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Tomasz Stanko Quartet Suspended Night Unaufgeregt und deshalb besonders aufregend: Das Tomasz Stanko QuartetVon Frank BeckerEs gibt, und das sind die wahren Glücksmomente, Musik, die in einer anderen Dimension stattfindet. Musik, die hilfreiche Vergleiche durchaus erlaubt, wenn auch solche immer mit dem Makel des Hinkens behaftet sind. Wir sprechen hier von Jazz. Von Jazz, der nicht nur im Ohr, nicht nur im Kopf stattfindet von Jazz, der unmittelbar auf das Gemüt wirkt. Die Rede ist vom Tomasz Stanko Quartet und von Suspended Night, der jüngsten CD der Formation, in der Altmeister Stanko 1994 drei junge, in den zehn Jahren des Miteinander unter seinem Einfluss gereifte Musiker um sich und seine charismatische Trompete gruppiert hat. Polen ist kein Geheimtipp in Sachen Jazz, der dort eine lange und fruchtbare Tradition hat. Mit Tomasz Stanko allerdings hat das Land einen musikalischen Repräsentanten von der Güte und den lyrischen Qualitäten eines frühen Miles Davis und Chet Baker, eine Ausnahmeerscheinung. Das Instrument verströmt unter Stankos Händen flüssiges Gold und Nektar sanft und seidig, zärtlich und gedankenvoll lässt er seine Trompete sprechen. Lyrisch ist seine Musik, unaufgeregt und gerade deshalb so aufregend. Sie folgt nicht ausgetretenen Pfaden sondern sucht sich empfindsam ihren Weg wie durch blühende Wiesen und reife Felder, durch Straßen in der Dämmerung und auf leisen Sohlen in stille Kammern. An seiner Seite können, eine ganze Musikergeneration jünger, der Pianist Marcin Wasilewski mit glasklarem, dennoch warmem, Spiel und Slawomir Kurkiewicz, gefühlvoll am Double-Bass, ebenso bestehen wie der sensible Schlagzeuger Michal Miskiewicz. Hier sind vier brillante Solisten zu kreativer musikalisch-organischer Einheit verschmolzen. Das in Song for Sarah und den zehn Suspended Variations auf der CD eingefangene Ergebnis liegt jetzt als eines der zur Zeit schönsten Alben vor. Stanko ist auf dem besten Weg, von seiner unbestrittenen Position an der europäischen Spitze an die Weltspitze vorzurücken. Suspended Night markiert einen Meilenstein auf diesem Weg. Nicht unbemerkt kann der skandinavische Einfluss bleiben, hat das Quartett seine CD doch in den Osloer Rainbow Studios von Jan Erik Kongshaug aufgenommen, dessen Handschrift in über 500 Aufnahmen des Münchner Labels ECM zu erkennen ist. Jan Gabarek, Terje Rypdal, Arild Anderson, Markus Stockhausen und Sven Nyhus gehören zum Kreis derer, deren Aufnahmen Kongshaug mit zum Erfolg gebracht hat. Ein Tipp für Jazz-Freunde in Nordrhein-Westfalen: am 6. November bestreitet das Tomasz Stanko Quartet im Wuppertaler Schauspielhaus das Auftaktkonzert des Musikfestivals „3. Art“ mit dem Programm von „Suspended Night“. Beginn 23.00 Uhr. Karten unter Tel. 0202-5694444. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
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