Ron Carter
Dear Miles
Alte Schule
Von
Frank Becker
Ronald
Levin Carter wurde in diesem Jahr 70 Jahre alt. Der Kontrabassist mit
der beeindruckenden musikalischen Biographie und Diskographie zeigt auf
seinem jüngsten Album "Dear Miles" die hohe Kunst der alten
Schule. Miles Davis gewidmet, in dessen Band er 1963 Paul Chambers
ersetzt und dort bis 1968 den Stil des Quintetts mit geprägt hatte,
beweist Ron Carter ein weiteres Mal seine in Hunderten, ja Tausenden
von Schallplatten (er gehört zu den meistbeschäftigten Studio-Musikern
seiner Zeit) belegte Klasse. Kaum ein großer Jazzer der Geschichte des
20. Jahrhunderts, mit dem er nicht gespielt hätte. Hier nun hat er ein
neues Ensemble zusammengestellt, ein Quartett mit Stephen Scott am
Klavier, in dessen eigenem Quartett Carter u.a. auf dem Album "Vision
Quest" mitgewirkt hat, sowie Payton Crossley/Roger Squitero für den
Rhythmus.
Carter und Scott gehören zwei
Musikergenerationen an, ergänzen sich jedoch vor der hervorragenden
Rhythmus-Kulisse von Crossley und Squitero brillant zu einem völlig
entspannten Duo der höchsten Liga. Ein einziger Titel des vor 16
Jahren gestorbenen Miles Davis wurde mit einer Verbeugung ins Album
aufgenommen, ihm ansonsten die aus Klassikern von Gil Evans Hart/Rodgers, Morey/ Churchill, Washington/Young, Milt Jackson
u.a. und zwei Stücken Carters zusammengestellte Sammlung von
Jazz-Evergreens zu Füßen gelegt. Scott hat in bester Peterson-Manier
aus "Bag´s Groove" ein Schmankerl gemacht, die Version des
unsterblichen "My Funny Valentine" ist eine Perle im Dialog von
Kontrabaß und Klavier geworden, und "Stella By Starlight" läßt den Baß
Ron Carters singen, wie es nur den ganz Großen gelingt.
Haben sie "Casablanca" gesehen? Natürlich haben sie. Nie werden sie
("Play it again, Sam...") "As Time Goes By" vergessen. Die Fassung von
Carter und Scott gibt dem legendären Stück neue Dimensionen, in der
Carter Seinen Baß unnachahmlich beinahe als eigenständige "Person"
featured. Federleicht tanzen die Hände Scotts und Carters in "Bye Bye
Blackbird" über Tasten und Saiten, kommen im abschließenden "595"
Carters zu gediegener Ruhe. Das bißchen zuviel Geklimper Squiteros mit
seinen Muschelschalen etc. stört zum Glück nur selten, da wäre weniger
mehr gewesen. Ein feines Album, das seinen dauerhaften Platz in guten
Plattensammlungen erobern wird. Carter hat wie u.a. Niels-Henning Ørsted Pedersen, Arild Andersen, Charlie Haden, Ray Brown oder Christian McBride dem Kontrabaß den ihm gebührenden Platz im Jazz zugewiesen.
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Ron Carter
Dear Miles
Ron Carter - Kontrabaß
Stephen Scott - Klavier
Payton Crossley - Schlagzeug
Roger Squitero - Percussion
Produziert von Ron Carter
(P) + © 2006/2007 Blue Note EMI
Titel:
1. Gone 4:47
2. Seven Steps To Heaven 4:53
3. My Funny Valentine 8:03
4. Bag´s Groove 3:42
5. Someday My Price Will Come 6:44
6. Cut And Paste 4:35
7. Stella By Starlight 5:02
8. As Time Goes By 4:58
9. Bye Bye Blackbird 5:27
10. 595 4:36
Gesamtzeit: 52:59
Weitere Informationen unter:
www.bluenote.com
www.roncarter.net
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