Tony Lakatos
Gypsy Colours
Zigeunerjazz auf traditionellem Feuer, aber mit würzigen modernen Zutaten gekocht
Von
Frank Becker
Er
gehört zu einer der namhaften Dynastien des Jazz mit Wurzeln im
Kulturkreis der Zigeuner. Die Lakatos sind auf dem besten Weg, sich
einen Namen zu schaffen, wie ihn die Reinhardts schon seit Generationen
haben, jedoch mit einem zeitgemäßen, der Entwicklung des Jazz
angepaßten Feld. Tony Lakatos ist einer der innovativen Musiker der
neuen Generation, die das Spektrum von der traditionell virtuosen
Behandlung der Violine oder der akustischen Gitarre im Zigeuner Swing
auf die Bereiche der Improvisation bzw. der durchkomponierten freien
Form unter Einbeziehung von weit zurück reichenden Wurzeln ausdehnen.
Und, nicht zu vergessen, er setzt das Saxophon ein - ein Instrument,
das ihn in die Lage versetzt, die Ursprünge der Musik der Zigeuner im
indischen Rajasthan aufzusuchen.
"Gypsy Colours"
heißt das aktuelle Album von Tony Lakatos und seinem in jeder Position
hervorragend besetzten Ensemble - und es ist ein wundervoller
Spaziergang durch Stile und Kulturen. Setzt er in "Troublant Bolero"
noch das aus der ungarischen Bilderbuch- Kultur der dortigen
"Zigan"-Kapellen bekannte Cimbalon ein, folgt mit der Adaption des
traditionellen Roma-Volkslieds "Duj-Duj Dema Devla Phaka Duj" ein
relaxtes Stück im feinsten Modern Jazz mit Bossa-Elementen. Das Album
ist eine akustische Fundgrube, ein in vielen Farben sprühendes
Vergnügen, das seinen Protagonisten reichlich Raum gibt, sich in all
ihrer Virtuosität zu präsentieren - ein geschmackvoll geschnürtes Paket
mit vielen erfreulochen Überraschungen.
Da
ist zum Beispiel Monika Rostas, die (beinahe fast zu selten) mit ihrer
bezaubernden Stimme Horizonte öffnet, Ferenc Snetberger, der hier
einmal mehr seinen Rang an der akustischen Gitarre beweist, Roby
Lakatos, ein wahrer Primas an der Violine und mal cool, mal swingend
Szakcsi Bela Lakatos am Klavier. Ein Jazz-Album, das eine
Genre-Zuordnung glücklicherweise nicht zuläßt und dadurch eine
besondere Gültigkeit erreicht. Hier sind Musiker unter der
zurückhaltenden Führung von Tony Lakatos am Tenor- und Sopransaxophon
und vor dem hervorragenden rhythmischen Hintergrund von Andras Lakatos
am Schlagzeug am Werk, die sehr nachhaltig auf sich aufmerksam machen.
Bei geschlossenen Augen dem Schlußtitel "Mr. Fried" lauschen vermittelt
ein Jazz-Vergnügen, das sich jederzeit mit Paul Desmond
vergleichen lassen kann. Man sollte sich nicht von dem unansehnlichen
Cover des Digipack täuschen lassen: da ist weit mehr drin, als die
unattraktive Verpackung verspricht!
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Tony Lakatos
Gypsy Colours
Tony Lakatos - tenor & soprano sax
Szakcsi Bela Lakatos - piano
Roby Lakatos - violin
Ferenc Snetberger - acoustic guitar
Miklos Lukacs - cimbalom
Andras Lakatos - drums
György Orban - acoustic bass
Kornel Horvath - percussion
Kalman Orban - tenor violin
Agnes Szaloki - voice
Csaba Rostas - mouth bass
Monika Rostas - voice
Produced by Tony Lakatos & Szakcsi Bela Lakatos
© + (P) 2005 Skip Records
Track
List:
1. Crying Way From India 10:42
2. Matilem 8:29
3. Bebop Czardas 4:13
4. Relaxing At The Coffee House 6:07
5. O.C. 6:58
6. East Of The Moon 5:00
7. Troublant Bolero 6:44
8. Duj-Duj Dema Devla Phaka Duj 6:04
9. Night, Like A Sea 5:21
10. Mr. Fried 7:13
Total Time: 1:07:02
Weitere Informationen unter:
www.skiprecords.com
www.tonylakatos.com
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