So etwas hatten wir lange nicht - und es wurde
Zeit! Nach den vielen A-capella-Boygroups, die wie Pilze aus dem Boden
schossen und oft nur auf oberflächliche Effekte bedacht endlose
Programme aus den Klangfabriken purzeln ließen, ist jetzt endlich
wieder ein Ensemble am Start, das vielen den Rang ablaufen wird. Seit
den Four Freshmen, den Hi-Lo´s und Singers Unlimited (und das ist eine
Weile her) ist solche Qualität in Stimme, Arrangement und
Ideenreichtum nur höchst selten zu hören gewesen.
Take 6 heißt das Sextett, das hier mit 12 Titeln und einem Snippet
endlich wieder zeigt, wo Barber den Most holt. Da sie nicht dogmatisch
sind, haben die sechs ausgewiesenen Stimmartisten sich stückweit der
dezenten Begleitung diverser Instrumentalisten und großer Namen der
Song-Szene versichert und dabei von A wie Al Jarreau bis T wie Till Brönner
ins Schwarze getroffen. Elf Titel des Dutzends sind Standards von Gerge
Gershwin über Ella Fitzgerald (die dank der Studiotechnik bei
"A-Tisket-A-Tasket" posthum mittun kann - ein meiner Meinung nach
zweifelhaftes Verfahren) bis Miles Davis. Einen ("Back To You") hat
Claude McNight beigesteuert. Die gelungene neue Mischung aus
klassischem A capella, Barber Shop und einem nicht mal so kleinen Hauch
Tamla Motown - die Temptations lassen grüßen - macht so richtig Spaß
und ist brillant.
Michel Legrands "Windmills Of
Your Mind" aus dem Film "Les parapluies de Cherbourg" ist mit der
Delikatesse gesungen, die einst Gene Puerling (1929-2008) und seinen
Ensembles eigen war - er wird mit der Widmung der berührenden Fassung
von "Shall We Gather At The River" explizit geehrt. Schon der Opener
"Sweet Georgia Brown", zu dem Mark Kibble die Lippen spitzt, ist ein
echter Fingerschnipper. George Benson adelt mit Gitarre und Lead Vocal
"Straighten Up And Fly Right", "Seven Steps To Heaven" ist ein echtes
Stelldichein der Stars mit Al Jarreau, Jon Hendricks (Lambert,
Hendricks & Ross) und Till Brönner am Flügelhorn. Bei "Someone To
Watch Over Me" verhält es sich ganz ähnlich: die wundervolle Shelea
Frazier singt mit dem Sextett, das bescheiden in den Hintergrund tritt,
Roy Hargrove spielt die Trompete, Miles Robertson die Keys und Mark
Bowers den Bass.
Wer
würde bei "Bein´ Green" nicht an die rührende Fassung von Jim Henson
mit Kermit denken - Take 6 machen es zum Hi-Lo´s Hit. Aaron Neville mit
seinem typischen Kiekser swingt an vorderster Front in "Do You Know What It Means To Miss New Orleans" mit und über die tiefe Verneigung vor Gene Puerling mit und in "Shall
We Gather At The River" sprach ich schon oben. Ein piekfeines Album,
dem unbedingt einige folgen sollten. Es gibt noch viel zu singen!
Claude McKnight, Mark Kibble, David Thomas, Joey Kibble, Cedric Dent
Alvin Chea
Gäste: Till Brönner, Al Jarreau, George Benson, Jon Hendricks, Shelea
Frazier, Roy Hargrove, Miles Robertson, Mark Bowers, Mark Kelley,
Butter, Jamaal Andrews, Aaron Neville