Jörg Seidel Swing Trio
Boulevard of Broken Dreams
Diese ganz gewissen kleinen Stunden...
Von
Frank Becker
Das Jörg Seidel Swing Trio zaubert in
klassischer Besetzung ohne Schlagzeug intimem Bar-Jazz, den man sich
gut bei gedämpftem Gespräch zum leisen Klingen von Cocktailgläsern
vorstellen kann, während sich im schummrig beleuchteten Raum zarter
Zigarettenrauch kräuselt. Diese gediegene Form kultivierter
Abendunterhaltung wird immer seltener (und wird durch die Gesetze zum
Schutz der Nichtraucher wohl irgendwann gänzlich aussterben, beklagt
der Autor, obwohl selbst Nichtraucher), weil sie sich dem Stakkato
hämmernder Beats, Loops und Sekundenbruchteile kurzer Bilder
verweigert. Umso wertvoller ist dann so ein "kleines" Album mit
Standards aus dem American Songbook, wie es das Jörg Seidel Swing Trio
mit "Boulevard of Broken Dreams" vorlegt.
Titel wie "Sweet Lorraine", "Coquette", "L-O-V-E" oder "Nature Boy"
kennen und lieben wir von Nat King Cole, dessen "Walking My Baby Back
Home", ebenso auf "Boulevard of Broken Dreams"
zu hören, meine erste Jazz-Platte war, auf Schellack, notabene (ich
hab´ sie noch heute). Während Seidel seine Gitarre swingend singen
läßt, bleibt ihm genug Atem, mit dezent zurückgenommenem Vortrag die
Lieder im eigenen Stil zu interpretieren, die den "King" unsterblich
gemacht haben. Eine schöne Wiederbegegnung. "Coquette" featured das
Trio vortrefflich, man lernt Seidels Scat, mit dem er auch im
Schlußtitel "Bye, Bye Blackbird" glänzt, Donkers wunderbar traditionell
gezupften Baß und Dinkelbachs Klavierspiel kennen, das hier wie auch
später die Handschrift des großen Vorbilds trägt - denn Nat King Cole
war ja auch ein gefeierter Jazz- Pianist.
"In The
Wee Small Hours (of the morning)", Frank Sinatras großer Erfolg, ist
ebenso dabei wie "That´s Amore", mit dem einst der unvergleichliche
Crooner Dean Martin Herzen schmelzen ließ, hier aber mit den gewissen
Swing-Kick. Dem harmonischen Grundkonzept des Albums angemessen
ist die durchweg gelungene Auswahl und Zusammenstellung, die gute Laune
macht - und das ist es wohl in allererster Linie, was das Jörg Seidel
Swing Trio vermitteln will: ganz feiner kleiner Jazz mit viel
Lebensfreude. Funktioniert gut.
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Jörg Seidel Swing Trio
Boulevard of Broken Dreams
Jörg Seidel - Gitarre, Gesang
Joe Dinkelbach - Piano
Gerold Donker - Kontrabaß
(P) + © 2006 Swingland Records
Titel:
1. Sweet Lorraine
2. Coquette
3. In The Wee Small Hours
4. You I Love
5. Boulevard Of Broken Dreams
6. That´s Amore
7. Nature Boy
8. When You´re Smiling
9. Walking My Baby Back Home
10. L-O-V-E
11. Moody´s Mood
12. Bye, Bye Blackbird
Gesamtzeit: 52:32
Weitere Informationen unter:
www.joerg-seidel.de
Bitte lesen Sie auch:
www.musenblaetter.de
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