Ekkehard Wölk
Desire For Spring
...dich hab ich vernommen!
Von
Frank Becker
Schon knapp zwei Monate, nachdem ich ihnen den Pianisten Ekkehard Wölk mit seinem brillanten Solo-Album "Reflections on Mozart"
habe vorstellen können, komme ich nicht umhin, den Namen schon wieder
voller Begeisterung im Munde zu führen. Frisch auf dem Plattenteller
sorgt Wölks jüngste Produktion für abermals ungeteilte Freude und
helles Vergnügen. Mit einem glänzend besetzten Quintett hat der
feinfühlige Pianist diesmal einen ausgefallenen Strauß klassischer
Stück und Themen vom Barock bis zum 20. Jahrhundert, will sagen: von
Bach bis Bartok zusammengestellt und mit seinen kongenialen
Arrangements brillant kommentiert.
Zu den
bewährten Trio-Partnern Johannes Fink (Kontrabaß) und Andrea Marcelli
(Schlagzeug) sind bei der schon 2004 in Berlin eingespielten CD die
Cellistin Susanne Paul und der Violinist und Mandolinenspieler Ulli
Bartel getreten - ein Gewinn. Die Saitenklänge geben dem bei dem
italienischen Label Splasc(H) verlegten Album die lichte Fülle, die
seinem nachvollziehbar verlangenden Titel angemessen ist: "Desire For Spring". Haben wir alle. Und er kommt - mit Krokussen und Narzissen in den Vorgärten und optimistischem Gezwitscher in den Zweigen.
Wuchtig, beinahe im Maschinenrhythmus lassen Wölk & Cie. zum
Einstieg J.S. Bachs Choral "Wenn wir in höchsten Nöthen seyn"
erklingen, befreit von jeglichem barocken Kirchenorgel-Schwulst, dafür
mit einem herrlichen kleinen Pizzicato des Cellos. Bezaubernd innig
folgt auf dem Fuße Gustv Mahlers "Ich atmet´ einen linden Duft" - man
möchte es weiter und weiter hören, um die wunde Seele daran
aufzurichten, doch nach knapp vier Minuten gleitet der sanfte Traum
hinüber in die tänzerische "Napolitana" Igor Stravinskijs. Das geht
unmittelbar ins Blut. Getanzt wird auch später noch einige Male: Bartok
und Dvorak steuern rumänische und slawonische Volkstänze bei. Da
beweist sich Ulli Bartel bei Bartok als Mandolinen-Virtuose und zeigt
bei Dvorak einen swingenden Strich wie Svend Asmussen.
Stimmungsvoller Angelpunkt ist das titelgebende Mozart-Stück KV 596
"Sehnsucht nach dem Frühling" aus seinem letzten Lebensjahr:
Komm lieber Mai und mache
die Bäume wieder grün,
und laß uns an dem Bache
die kleinen Veilchen blühn.
Wie möchten wir so gerne
ein Blümchen wieder sehn !
Ach lieber Mai wie gerne
einmal spazieren gehn !
Das singt und swingt wie weiland Eugen Cicero und hat allemal die
Klasse eines Loussier. Ein federleichtes Vergnügen.
Dagegen wirkt Bachs "Jesu meine Freude" beinahe konterkariert, ein
großer Auftritt für Wölk und Fink. Verträumter und traumhafter Abschluß
ist Brahms´ Wiegenlied "Guten Abend, gute Nacht" mit perlenden Läufen
auf der Klaviatur, Jazz wie aus dem Bilderbuch.
"Desire For Spring" - mein Album des Monats!
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Ekkehard Wölk Quintet
Desire For Spring
Ekkehard Wölk - Klavier
Johannes Fink - Kontrabaß
Andrea Marcelli - Schlagzeug
Ulli Bartel - Violine, Mandoline
Susanne Paul - Violoncello
Produziert von Ekkehard Wölk für Splasc(H)
(P) + © Splasc(H) Records
Titel:
1. Wenn wir in höchsten Nöthen seyn
(Bach/Wölk) 4:41
2. Ich atmet´ einen linden Duft
(Mahler/Wölk) 3:59
3. Napolitana (Stravinskij/Wölk) 2:47
4. Sehnsucht nach dem Frühling
(Mozart/Wölk) 4:06
5. Jesu meine Freude (Bach/Wölk)
9:05
6. Rumanian Folk Dance No. 1
(Bartok/Wölk) 6:29
7. Slavonic Dance (Dvorak/Wölk) 5:40
8. Rumanian Folk Dance No. 2
(Bartok/Wölk) 7:24
9. Guten Abend, gute Nacht/Lullaby
(Brahms/Wölk) 5:30
Gesamtzeit: 49:03
Weitere Informationen unter:
splaschrecords.com
andreamarcelli.com
Bitte lesen sie auch:
www.musenblaetter.de
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