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The Zurich Chamber Singers (Leitung: Christian Erny)
O nata lux


Kristallin mystische Lichtweihnacht

Von Stefan Schmöe

Es sind die die dissonanten Querstände, die Reibungen, die The Zurich Chamber Singers hervorheben in der kurzen fünfstimmen Motette O nata lux de lumine ("O Licht, aus Licht geboren") von Thomas Tallis (ca.1505 - 1585). Die archaische Lichtsymbolik, mit der die christliche Weihnachtsbotschaft mit der Wintersonnenwende verknüpft wird, spiegelt sich in der kristallklaren Musik, wird aufgegriffen in der Harmonik des nachfolgenden Satzes Maria durch ein Dornwald ging von Stephan Claas (*1968). Das 2015 gegründete Vokalensemble stellt Musik aus verschiedensten Epochen nebeneinander, und es ist der vor allem der gläserne Klang des Ensembles, der die Stücke mit einer Aura des Geheimnisvollen umgibt und zusammenhält. Das relativ weich interpretierte Es ist ein Ros entsprungen von Michael Praetorius bildet eher die Ausnahme vom eher flächigen, subtil ausgehörten und ungemein nuanciert ausgestalteten Klang, der den Rahmen setzt, der auch sehr Gegensätzliches zusammenhält.

So steht eine Motette der 1993 geborenen englischen Komponistin Rhiannon Randle neben drei romantisch gesetzten Sätzen französischer Weihnachtsmusik; auf A Hymn tot he Virgin des bei der Komposition erst 16-jährigen Benjamin Britten, beeindruckend sicher im Setzen von Dissonanzen, folgen zwei Choralsätze von J.S. Bach (O Jesulein süß und Ich steh' an Deiner Krippen hier, und auch da heben Dirigent Christian Erny und die Sängerinnen und Sänger immer wieder die harmonische Rückungen heraus, die damit gegenüber der Melodie prominentes Gewicht bekommen. Dennoch stellen diese beiden Stücke die Verbindung zum vertrauten Repertoire her, dass das Ensemble bei allem Bekenntnis zu weniger Bekanntem und Neuem nicht aus dem Blick verlieren.

Bestechend die sanft schwingende, präzise ausgestaltete Interpretation eines Wiegenlieds der Hirten von Max Bruch. Zwei Vertonungen des Responsoriums O magnum mysterium, das textlich das Bild von der Geburt im Stall aufgreift, stehen für die stilistische Bandbreite: Polyphon vertont von Tomás Luis de Victoria (1548 - 1611), mit den aparten Klängen des Marimbaphons umspielt (ein ausgedehntes Solo gibt's auch) im mit über 10 Minuten zweitlängsten der hier eingespielten Werke, einer Komposition des Norwegers Marcus Paus (*1979), das mit interessanter Farbigkeit, wenn auch ein wenig bemüht in der Britten-Nachfolge das Geheimnis der Weihnachtsnacht in Töne bannt. Das längste Werk ist ein schillerndes Magnificat von Hieronymus Praetorius (1560- 1629, nicht verwandt mit dem berühmteren Michael Praetorius), das in rund 12 Minuten auf kleinem Raum Gregorianik, virtuose Motettenkunst und Weihnachtsliedsätze verschränkt. Den Abschluss bildet ein ganz wunderbares Lied von Gustav Holst, und auch da sind es die harmonischen Feinheiten, die den besonderen Reiz ausmachen. So ist diese CD in diesem Jahr unser absoluter Weihnachtsfavorit.

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Cover

The Zurich Chamber Singers:
O nata lux


The Zurich Chamber Singers
Leitung: Christian Erny

T. Tallis: O nata lux 1:44
Trad./S. Claas: Maria durch ein Dornwald ging 2:10
Trad./L. Osiander: Nun komm', der Heiden Heiland 3:09
Trad./M. Praetorius: Es ist ein Ros entsprungen 3:08
R. Randle: O nata lux 5:540
Trad./ J. Bovet: Quittez vos houlettes 2:11
Trad./ J. Bovet: O nuit brillante 4:15
Trad./M. Perissas: Nous étions trois bergerettes 2:25
B. Britten: A Hymn to the Virgin 3:17
J.S. Bach / D. Willcocks: O Jesulein süß 2:46
J.S. Bach / T. Gebhardt: Ich steh' an Deiner Krippen hier 2:33
Trad./M. Bruch: Wiegenlied der Hirten 2:38
T. Luis de Victoria: O magnum mysterium 11:09
H. Praetorius: O magnum mysterium 12:30
G. Holst: In the bleak midwinter 4:44

Gesamtspielzeit: 77:35


Berlin Classics 0301601BC



Weitere Informationen
berlin-classics-music.com
zurichchambersingers.com




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