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3 mal 8 auf 5 CDs


Solti und Dohnanyi zeigen: 30 Jahre Musikgeschichte belasten Bruckners c-Moll Sinfonie kaum


Haben Sie, liebe Leserin, lieber Leser, einen CD-Wechsler? Also so ein Gerät, wo man 2-6 CDs hintereinander hören kann, ohne sich vom Sofa zu bewegen? Nein? Sollten Sie aber. Denn die Londoner Decca beschreitet nun völlig neue Wege, um diese Geräte nicht nur zur Standardausstattung von Tanzpartys werden zu lassen, sondern auch in der Klassikszene zu etablieren. Sie sind nämlich auf die wunderbare Idee gekommen, ein Doppelalbum mit Bruckners 3. und 8. Sinfonie zu bespielen. Und das Allegro der Achten findet sich noch auf CD Nummer eins, dann steht man nach 16:16 Minuten auf (natürlich nur, wenn man als normal sterblicher Klassik-"Konsument" keinen CD-Wechsler hat), legt CD zwei ein und genießt den Rest der Sinfonie vom ausgezeichnet aufspielenden Cleveland Orchestra unter der intelligenten Leitung Christoph von Dohnanyis.
Einen technischen Grund für die Aufteilung auf zwei Silberscheiben gibt es natürlich nicht, wie nicht zuletzt die gleichermaßen kürzlich vorgelegte Veröffentlichung einer neuen Scheibe der "Ovation"-Serie - auch aus dem Hause Decca - beweist: Sir Georg Soltis Aufnahme mit den Wienern von 1966 liegt nicht nur auf einer einzigen CD vor, sondern überzeugt auch durch technische Brillanz.
Nicht, daß der Rezensent übertrieben faul wäre, davon kann keine Rede sein! Aber ich muß mein Regal nicht mit Doppelalben füllen!! Plastikmüll!!!
Solti hat sich auf die von Nowak 1890 gesicherte Fassung der gigantischen c-Moll-Sinfonie gestützt, während Dohnanyi nun Haas folgt, der ebenfalls 1890 eine Edition vorlegte. Welche Fassung nun Bruckners Änderungen an der von seinem Hausdirigenten Levi 1887 mit großer Bekümmernis abgelehnten Erstfassung angemessener wiedergibt, vermag ich nicht zu sagen. Wer vorurteilsbeladen meint, die historische Aufnahme müsse martialischer, weniger leicht klingen, irrt jedenfalls im Großen und Ganzen wohltuend.
Aufnahmetechnik und Transparenz der Orchestergruppen überzeugen jedenfalls bei beiden Aufnahmen; nur das Scherzo hat mir persönlich bei Dohnanyi besser gefallen - das Tänzerische, Wiegende betont er brillant - mehr, als das die Wiener tun (wollen).
Gänzlich abzuraten ist übrigens von einer weiteren Aufnahme, die noch auf dem Markt zu haben ist: Günter Wand hat mit den NDR-Sinfonikern das Abschlußkonzert des Schleswig-Holstein-Musikfestivals 1987 mit dieser letzten und schwierigsten Sinfonie Bruckners bestritten. Der Mitschnitt aus dem Lübecker Dom ist musikalisch nicht berauschend - es rauscht und hallt nur der Dom.
Liebe leserin, lieber Leser: Kaufen Sie keinen CD-Wechsler, sondern die Solti-Aufnahme von 1966. Da der Anschaffungspreis der historischen "Ovation"-Aufnahme wohl deutlich unter der des Doppelalbums von 1996 liegen dürfte, sollte der nur an der Achten interessierte Käufer hier besser bedient werden.
Nachbemerkung: Vorsicht! Wands Aufnahme (BMG RD60364(2)) bringt je zwei Sätze der Sinfonie auf je einer CD. Maximale Sofa-Sitzdauer 32:32 Min.

Von Tilman Lücke.

(Anton Bruckner, Symphony No.3 in D minor, 1877 / Oeser; Symphony No. 8 in C minor, 1890 / Haas: The Cleveland Orchestra / Christoph von Dohnanyi. Decca 443 753-2).
(Anton Bruckner, Symphony No. 8 in C minor, 1890 / Nowak: Wiener Philharmoniker / Sir Georg Solti Decca 448 124-2)


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