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Edgar Knecht
Good Morning Lilofee


Heute heißt´s lustig sein

Von Frank Becker


Manchmal sitzt man recht mutlos vor dem stetig anwachsenden Stapel von CDs, die er Anhörung und Bewertung harren. Welche soll die nächste sein? Mal ist es der Name der Formation oder des Künstlers, der den Ausschlag gibt, mal des Labels. Und dann gibt es noch die Fälle, in denen "das Auge mithört". Man sieht das Cover eines Albums, fühlt sich von Bild und Aussage spontan berührt, spricht die Formel: "Das isses!" und legt die in diesem Fall grün-silberne Scheibe ein. Volltreffer!

Würde ich allein schon wegen des stimmungsvollen Fotos des herrlichen Karpfens, der ruhig durchs Schilf gleitet, diese CD nie wieder hergeben, der heitere Titel des Albums "Good Morning Lilofee" täte ein übriges. Wobei wir noch nicht über die Musik gesprochen haben. Und die würde sogar in ein mausgraues Kuvert aus Umweltschutz-Papier verpackt den Rang einnehmen können, den sie bei mir bereits nach einmaligem Anhören erobert hat.
Gemeinsam mit Rolf Denecke, Stephan Emig und Tobias Schulte hat Edgar Knecht ein fröhlich-freches Album eingespielt, das elegant, reich an Einfällen, mit viel Fingerspitzengefühl und trittsicher in allen Genres mit Barock und Latin, Cool und Modern jongliert - mal ganz zu schweigen vom deutschen Balladen-Ton.

Edgar Knecht hat dafür sechs Volks- und Kirchenlieder, Balladen und Kinderlieder arrangiert, zwei Stücke ("Nachts um ¾" und "Valse bleu") dazugeschrieben und das ganze in bestechenden Kontext gesetzt. Mit einer humor- und schwungvollen Fassung von "Heißa, Kathreinerle", die mit brillanten Soli die vier Instrumente featured, eröffnen Knecht & Co. temporeich barock und beschwingt den Reigen. Stephan Emig zeigt sich von Anfang an als genialer Schlagzeuger, er ist in der Formation Edgar Knechts ebenso unverzichtbar wie bei "triosence". Knecht selbst erinnert im "Kathreinerle" ein wenig an den jungen Jacques Loussier, wenn er sich einiger Barock-Jazz-Akkorde bedient, die auf den genialen Franzosen zurückgehen. Ruhig läßt man es "Nachts um ¾" angehen.

In den folgende 10½ Minuten wird die hinreißende Musikalität dieses außergewöhnlichen Ensembles deutlich, wenn Carl Friedrich Zelters Musik zu Johann Wolfgang Goethes Epos "Es war ein König in Thule" frischen Wind bekommt. Das habe ich jetzt schon, ohne es "satt" zu bekommen, wenigstens fünf Mal hintereinander durchlaufen lassen. Es steckt voller Schmankerl und Überraschungen, erinnert einmal mehr an Loussier und seine kongenialen Mitstreiter Vincent Charbonnier und André Arpino und es birgt pikante Anspielungen an den glasklar hämmernden Stil Horst Jankowskis und das Latin Monty Alexanders. Das schönste Stück des insgesamt phantastischen Albums.

Gemeinsam mit dem anschließenden "Maria durch ein Dornwald ging", der zierlichen "Valse bleu" Knechts, dem rappenden "Simsala", dem das Bergische Volkslied "Auf einem Baum ein Kuckuck saß" zugrunde liegt und August Mühlings Kanon "Froh zu sein bedarf es wenig"
einer der Höhepunkte des an solchen reichen Albums. Was anderes als ein Schlaflied macht den Schluß. Zärtlich hüllt uns Johann Friedrich Reichhardts "Schlaf, Kindlein schlaf" ein, getragen von Rolf Deneckes Kontrabaß, der auf Ohrenhöhe mit Charlie Haden und NHØP zaubert.



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Cover-Foto: Michel Roggo

Edgar Knecht
Good Morning Lilofee
 
Edgar Knecht  -  Klavier, Vocoder (6)
Rolf Denecke - Kontrabaß
Stephan Emig - Schlagzeug
Tobias Schulte – Schlagzeug (4, 6) Udu (2) 
Wolfram Geiss - Violoncello (4)
Chris Mueller – Worte (6)
 
Produziert von Dagobert Böhm
(P) + © 2010 Ozella Music
 
Titel:
1. Heißes Kathreinerle  -  6:12
2. Nachts um ¾  -  5:01
3. Thule  -  10:28
4. Maria  -  6:29
5. Valse bleu  -  5:42
6. Simsala  -  4:48
7. Froh …  -  7:09
8. Schlaf   -  5:11
 
Gesamtzeit: 51:18
 
Weitere Informationen unter:



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