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Suli Puschban
Ich sehe aus wie Elvis



Des Waldes Dunkel zieht mich an

Von Stefan Schmöe

Wann ist ein Kinderlied ein Kinderlied? Beim Anhören der CD Ich sehe aus wie Elvis von Suli Puschban, Berliner Musikerin und Pädagogin mit wienerischen Wurzeln, kommt diese Frage unwillkürlich auf. Natürlich sollten die Songs einigermaßen eingängliche Melodien besitzen (das tun sie, aber zeichnet das allein ein Kinderlied aus? Jeder bessere Schlager erfüllt diese Bedingung), und die Texte sollten irgendwie „kindgerecht“ sein, und das macht die Sache schon komplizierter. Ganz einfach macht die Sängerin, die alle Lieder – Musik und Text – selbst geschrieben hat, es den Zuhörern nämlich nicht.

„Des Waldes Dunkel zieht mich an / doch muss zu meinem Wort ich stehn / und Meilen gehen bevor ich schlafen kann“ heißt es in einem Gedicht des amerikanischen Lyrikers Robert Frost, und Suli Puschban verwendet diese Zeilen als Refrain des Liedes „Leo“. Solche Lieder wollen nichts erklären, sie wollen keine Geschichten erzählen; sie greifen aber etwas von Sehnsüchten und Ängsten auf, die nicht an Kindsein oder Erwachsensein gebunden sind. Im weiteren Sinn kann man Suli Puschban als Liedermacherin bezeichnen, denn Musik und Text greifen eng ineinander, und die Texte sind alles andere als bedeutungslos. Viele Textstellen sind beim ersten Hören kaum zu erfassen, weil sie sprunghaft sind oder unvermittelt auf eine andere, oft metaphorische Ebene wechseln:

„Selcans Schiff heißt Euphorie
Selcan biegt das Glück
wie einen Regenbogen
zum Eismeer und zurück“

heißt es in „Piratinnen!“, und „Ein sagenhafter Sommer“ hat kryptische Passagen wie

„ist in anderen Ländern Krieg
mietest du dir einen Jeep
wie ist die Luft am Nanga Parbat
ob der Yeti heute frei hat“.

Aber es ist gerade dieses Rätselhafte, das Nicht-genau-festmachen-können, das den Reiz der CD ausmacht. Ein Reiz, der auf Erwachsene ähnlich wirkt wie auf Kinder. Im luftleeren Raum sind die Songs jedenfalls nicht entstanden, sondern im Kreuzberger Grundschulalltag entwickelt und erprobt. So berichtet Suli Puschban über die Entstehung der CD: "Mit einer ersten Klasse begann ich vor fünf Jahren im Rahmen des Musikunterrichts zu singen und brachte viele von den entstandenen Liedern dort ein; die Erfahrung, die ich machte war, dass selbst in einer Schule in der etwa die Hälfte der Kinder nicht-deutscher Herkunft sind, meine Lieder - gerade wegen der Texte - sehr gut ankamen, was mich wiederum späterhin darin bestärkte eine Kinderplatte aufzunehmen, die von dem gängigen Liedangebot für Kinder abweicht."

Meine eigenen Kinder (im Grundschulalter) jedenfalls sind schnell der eigentümlichen Faszination von Suli Puschban erlegen. Die Sängerin hat eine angenehm sanfte, melancholische Stimme, die nicht einen Ton lang anbiedernd nach Kinderlied klingt. Sie hat etwas Lakonisches, manchmal schwingt eine leise ironische Distanz mit. Die Musik ist 'mal schlicht, 'mal pathetisch und groß auftrumpfend. Wenn dies Kinderlieder sind, dann für solche Kinder, die ganz ernst genommen werden wollen – nicht als kleine Erwachsene, aber aber als selbstbewusste Wesen, deren Ängste und Träume mindestens so wichtig sind wie die der Erwachsenen. Genauso aber sind es Lieder für Erwachsene, die etwas von Kindsein bewahrt haben. Wenn es überhaupt Sinn macht, solche Unterscheidungen zu treffen.


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Suli Puschban:
Ich sehe aus wie Elvis


Texte und Musik von Suli Puschban

Suli Puschban, Gesang, Gitarre
Wulf Claussen, Schlagzeug
Michael O'Ryan, Keyboards, Bass u.a.

Track List:

1. Ich sehe aus wie Elvis 3:19
2. Die blauen Gespenster 3:08
3. Unter Wasser 3:30
4. Pommes Fritz 3:05
5. Fräulein Rosi und Ritter Robert 4:29
6. Wird wieder gut 2:30
7. Was ich kann 3:18
8. Scheiße ssagt man nicht 3:11
9. Leo 4:30
10. Piratinnen! 4:29
11. Liam sagt wir sind das Meer 3:03
12. Supernova 3:52
13. Ein sagenhafter Sommer 5:00

zusätzlich gibt es im Anschluss
an das letzte Lied einen
"hidden track" .

Total Time: 76:28

(P) & © 2005 Michael O'Ryan

Müller-Lüdenscheidt-Verlag
feinste Tonkonserven

Weitere Informationen unter:
www.sulipuschban.de
www.kinderlied.de




Da capo al Fine

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