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Edvard Grieg / Robert Schumann:
Klavierkonzerte


Konzert für Orchester und Klavier

Von Martin Rohr

Man könnte es kaum besser ausdrücken: "Seit es Langspielplatten gibt, hat die Tonträgerindustrie aus den Klavierkonzerten von Edvard Grieg und Robert Schumann so etwas wie siamnesische Zwillinge gemacht". Und tatsächlich zeigen sich in der Anlage beider Konzerte viele Parallelen: Neben der gleichen Tonart (a-Moll mit strahlendem A-Dur am Ende) ist auch die Satzanlage mit gewichtigem Kopfsatz, verhältnismäßig leichtem Mittelsatz und tänzerischem Finale bis in die Zeitproportionen verblüffend ähnlich. Dennoch erweisen sich klare Unterschiede. Das Konzert von Edvard Grieg etwa erscheint wesentlich weicher und geschmeidiger als sein deutsches Pendant und ist zudem deutlich seinem nationalen Idiom verpflichtet. EMI Classics hat nun eine Neuauflage dieses Konzerttandems mit dem Pianisten Leif Ove Andsnes und den Berliner Philharmonikern unter der Leitung Mariss Jansons´ vorgelegt.

Vor allem dank des Orchesters ist diese Neueinspielung ein Erlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Bereits die ersten Takte des Grieg-Konzertes zeigen, wohin die Reise geht: Die Berliner Philharmoniker untermauern mit dieser Aufnahme ihre Ausnahmestellung unter den international renommierten Klangkörpern und liefern eine Demonstration an sinfonischer Orchesterkultur, die sich nicht in das Korsett einer Begleitfunktion zwängen lässt. Zu eigenständig Gestaltet sind Bläserfiguren in Agogik und Phrasierung. Durch die äußerst detaillierte Gestaltung auch von Nebenfiguren und Harmoniesätzen wird erst der im Wortsinne bislang unterhörte Detailreichtum und die Phantasie offenkundig, mit der die Komponisten die Orchestersätze ausgestaltet haben.
In einem solch differenziert und lebendig ausgestalteten Orchestersatz verschiebt sich unweigerlich die Gewichtung zwischen Orchester und Solist: Nicht der auf sich gestellte Pianist dominiert das Geschehen gegenüber einem sich bedingungslos unterordnenden Begleitensemble. Es entsteht ein lebendiger Dialog, der es dem Solisten auch erlaubt, sich einzuordnen, zu verschmelzen und sich als Teil eines Ensembles zu verstehen. Dass in einem solchen Dialog unweigerlich auch unterschiedliche Meinungen zu Tage treten können, liegt auf der Hand.

Leif Ove Andsnes erweist sich dabei als resoluter, kraftvoller Interpret, der sich mit seiner bewusst sparsamen Agogik deutlich von der Geschmeidigkeit des Orchestersatzes abhebt, deutlich abzulesen bereits am Beginn des Grieg-Konzertes. Und bei aller Kraft finden sich immer wieder überraschende Momente der Weichheit, die mit eingeschliffenen Hörerwartungen brechen und so eine neues Licht auf die Komposition werfen.
Mit straffen Tempi und großer Klangbrillanz unterstreicht Andsnes den offensiven Charakter in der Kadenz des Allegro affettuoso. Ebenso vermeidet Andsnes auch das weit verbreitete Missverständnis, es handle sich beim Intermezzo um einen gewichtigen langsamen Satz im Sinne der Gattungstradition. Trotz weicher Klanggebung erhält der Satz einen flüchtigen Zug und wird damit wirklich zum Zwischenspiel. Besonders beeindruckend und lebhaft ist der Dialog zwischen Orchester und Solist im Finale Allegro vivace. Die im Orchester sehr fein ausgestalteten Farbkontraste in den Imitationen zwischen den verschiedenen Orchestergruppen verbinden sich mit tänzerischer Brillanz des Klavierparts zu einem würdigen Abschluss.

Das Resultat ist eine hörenswerten CD, in der die stärkere Gewichtung des Orchesters auch dem Klavierpart zugute kommt.


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Cover


Edvard Grieg:
Klavierkonzert a-Moll Op. 16

Robert Schumann:
Klavierkonzert a-Moll Op. 54

Leif Ove Andsnes, Klavier
Berliner Philharmoniker
Mariss Jansons, Dirigent

Emi Classics 5 57486 2





Da capo al Fine

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