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ex oriente lux
Geistliche Chormusik von Komponisten des nördlichen und östlichen Europa Erleuchtung a capellaVon Ralf Jochen EhresmannDas label audite' hat knapp 66 Minuten Musik vorgelegt, in denen der Aachener Chor Carmina Mundi unter der Leitung von Harald Nickoll geistliche Musik neueren Datums aufgenommen hat. Nickoll verschafft seinem Chor erheblichen Interpretationsspielraum innerhalb der stilistisch sonst dicht beisammen liegenden Werke, was eine gewisse Einheitlichkeit des Gesamteindruckes betrifft, freilich nicht die Zuordnung der Einzelwerke zu unterschiedlichen Epochen. Neben bekannten Vertretern wie Petr Eben, Arvo Pärt, Knut Nystedt oder Penderecki sind auch Namen dabei, die hierzulande nur ausgewiesenen Kennern der Szene etwas sagen dürften. Wie zur Abrundung sind auch Werke älterer Kollegen eingespielt worden, namentlich von Tschaikowsky, Gretschaninow und Rachmaninow, die kirchlicherseits allesamt keine Anerkennung gefunden hatten. Dabei wirken zumindest für mein westlich präformiertes Ohr gerade deren Werke sehr liturgisch, und Assoziationen an orthodoxe Zeremonien stellen sich auch ungerufen ein. Auch Arvo Pärt reproduziert abermals sich selbst und klingt mal wieder so, wie Arvo Pärt eben immer klingt. Urmas Sisask aus Estland verbindet auf rhythmisch bewegter Grundlage tonale Harmonik mit Schichtklängen, die sich wellenartig immer wieder zu klaren Akkorden affirmieren, wobei den Frauenstimmen klar der spannendere Teil aufgegeben ist. Demgegenüber steht Luninâ Linâ von M.V.Diaconescu eher im Geiste Arvo Pärts, ziehen sich hier doch ostinate Bässe, überlagert nur von schwach bewegten Frauenstimmen, gleichförmig durch die ganze Nummer. In Pendereckis Beitrag Izhe Chruvimy", dessen Text allein auf dieser CD in 3 Vertonungen vertreten ist, vollzieht sich eine interessante Mischung aus Elementen römischer und orthodoxer Liturgie und schafft auf der Klimax bezaubernde Klänge von durfreier Schönheit, die einen Blick in den vorfristig geöffneten Himmel gewähren: Wenn Gott ansonsten auch nicht existiert, dies muss er erhören. Den mutigsten Schritt in die Gegenwart wagt allerdings Jószef Karai aus Budapest. Sein DeProfundis" beginnt fast lautlos, fordert seine Frauenstimmen zu Tönen wie von singenden Gläsern, schichtet Cluster über Sprechpassagen, führt gestapelte oder auch reine Dur-Akkorde in glissandierende Abstürze: diesen Namen sollte man sich unbedingt merken; auch vollbringt der Chor hier sicher seine größte Einzelleistung. ganz durch seine intime Schlichtheit, die der Solist auch überzeugend trifft.
Das Begleitheft bietet zu sämtlichen Namen
kurze biographische Angaben, verzichtet aber weitgehend auf Interpretationen
und beschränkt sich dort auf Hinweise auf besondere Zusammenhänge und
Wechselwirkungen östlicher und westlicher Kirchenmusik, wobei naturgemäß die
einzig bestehende Landbrücke Skandinaviens ostwärts führt, will man weiter
südlich kommen. Bis auf Russen und Rumänen, die kirchenslawische Texte
verwenden, haben denn auch alle anderen ausschließlich lateinisch vertont. Die Darbietung der gesungenen Texte ist zwar nicht sonderlich übersichtlich, dafür aber nahezu umfassend. Hinter und leider nicht spaltenweise daneben der originalsprachlichen Vertonungsgrundlage in Latein bzw. lautschriftlicher Umschrift des Slawischen werden Übersetzungen in Deutsch, Englisch und Französisch angefügt. Es fehlt damit nur bei den betreffenden Titeln die authentische Wiedergabe in kyrillischer Schrift. Die Bewältigung der oft hochkomplexen Partituren gelingt bravourös, nur ganz selten vernimmt man kleinere Intonationsschwierigkeiten im Sopran. Das Lob steigert sich zusätzlich, sobald man erfährt, dass hier nur Laien mitwirken. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
ex oriente lux Geistliche Chormusik a capella von Komponisten des nördlichen und östlichen Europa
Kammerchor Carmina Mundi Aachen Dirigent: Harald Nickoll Aufnahme: Theresienkirche Aachen, Juni 2000 audite CD 97.475 |
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