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Antonin Dvořák
Symphony 6
Vodník / Der Wassermann / The Water Goblin


Naturalismus in Sinfonie und sinfonischer Dichtung

Von Thomas Molke

Seit Marcus Bosch 2011 das Amt des Generalmusikdirektors der Staatsphilharmonie Nürnberg übernommen hat, arbeitet er an einer Gesamteinspielung der Sinfonien von Antonin Dvořák, so wie er es bereits als GMD in Aachen mit den Sinfonien von Anton Bruckner umgesetzt hat. Nach der Einspielung der Sinfonien Nr. 3 und 7 im Jahr 2012, ist nun auch der Live-Mitschnitt der Sinfonie Nr. 6 zusammen mit der sinfonischen Dichtung Vodník bei Aufführungen in der Meistersingerhalle Nürnberg vom 16. bis 18. Mai 2013 auf CD erschienen.

Den Anfang macht Vodník (Der Wassermann), die erste von fünf sinfonischen Dichtungen, mit denen Dvořák seine Sinfonien weiterentwickelte, bevor er später seine Opern Rusalka und Armida komponierte. Wie alle seine sinfonischen Dichtungen bezieht sich auch Vodník auf eine Ballade des tschechischen Dichters Karel Jaromír Erben aus dem Zyklus Kytice (Blumenstrauß). Der Titel des Zyklus klingt dabei harmonischer als die darin enthaltenen Geschichten, die als Märchen für Erwachsene recht grausame Situationen schildern. In Vodník wird ein Mädchen von einem Wassermann entführt und geschwängert. Als sie sich nach der Geburt ihres Kindes wünscht, noch einmal ihre Mutter zu besuchen, lässt der Wassermann sie ziehen. Weil sie allerdings nicht zu ihm zurückkehrt und ihn mit dem Kind allein lässt, zerschmettert der Wassermann den Körper des Kindes vor Wut auf einem Felsen und zieht sich enttäuscht in die Fluten zurück.

Marcus Bosch gelingt es mit der Staatsphilharmonie Nürnberg, die Erzählung mit dramatischem Spiel sehr bildhaft umzusetzen. Das klopfende Motiv des Wassermanns, das zum Zeitpunkt seiner Verliebtheit von den Flöten regelrecht zart intoniert wird, erhält in einer immer variierenden Instrumentation und anwachsenden Heftigkeit eine steigende Bedrohlichkeit, bis es schließlich mit den Blechbläsern zur Katastrophe kommt. In vier harten Orchesterschlägen vernimmt man den grausamen Mord des Wassermanns am eigenen Kind, bevor er nach einer kurzen Klage des Englischhorns und des Kontrafagotts allmählich in den Tiefen versinkt. Die Natur hat sich wieder beruhigt, bleibt dem Menschen gegenüber aber feindlich gesinnt.

Dvořáks 1880 entstandene sechste Sinfonie markierte einen Wendepunkt in seiner Karriere. Zu diesem Zeitpunkt galt er zwar bereits weit über sein Heimatland hinaus als einer der populärsten Komponisten des deutschsprachigen Raums, wurde allerdings in der Regel nur mit unkomplizierten folkloristischen Liedern und Tänzen in Verbindung gebracht. Als Hans Richter, der Dirigent der Uraufführung von Richard Wagners Der Ring des Nibelungen, ihn bat, eine Sinfonie zu komponieren, bot dieser Kompositionsauftrag für Dvořák die Möglichkeit zu beweisen, dass er es durchaus mit der sinfonischen deutsch-österreichischen Tradition, die unter anderem von Johannes Brahms geprägt war, aufnehmen konnte.

Und so spielt er bereits im ersten Satz mit einem Thema, das zwar in Ansätzen wie eine böhmische Volksmelodie klingt, nach ein paar Takten, die gewissermaßen zum Tanz auffordern, allerdings mit der Melodie wieder abbricht, so dass das Thema zu keinem Ende gebracht wird. Dennoch vermitteln die Violinen und Holzbläser einen warmen und unverkennbar böhmischen Klang. Auch das Adagio ist durch zahlreiche Abwandlungen von einem warmen melodischen Fluss gekennzeichnet, wenn die Holzbläser ein kurzes Motiv als Kanon erklingen lassen. Der dritte Satz ist ein schneller böhmischer Tanz, der wieder ganz folkloristisch klingt und beim damaligen Publikum für so große Begeisterung gesorgt haben soll, das er bei der Uraufführung wiederholt werden musste. Auch Marcus Bosch gelingt mit der Staatsphilharmonie Nürnberg eine fulminante Umsetzung des Scherzos. Im letzten Satz sind die böhmischen Wurzeln des Komponisten erneut unverkennbar und machen deutlich, wieso diese Sinfonie zum Triumph für Dvořák wurde.

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Antonin Dvořák:
Symphony 6
Vodník / Der Wassermann / The Water Goblin

Staatsphilharmonie Nürnberg
Musikalische Leitung: Marcus Bosch


Titel:

1 Vodník op. 107 19:40

Sinfonie Nr. 6 D-Dur op. 60
2 I. Allegro non tanto 15:58
3 II. Adagio 10:56
4 III. Scherzo (Furiant). Presto 07:47
5 IV. Finale. Allegro con spirito 09:56


Gesamtspielzeit: 64:21


Coviello Classics COV 31316



 

Weitere Informationen
www.covielloclassics.de




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