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Davidsbündlertänze Waldszenen Heiter und abgeklärtBei CYBELE, dem kleinen Erkrather Label für außergewöhnliche Klassikaufnahmen aus allen Epochen, erschien im vergangenen Jahr - nach Schuberts Sonate D 960 - eine weitere bemerkenswerte CD des Pianisten Bernd F. Marseille, diesmal mit Werken von Robert Schumann. Zu hören sind die Davidsbündlertänze sowie die Waldszenen. Die beiden Zyklen bilden, obschon verschiedenen Schaffensphasen des Komponisten entspringend, insofern eine Einheit, als beide in geradezu idealer Weise die für Schumann so bezeichnende Verbindung von literarischer und musikalischer Poesie verkörpern, freilich mit unterschiedlichen Inhalten: In den 1837 entstandenen, an Clara Wieck gerichteten Davidsbündlertänzen finden sich lt. Schumann "viele Hochzeitsgedanken"; die 18 zum Zyklus verbundenen fantastischen Charakterstücke sind auf Spannung und Gegensätzlichkeit der beiden je vorangestellten fiktiven Charaktere F(lorestan) und E(usebius) angelegt - zusammengehalten von einem Motiv, das ursprünglich aus der Feder Claras kommt. Die Waldszenen op. 82 von 1848/49 geben sich einfacher und im Allgemeinen wesentlich ruhiger: den neun von Naturlyrik geprägten Stücken in teilweise äußerst schlichtem Satz sind Überschriften und teils auch Gedichte vorangestellt, die gleichsam als "Stimmungsbilder" zu verstehen sind, nicht jedoch als ein die Fantasie tötendes Programm. Beide Werke sind in ihrer jeweiligen Entstehungszeit herausragend, die Davidsbündlertänze freilich in besonderer Weise. Die technisch absolut makellose Interpretation Bernd Marseilles arbeitet die geradezu unvereinbar scheinende Gegensätzlichkeit der einzelnen Stücke einprägsam heraus. Beinahe wirkt das Spiel zu abgeklärt. Dies allerdings kommt den wesentlich schwerer zugänglichen Waldszenen zustatten. Diese ruhigen und tiefgründigen Stimmungsbilder werden dem Hörer in intensiver Weise nahe gebracht. Marseille beweist hier, dass die Waldszenen weit mehr als nur "harmlose Naturillustrationen" sind, wie es einem der Booklet-Text weis machen will. Hervorzuheben ist der ausführliche, musikwissenschaftlich fundierte Begleittext von Christoph Iacono, der zwar streckenweise akademisch-holprig daher kommt, aber die Beziehungen zwischen den beiden Werken genauso gut herausarbeitet wie die Bedeutung beider für die musikalische Romantik insgesamt. Der Schwerpunkt der Ausführungen liegt in der Darlegung der Schumannschen Verbindung von dichterischem und musikalischem Können. Von Ingo Schüttke |
Bernd F. Marseille, Klavier Best.-Nr. CYBELE 140.202 CYBELE Am Maiblümchen 24 40699 Erkrath www.cybele.de |