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Kenny
Wheeler & John Taylor Where Do We Go From Here? Abgeklärt, sanft und virtuosVon Frank BeckerDer kanadische Trompeter Kenny Wheeler (*1930) und der britische Pianist John Taylor (*1942) haben so viel vom Leben und der Welt gesehen, dass ihnen die Frage nach dem Wohin zusteht. „Where Do We Go From Here?“ heißt ihr brandneues Album, wie verschiedene erfolgreiche Vorgänger wieder in Italien aufgenommen. Seit den späten 1960er Jahren haben sie immer wieder in wechselnden Ensembles oder im Duo zusammengefunden, haben jeder für sich und gemeinsam Rang erworben und die Erneuerung des Jazz in hohem Maß mit beeinflusst. 1977 gründeten sie mit der Sängerin Norma Winstone in England das Trio „Azimuth“ (nicht zu verwechseln mit der Brazilian Jazz Formation Azymuth), das bis heute zu den Top-Formationen zählt. „Where Do We Go From Here“ ist ein besinnliches Produkt, das nicht nach Höhen strebt und genau dadurch eine ungemein tief gehende Reife hat. Sieben der Stücke hat Kenny Wheeler komponiert, zwei John Taylor, und den Opener „Summer Night“ haben sie von Al Dubin/ Harry Warren übernommen. Man hört in jeder Passage die enge Vertrautheit dieser beiden Männer miteinander, das intime Verhältnis, das sie zu ihren Instrumenten haben, das es Taylor erlaubt, neben durchkomponierten Linien auch freie Akkorde zu spielen, gar in die Saiten zu greifen. Wheeler verleiht das Wissen um die Dinge einen abgeklärt spröden, fast meditativ abwesenden Sound. Nachdenklich bis sehnsuchtsvoll verträumt gehen die Stücke rasch auf den Hörer über, der sehr schnell dem Reiz dieser Abgeklärtheit erliegt. Beide
haben den Free Jazz und die Contemporary Art of Jazz erfahren und geprägt,
in allen modernen Stilrichtungen ihre Ziele gesucht – und sich
selbst gefunden. Gemeinsam setzen sie es hier um. Das jedenfalls schimmert
aus jedem der zehn Stücke, die Sanftheit und Kontemplation warm
verströmen. Getrost kann man das vorliegende Album ein reifes Alterswerk
nennen, ein Vermächtnis sicher noch nicht, denn da wird noch vieles
folgen. Jetzt haben wir hier ein Album das, je später die Stunde
und je ruhiger das Haus, umso mehr wirkt. Da wird einem beinahe klar,
wieso bestimmte Jazz-Sendungen im Rundfunk erst nach Mittenacht ausgestrahlt
werden: man braucht die Ruhe, das Geheimnis der Nacht – wie bei
„Where Do We Go From Here?“.
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Kenny Wheeler & John Taylor Where Do We Go From Here? Kenny
Wheeler trumpet, flugelhorn (P) + © 2004 CamJazz CAMJ 7764-2
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