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Karl Jenkins
Stella Natalis


Crossover-Weihnachtsmusik für kitschresistente 5-Minuten-Hörer

Von Stefan Schmöe

„The music conveys the christmas massage of peace, goodwill, compassion and a new beginning while using a wider palette of inspiration than is usual in such treatments“. Uff! Eine größere Palette von Inspirationen als sonst bei dererlei Dingen (Christbotschaft, Neubeginn etc.) – das alles verspricht Karl Jenkins (geb. 1944) im Booklet der CD-Einspielung seines Werkes Stella natalis. Und im Wesentlichen hält er das leider auch.

Textlich ist das eine absolut unverbindliche und nicht weiter Ernst zu nehmende Feel-Good-Pseudotheologie, die alle und alles lieb hat, alle Religionen und Kulturen und am besten gleich auch das ganze Universum vereinigen möchte. Man muss ein ordentliches Maß an Kitschresistenz mitbringen, um das zu schlucken – aber auch dieses zuckrige Konglomerat von frohen Allerweltsbotschaften wird seine Liebhaber finden.

Musikalisch leben die einzelnen Sätze von außerordentlich prägnanten Motiven, haben in der Regel eine feste und leicht einprägsame, innerhalb eines Abschnitts kaum variable rhythmische Struktur und eine ganz spezifische Klangfarbe. So etwas wie musikalische Entwicklung gibt es kaum, Kontraste werden mitunter durch eingeschobene Zwischenteile erzeugt. Damit das alles nicht langweilig wird, haben die einzelnen Sätze kaum mehr als die Länge eines Pop-Songs – und das Zielpublikum dieser Musik dürfte auch genau mit solchen Formaten musiksoziologisiert sein. Durch intensiven, oft schon fast aggressiven und meistens recht penetrante Schlagzeugunterbau werden viele Sätze forciert und die Stimmung „angeheizt“. Da wird die Christbotschaft auch schon ‚mal im Marschgestus serviert. Die Harmonik ist schlicht, Harmoniewechsel werden oft aufdringlich inszeniert. Versteht sich, dass bei dem genannten Multi-Kulti-Anspruch auch ein bisschen Weltmusik nicht fehlen darf.

Das alles ergibt zusammen einen reichlich aufgepeppten Klassik- Sound im Geiste des Syphonic-Pop, wobei verwandte Genres wie Musical oder Jazz nur am Rande gestreift werden. Manche Sätze sind hochvirtuos angelegt (vor allem Alison Balsom brilliert an der Trompete). Sein musikalisches Handwerk versteht Karl Jenkins, die einzelnen Nummern sind effektvoll – eine Ansammlung kleiner filmmusikartiger Szenen mit der Genauigkeit eines Werbespots. Das alles ist übertragbar auf die Kantate Joy to the world, die bekannte Weihnachtslieder im Sound von Stella natalis arrangiert. Unter der Leitung des Komponisten lassen die Interpretationen keine Wünsche offen: So muss das wohl klingen.

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Karl Jenkins:
Stella Natalis


Kate Royal, Sopran
Alison Balsom, Trompete
Jody K. Jenkins & Zands, Percussion

Ensemble "Tenebrae"
Adiemus Singers
Marylebone Camerata
Ltg.: Karl Jenkins

Gesamtspielzeit: 79:33

EMI Classics (2009)
5099968864828 (CD)
509996886459 (digital download)


Weitere Informationen
www.emiclassics.com
www.karljenkins.com





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