Moondog
Rare Material
Wenn Hören harte Arbeit wird...
Von
Frank Becker
Über
der Musik Louis Thomas Hardins, der sich "Moondog" nannte, liegt ein
Mysterium. Der 1916 geborene Amerikaner hatte mit 16 Jahren sein
Augenlicht bei einer Explosion verloren, aber mit eiserner Energie
seinen Highschool-Abschluß geschafft und nach der Arbeit auf der Farm
des Vaters in Arkansas ein Musikstudium aufgenommen. Er ging nach New
York, wo er sich den Künstlernamen "Moondog" zulegte, der zum
Markenzeichen wurde. Ab 1950 nahm er Platten mit eigenen Kompositionen
auf, die ihn zur Kultfigur der Musikszene machten.
1974
kam Moondog auf Einladung des Hessischen Rundfunks nach Deutschland -
und blieb. Aktiv bis ins Alter baute er eine neue, europäische Karriere
auf. Am 8. September 1999 starb Louis Thomas Hardin, alias Moondog, in
Münster.
Das Bochumer Label ROOF Music, das schon posthum sein Album "Moondog -
The German Years 1977-1999" herausgebracht hat, hat jetzt zum 90.
Geburtstag des Komponisten unter dem Titel "Rare Material" ein
Doppelalbum zusammengestellt, das zum einen die 1995 in England nur in
kleinster Auflage produzierte CD "Big Band" wieder zugänglich macht,
zum anderen teils unveröffentlichte jüngere, teils mehr als 50 Jahre
zurück liegende Aufnahmen aus der frühen New Yorker Zeit Moondogs als
Beispiele für sein Frühwerk vorstellt.
Soviel
gleich hier: daß das Projekt der "Moondog Big Band" aus dem Jahr
1995 nach seiner Erstveröffentlichung keine weitere Publizität erfuhr,
verwundert nicht. Mögen die Kompositionen und das Konzept des Big Band
Albums ja auch ganz in Ordnung sein und die Ensembles, die sie
ausführen von Rang - eine Offenbarung ist diese Scheibe aber ganz gewiß
nicht. Es ist auch beim dritten Anhören - ja, ich habe mich dem in
aller Ausführlichkeit gestellt - ein merkwürdiges, aber nicht
bemerkenswertes Gespinst, Konzept hin, Konzept her. Und was die
Aufnahmequalität angeht: der Sound kommt so verloren und so düster
herüber, als sei er in einem nächtlichen U-Bahnhof aufgezeichnet, die
Musik selbst deprimierend, selbst in den als fröhlich apostrophierten
Passagen. Nein, an bzw. in der Aufnahme der Moondog Big Band kann ich
nichts Erhebendes finden. Vielleicht, man soll die Hoffnung nie fahren
lassen, wenn man das Ganze noch einmal aufnähme, mit einem guten
Orchester, neuem Arrangement und mit anderer, weit besserer Tontechnik,
ließe sich das Besondere darin entdecken. So aber nicht.
Weit
mehr geben die teils sehr frühen, teils gar unveröffentlíchten Stücke
der CD 2 her. Die meist kammermusikalischen Miniaturen sind von etwas
höherem Reiz als das Big Band Projekt, vereinen Einflüsse aus
europäischer Kirchenmusik und
indianischer Folklore, Bebop, Natureindrücken und Dada-ähnlichen
Elementen. Das ist mitunter sogar witzig, wie der "Frog Bog", in seiner
Gesamtheit aber auch nur schwer für den zu ertragen, der nicht ein
ausgesprochener Moondog-Verehrer ist. Es gibt hierzulande die
Redewendung: "Das geht nicht an mich". Hören kann da zur harten Arbeit
werden. Man kann vermutlich die Musik dieses seltsamen und auf seine
Art außergewöhnlichen Musikers nur lieben oder ablehnen. Ich halte mich
da raus.
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Moondog
Rare Material
CD 1: Moondog Big Band with:
London Brass +
London Saxophonic
CD 2: n.n.
Fläskkvartetten
© + (P) 2006 ROOF Music GmbH
Track
List CD 1: 1. Blast Off 2:30
2. New York 3:25
3. Paris 3:23
4. Bumbo 3:07
5. Heath On The Healer 4:59
6. Torisa 4:03
7. Shakespeare City 12:17
8. Frankanon 4:36
9. You Have To Have Hope 2:03
10. A. Sax 1:53
11.Reedroy 2:05
12. The Cosmicode 3:05
13. Black Hole 3:50
14. Invocation 10:10
Total Time: 1:02:06
Track List CD 2:
1. Stefan Eicher - Guggisberglied 2:00
2. Friska 6:33
3. Magic Ring 2:20
4. Logründr XV B Major 1:25
5. Gygg 8:01
6. Logründr XVII in E Major 3:53
7. Log in G Major 1:52
8. All is loneliness 1:01
9. Dog Trot 2:56
10. Frog Bog 2:07
11. Surf Sessions 6:58
12. Trees against the sky 5:52
13. Single Foot 2:49
14. Be a hobo 0:53
15. Rabbit Hop 2:26
16. Why spend the dark night with you 1:04
17. Moondog Symphony I 1:55
18. Lullaby 2:16
19. Avenue of the Americas 1:32
20. Moondog Monologue 8:26
Total Time: 59:51
Weitere Informationen unter:
www.roofmusic.de
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