organischen Synthese von Gegensätzen speist: Eruptive Energie und Geradlinigkeit verbinden sich bei dieser Künstlerin mit Momenten tiefster Innigkeit und Sensibilität.

Die vier Scherzi für Klavier von Frédéric Chopin bieten für derartige Qualitäten das ideale Demonstrationsfeld. Denn gelöst aus jeglichem zyklischen Kontext lässt Chopin der von Beethoven in lakonischer Knappheit etablierte Form allen Raum, um sich zu komplexen Charakterstudien auszuweiten.

Vollkommen unvermittelt stellt Chopin mit den ersten beiden Akkorden des Scherzos Nr. 1 in H-moll eine Spannung in den Raum, die sich in aufgewühlter und düsterer Bewegung entladen muss. Der Kontrast könnte nicht größer sein: Der Mittelteil des ersten Scherzos, dem ein altes polinsches Weihnachtslied zugrunde liegt, ist mit seiner Innigkeit und Entrücktheit das genaue Gegenteil.

Anna Gourari versteht es, diesen Kontrast, von dem dieses wie auch die folgenden Scherzi lebt, mit allen Zwischentönen dem Hörer glasklar vor Augen und Ohren zu führen. Zwar mag mancher sich ein wenig mehr Schwere und Düsternis im Klang wünschen. Jedoch ist ausgerechnet die Geradlinigkeit und Klarheit in der motorischen Bewegung die Stärke der Interpretin - und der Aufnahme! Nie begegnet man hier dem breiten Pinsel, der den Klang in dicken Schichten aufträgt. Immer bleibt alles durchhörbar, was gerade die polyphonen Dimensionen der Werke offenlegt.

So beweist die Interpretin auch die ruhigen und innigen Passagen der Werke eine ausgesprochene Sensibilität. Auf ungewöhnlich intensive Weise vermag sie es, in den Klang hineinzuhören und ihn damit zum Leben zu erwecken. Die Entrückung - dieses Wort sei hier erlaubt - ist vollkommen. Und doch wird sie gerade dadurch irreal. Unweigerlich wird der Hörer von der Realität des düsteren Anfangs eingeholt.

In den folgenden Stücken, insbesondere im vierten Scherzo in E-Dur begegnet der Hörer dann auch den lichten, freundlich-eleganten und brillanten Momenten in der Musik Chopins. Vervollständigt wird das Programm durch die Fantasie in F-moll und die Polonaaise Cis-moll. Mit größter rhythmischer Prägnanz wird der Tanz zum Leben erweckt - und lässt doch, dank sicherer Agogik Raum für individuelle Regungen.

Quasi als Zugabe schließt der Grande Valse Brillante F-Dur ein außergewöhliches Hörerlebnis ab.



Von Martin Rohr





Cover

Frédéric Chopin:

Scherzo Nr. 1 h-Moll op. 20
Scherzo Nr. 2 b-Moll op. 31
Scherzo Nr. 3 cis-Moll op. 39
Scherzo Nr.4 E-Dur op. 54

Fantasie f-Moll op. 49
Polonaise cis-Moll op.26/1
Grande Valse Brillante F-Dur op.34/3


Anna Gourari, Klavier:

Koch Classics 3-1430-2





Da capo al Fine

Homepage CDs:Klassik-Index E-mail Impressum

©2001  - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: cds@omm.de

- Fine -