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Michy
Mano The cool side of the pillow Orient-Express + KarawansereiVon Frank BeckerNähern wir uns ausnahmsweise mal einer CD über ihre Hülle und das nicht nur, weil sie so hübsch ist, sondern weil sie auch so viel über die Platte und den Künstler erzählt, der sie gemacht hat. Da liegt er nach getaner Arbeit entspannt eingerollt auf dem Boden, dem Betrachter den Rücken zugewandt, den geschorenen Kopf sanft auf ein rotes Kissen gebettet, dessen Muster nordafrikanische Herkunft verrät. Das einfache weiße Gewand, seine nackten Füße drücken Bedürfnislosigkeit aus. Das Himmelblau des Raums, der ihn umgibt, vermittelt Ruhe, der geschwungene Schriftzug suggeriert Orient. Dorthin entführt uns die Musik der acht Stücke von „the cool side of the pillow“ – ein Titel, ebenso angenehm beruhigend wie das Blau. Wir haben es also schon rein äußerlich mit einem besonderen Produkt zu tun. Was die Verpackung verspricht, hält die Musik darin, die eine Reise durch eine offene Welt ist, eine Welt, in der die Sprache der Musik Verständigung zwischen den Kulturen vermittelt und ermöglicht. Da treffen die Bazare Nordafrikas auf die Mystik des indischen Subkontinents, bezaubern archaische arabische Klänge mit kehligem Gesang, dem wehmütigen Ruf von Rohrflöten und elektronischen Elementen, die wie selbstverständlich den Ton überlieferter Instrumente ergänzen. In „Tellement gadjo que je suis gypsy“ singt Michy Mano den Rap arabisch-stämmiger Jugendlicher der tristen Betonburgen französischer Vorstädte, „Music is bigger than me“ erzählt von Demut und Stolz, in „Salla Nabi“ klingt alle Sehnsucht der arabischen Welt und die Einflüsse Westafrikas sind in „Wa Moulana“ nicht zu überhören. Michy Mano erweist sich als erstaunlich wandlungsfähiger Sänger und Instrumentalist, der sich ohne Berührungsängste in all den besuchten Kulturräumen bewegt und eine Weltmusik macht, die das Wort „fremd“ nicht kennt. Er und Jazzer Bugge Wesseltoft haben den überwiegenden Teil der Stücke geschrieben und ihnen die Authentizität der durchreisten Kulturen gegeben. Man bedauert mitunter, nicht Arabisch verstehen zu können – doch zum Verständnis benötigt man es nicht unbedingt. Das Faszinierende an dieser Platte ist, dass man sich von Mal zu Mal, von einem Wieder-Hören zum nächsten immer mehr in der Welt, in dieser Welt zu Hause fühlt, die Vermischung der Musik traditioneller Kulturräume und Instrumente miteinander und mit elektronischen Loops und programmierten Sampler-Sounds als völlig logisch und angenehm empfindet. So angenehm, wie im Geborgenen das Kissen aufzuklopfen, herumzudrehen und sich auf die kühle Seite zu legen.
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Michy Mano The cool side of the pillow Michy Mano vocals, sentir, loops, keyboards
© 2004 enja records Werner Aldinger
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