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Toshio Hosokawa
Koto-uta
Voyage I
Konzert für Saxophon und Orchester
Ferne Landschaft II



Gemalte Musik

Von Gordon Kampe

Der 1955 in Japan geborene Toshio Hosokawa ist dem Denken des fernen Ostens ganz nah: Er versteht seine Musik als Kalligraphie, gemalt auf den freien Rand von Zeit und Raum. Bei ihm besitzt jeder einzelne Ton seine eigene Form, eine Linie oder einen Punkt. In seinen Texten ist die Rede von einer Linie, die auf eine Leinwand des Schweigens gemalt wird, wobei das Schweigen so wichtig wie das Klingen sei.

Für Europäer ist es immer wieder faszinierend, sich mit der Gedanken- und Lebenswelt Asiens auseinanderzusetzen. Die offensichtliche Ruhe beeindruckt ebenso, wie die wunderschönen Gärten, die Teezeremonien, die Bescheidenheit der Menschen... Alles hervorragend geeignete Klischees, um sie, wie auch immer auf Musik übertragen zu können!

Bei der Besprechung asiatischer Komponisten fällt auf, dass es immer um die Wichtigkeit des einzelnen Tones geht, um unendliche Klangbänder, um Ruhe. Ähnliche Worte ranken sich auch um das Werk des Koreaners Isang Yun, dessen Schüler Hosokawa gewesen ist. Natürlich empfindet Hosokawa so, wie er es beschreibt. Doch hebt das Booklet zu sehr auf die philosophische Ebene ab und beschreibt nie, was denn nun klingt. Ob ein Japaner oder ein Schwede einen Ton schreibt: Ein Ton ist ein Ton ist ein Ton.

Wegzukommen vom philosophischen Überbau, vom Staunen vor dem vermeintlich Fremden, würde gut tun. Denn Hosokawa ist mehr als ein gern gezeigter Exot, was die hier eingespielten Stücke beweisen. Er ist ein Komponist mit einem erstaunlich genauen Gehör und einem Sinn für Zeit. Die Klischees werden mehr durch Fotos und Texte im Booklet der CD bedient als durch das Sensible, Vorsichtige, nachdenklich Zerbrechliche der Musik selbst. Gerade die Komposition Voyage I für Violine und Orchester oder das Konzert für Saxophon und Orchester zeigen einen Komponisten mit großem instrumentatorischen Geschick: Durch ungewöhnliche Klangmischungen dringt er bis in den Kern der Musik vor.

Hosokawas Musik ist von sehr eigener Handschrift. Die Klangschönheit einiger Passagen erinnert zwar nicht selten an seinen Lehrer Isang Yun, doch hat seine Musik eine andere Frische und ist weniger grüblerisch. Seine Musik hat kaum Brüche, sie ist hervorragend gearbeitet und blendend interpretiert eingespielt. Die musikFabrik NRW und das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin fühlen sich sensibel in die feinen Klanglandschaften ein.
Doch bei aller Perfektion, bei aller Sauberkeit und Disziplin: Hosokawas Musik hinterlässt den Verdacht, dass sie "funktionieren" soll.


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Cover



Toshio Hosokawa:

Koto-uta (für Gesang und Koto) (1999)
Voyage I (1997)
Konzert für Saxophon und Orchester (1998/1999)
Ferne Landschaft II (1996)

Asako Urushihara, Violine
Johannes Ernst, Saxophon
musikFabrik NRW
Deutsches Symphonie Orchester
Ken Takaseki und Peter Rundel, Dirigenten




KAIROS 0012171KAI








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