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Béla Bartók / Hector Berlioz:
Bratschenkonzerte


Ungewöhnliche Kombination expressiver Violamusik

Von Monika Jäger

In der seltenen Kombination von Béla Bartóks Violakonzert und Hector Berlioz' Harold en Italie stellt das Label Concordance zwei Einspielungen höchst expressiver Bratschenmusik vor. Stilistisch kaum miteinander vergleichbar, verbindet die beiden Werke dennoch die Deutlichkeit ihrer Ausdruckskraft, zumal in der Interpretation von Csaba Erdélyi.
Als letztes Werk wurde das Violakonzert von Bartók lediglich skizziert, die Orchestrierung und Fertigstellung geschah in mehreren Etappen zunächst von Tibor Serly. Die vorliegende Einspielung präsentiert jedoch erstmals die redigierte Fassung von Erdélyi selber, die Ergebnis jahrzehntelanger Studien und Forschungen ist und seit 1992 von ihm in zahlreichen Konzerten erprobt und weiter überarbeitet wurde. In der nun endgültigen, wenn auch aus urheberrechtlichen Gründen außerhalb Australiens und Neuseelands bisher nicht autorisierten Fassung orientiert sich die Instrumentierung von Erdélyi an motivischen Parallelen zu früheren Werken Bartóks, vor allem den Violinkonzerten und dem dritten Klavierkonzert, die er in dem Violakonzert kompiliert sieht. Biographisch versteht Erdélyi diese Querbezüge als Retrospektive Bartóks, der in seinen letzten Lebensjahren in Exil und empfundener Fremdheit verstärkt auf die musikalischen Fundamente ungarischer und rumänischer Tradition zurückgreift.

Die Ausdruckskraft von Berlioz' Harold en Italie liegt hingegen vor allem in dessen explizit programmatischer Anlage. Berlioz verleiht diesem Werk als einer seiner vier dramatischen Symphonien das Stimmungsbild und die literarische Motivik des romantischen Romans "Child Harold" von Lord Byron, angereichert mit seinen eigenen poetischen Erinnerungen an Italien. Die inhaltliche Anlehnung bleibt jedoch eine Andeutung und besteht vor allem in der Übernahme des melancholisch-träumerischen Stimmungsgehalts, getragen insbesondere von der konzertierenden Viola.
Csaba Erdélyi bringt Virtuosität und Emotionsgehalt beider Werke in Übereinstimmung und wurde von Yehudi Menuhin wohl nicht umsonst als "wichtige Verbindung zwischen Ost- und Westeuropa" bezeichnet.

Bereits im eindringlich-deklamierenden Beginn des Violakonzerts lotet Erdélyi die Nuancen kantabler wie schroffer Expressivität Bartóks aus. Die Besonderheit der Interpretation liegt in der Vermittlung seiner musikalischen Kontraste, dem verzahnenden Ineinandergreifen der einzelnen gestischen Figuren: Die unterschiedlichen Einheiten, ob perkussive Einschübe, Flageolett-Passagen, rhythmische Schärfe oder lyrische Intensität behalten ein Maximum ihres spezifischen Profils. Der Spannungsbogen reißt nicht ab und drängt nach vorne.
Auch die Interpretation von Harold en Italie ist auf Tiefenschärfe bedacht und betont den romantisch-empfindungsreichen Ausdruck der zugrunde liegenden Programmatik.

Das New Zealand Symphony Orchestra unter Leitung von Marc Taddei übernimmt vor allem in Bartóks Violakonzert die von Erdélyi vorgegebene Diktion. Die Qualität liegt weniger in den Tutti-Passagen, die bisweilen mangelnde Präzision in Artikulation und Klangbalance aufweisen, als im einfühlsamen Zusammenspiel der Orchestersolisten, die letztlich eine übereinstimmende Gesamtinterpretation vermitteln.


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Cover


Béla Bartók:
Violakonzert

Hector Berlioz:
Harold en Italie

Csaba Erdélyi, Viola
New Zealand Symphony Orchestra
Marc Taddei, Leitung

concordance CCD03





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