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Iveta Apkalna, Orgel
"Himmel & Hölle"



Nicht von dieser Welt

Von Gerhard Menzel

Unter dem reißerischen Titel "Himmel & Hölle" kam beim Label ‚Edition Hera' nun die zweite CD der lettischen Organistin Iveta Apkalna heraus. Dass hinter diesem "Aufmacher" mehr steckt, als reine Effekthascherei, merkt man allerdings gleich beim ersten Anhören. Dieser CD liegt eine außergewöhnliche Konzeption zu Grunde, die der jungen Künstlerin ein ganz besonderes Anliegen war und die dem gewählten Titel dadurch seine Rechtfertigung verschafft. Mehr zu den Komponisten und der Werken erfährt man übrigens im lesenswerten, dreisprachigen Booklett (deutsch, englisch, französisch), das durch die Beiträge von Iveta Apkalna etwas ganz persönliches bekommt.

Nicht nur, dass diese Einspielung eine ganze Menge "himmlischer" Musik präsentiert, die zum Teil "höllisch" schwer zu spielen, geschweige denn künstlerisch ausdrucksstark zu interpretieren ist, sie beschert zudem fast zur Hälfte der Spielzeit auch Kompositionen, die hier erstmals auf CD eingespielt wurden. Dieses sind die Toccata über den Choral "Allein Gott in der Höh' sei Ehr" von Johann Sebastian Bach des lettischen Komponisten und Apkalnas Organistenkollegen Aivars Kalejs (er bearbeitete sein Werk speziell für diese Einspielung), die Quatre Études-Caprices für Pedal Solo von Naji Hakim und die Legende Nr. 1: "Die Vogelpredigt des Hl. Franziskus von Assisi" von Franz Liszt (in einer Transkription von Günter Berger).

Vergrößerung in neuem Fenster Iveta Apkalna bei der Orgelnacht am 25. September 2004 im Dortmunder Konzerthaus, in der sie einige der auf der CD "Himmel & Hölle" veröffentlichten Kompositionen spielte.

Mit Liszts ebenfalls auf dieser CD eingespielten Legende Nr. 2 "Der Hl. Franziskus von Paula auf den Wogen schreitend" (in der Transkription von Max Reger) sorgte Iveta Apkalna nicht nur beim Eröffnungskonzert der diesjährigen Händel-Festspiele in Halle (2004) für besonderes Aufsehen, sondern auch bei der langen Orgelnacht im September 2004 im Konzerthaus Dortmund, in der sie auch noch weitere Werke dieses CD-Programms spielte und das Publikum in Erstaunen setzte.

Was diese CD jenen Live-Auftritten entgegenzusetzen hat, ist die hohe Qualität der Rieger-Orgel in der Pfarrkirche St. Martin in Wangen/Allgäu, die Dank einer - dieses Mal - optimal erscheinenden Aufnahmetechnik auch im "häuslichen Rahmen" für einen wahren Hörgenuss sorgt.

Ein musikalisches Erlebnis wird diese Einspielung aber nicht alleine durch die höchste technische und körperliche Fitness voraussetzenden Partien in Stücken wie der "Walpurgisnacht" von Petr Eben, oder den Werken von Duruflé und Prokofjew, sondern vor allem durch Iveta Apkalnas Fähigkeit, auch unter diesen schon rein mechanisch schwierigsten Anforderungen auch noch interpretatorisch Akzente setzen zu können. Gerade bei den ausladenden und ungeheuer aufwändig komponierten Legenden von Franz Liszt zeigt sich die Extraklasse dieser Ausnahmeorganistin.

Ganz besondere Schmankerl dieses Programms sind zudem Naji Hakims "Quatre Études-Caprices" und George Thomas Thalben-Balls Variationen über ein Thema von Paganini, die beide nur für Pedal Solo komponiert sind und mit knapp 13 Minuten bzw. 8 Minuten eine Herausforderung sind, die sich nur die wenigsten Organisten stellen können. Spätestens da kann man nur bedauern, dass auf einer CD der Blick auf ein derart eindrucksvolles "Fuß-Ballett" bzw. Stepdance verwehrt bleibt. Wer also die Möglichkeit hat, Iveta Apkalna einmal live zu erleben - möglichst mit Sicht auf und unter die Orgelbank - sollte sich diese nicht entgehen lassen!

Diese CD muss jeder Orgelliebhaber haben ! Zum einen, weil sie höchst interessante Orgelliteratur präsentiert - die entweder noch nie eingespielt worden ist bzw. zum anspruchsvollsten gehört, was an Orgelliteratur überhaupt existiert - und zum anderen, weil die Kompositionen - trotz ihrer technischen Höchstschwierigkeiten - von Iveta Apkalna mit so viel Hingabe und so faszinierend interpretiert werden.


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Cover

"Himmel & Hölle"
Iveta Apkalna, Orgel

Label: Edition Hera (HERA 02117
Aufnahmedatum: 16.9.-18.9.2004
Aufnahmeort: Pfarrkirche St. Martin/Allgäu
Tonmeister, Aufnahmeleitung, Schnitt,
Mastering und Produzent: Ralph Kulling
Klangqualität: DDD

Aivars Kalejs (geb. 1951)
Toccata über den Choral von J. S. Bach
"Allein Gott in der Höh' sei Ehr" * (4:32')

Franz Liszt (1811-1886)
Legende Nr. 1: Die Vogelpredigt des Hl.Franziskus
von Assisi, Transkr. G. Berger * (12:20')

Franz Liszt (1811-1886)
Legende Nr. 2: Der Hl. Franziskus von Paula auf den
Wogen schreitend, Transkr. von M. Reger (11:15')

Petr Eben (geb. 1929)
Walpurgisnacht, VIII aus dem Faust - Zyklus (8:02')

Maurice Duruflé (1902-1986)
Toccata aus der Suite op.5 (7:55')

Naji Hakim (geb. 1955)
Quatre Études-Caprices (für Pedal Solo) * (12:49')

George Thomas Thalben-Ball (1896-1987)
Variationen über ein Thema von Paganini (für Pedal Solo) (7:55')

Sergej Prokofjew (1891-1953)
Toccata, op. 11, Transkr. von Jean Guillou (4:13')

Sergej Prokofjew (1891-1953)
Marsch aus der Oper "Die Liebe zu den drei
Orangen" op. 33, Transkr. von Jean Guillou (1:46')

* Ersteinspielungen

Total: 71:58

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