Das Booklet ist sehr ansprechend mit Aquarellen der Disney-Figuren gestaltet, die Persönlichkeit des Sängers Michel Suljic bürgt für Qualität, und dennoch stellt sich beim ersten Anhören Enttäuschung ein, die diese CD insbesondere für die Altersgruppe der jüngeren Kinder (empfohlen ab drei Jahren) als weniger geeignet erscheinen lässt.

Die Musik folgt den gängigen Pop-Typen amerikanischen Musters, ist aber zu wenig zupackend und zu eintönig, um besonders kleinere Kinder zu fesseln. Das Ganze wirkt ein wenig matt und leblos, wozu sicher auch beiträgt, dass die Stimme des Sängers Suljic bei dieser Musik, die ja nicht seine ist (er hat lediglich deutsche Texte für die fertigen Arrangements geschrieben) nicht so recht zuhause ist: sie klingt sehr angemessen bei den verträumten Stücken wie Nur die Freundschaft zählt, aber es gibt keinen richtigen Biß beim Eulen-Song oder bei Spiel mit Tigger, spiel mit, und der Ferkel-Tanz reißt auch niemanden so richtig vom Hocker.

Der Grundton ist Verträumtheit mit nachdenklichen Texten über Freundschaft, die sich sehr anspruchsvoll geben und häufig viel zu abstrakt sind, um Kindern wirklich etwas zu sagen. Hier spiegelt sich eher das erwachsene Verständnis einer (vermeintlich) heilen Kinderwelt als die kindliche Realität. Erwachsene und ältere Kinder mögen sich hier wiederfinden, kleinere Kinder jedoch kaum.

Das ist schade, denn die Texte aus den Bereichen Natur, Märchen, Gefühle sind sehr schön und hätten eine bessere Behandlung verdient: Das wunderbar lakonische Gedicht Hinterm Wald bei Iserlohn von James Krüss wird beispielsweise ins kitschig-Pathetische verzerrt, und das Goethesche Wassertröpflein ist ein zuckersüßes Gesäusel.

Wir haben es hier mit einem ganz bestimmten, sentimental gefärbten Klischee von Kindheit zu tun, das wiederum von Erwachsenen erdacht ist und also auch von diesen goutiert werden wird, sofern ihnen der Stil der Musik zusagt.

Hier finden sich die Themen, die Kids interessieren, aus dem Leben gegriffen, aber keineswegs ohne Tiefgang. Es geht beispielsweise um den Vater, der sich beim gemeinsamen Einkauf blamiert, um die Mutter, die neben der Arbeit keine Zeit mehr hat, um doofe Schulkameraden die rauchen, um Heimweh, Angst vor dem Zahnarzt, aber auch um die Musik selbst, um Freude am Rhythmus und am Musik-machen.

Die jungen Sänger sind professionell, aber das Ganze wirkt niemals zu glatt, sondern immer lebendig und unmittelbar. Für Kinder ab dem Schulalter unbedingt empfehlenswert!

Leider legt sich die Begeisterung über diese sehr löbliche Absicht schon bald nach dem Anhören zumindest der hier vorliegenden Titel Cleopatra und Columbus, denn sie sind einfach schlecht gemacht: die Sprecher stolpern ungeschickt durch steife Dialoge, die Geräuscheffekte sind steril, das Geschehen bleibt leblos.

In der Geschichte über Cleopatra erscheint es völlig unverständlich, wie zwei bedeutende Männer sich in ein so zickiges Gör verlieben konnten, und Cäsar ist geradezu unerträglich gönnerhaft. Immer wieder werden mit peinlicher Deutlichkeit Brocken historischer Information eingestreut (so dass man geradezu "Vorsicht, Bildung" ausrufen möchte). Jedes altmodische Märchenhörspiel ist wesentlich spannender!

Bei dem Columbus-Hörspiel ist überdies anzumerken, dass es hier in bedenklicher Weise an historischer Distanz fehlt: Die "Entdeckung" des Columbus wird ungebrochen als Heldentat verherrlicht, was heute so wirklich nicht mehr stehen bleiben kann; auch Kindern müsste vermittelt werden, dass sich die Ereignisse für die "Entdeckten" ein wenig anders darstellen. Wenn gar die Eingeborenen als "fügsam" und "gute Diener" beschrieben werden, schleicht sich zuletzt noch ein rassistischer Unterton ein. Insgesamt gewinnt man den Eindruck, hier sei nur aus diversen Geschichtsbüchern abgeschrieben und keinesfalls professionell historiografisch recherchiert worden, was auch zu peinlichen Schnitzern führt wie demjenigen, dass Torquemada, den Königin Isabella in seiner Eigenschaft als ihr Beichtvater mit "Vater" anredet, auch tatsächlich im Erzähltext als ihr Vater bezeichnet wird - was er als Dominikaner-Prior und Großinquisitor schlechterdings nicht sein konnte!

Beide Produktionen sind nicht empfehlenswert.