Dave Brubeck Quartet
brubeck meets bach
Spagat
Von
Frank Becker
Klassik? Jazz? Wo
sortieren sie Dave Brubeck ein? Kann man ihn einem Genre zuordnen? Und
wie verfährt man mit diesem Album, das nicht nur in der Musikauswahl
den Spagat wagt?
Es
ist ja nicht das erste Mal, daß sich Jazz mit Klassik verbindet und
auch nichts Neues, den barocken Meister Johann Sebastian Bach als Ziel
der Interpretation zu finden. Das haben in der Vergangenheit u.a. schon
Ingfried Hoffmann, Eugen Cicero, Ward Swingle und Jacques Loussier
getan. Jazz-Altmeister Dave Brubeck tut es jetzt in ganz anderer
Manier, nachdem er sich jahrzehntelang dem Trend verweigert hatte – er
läßt Bach Bach sein und überläßt die Interpretation Berufenen: dem Bach
Collegium München unter Russell Gloyd und dem Klavierduo Anthony &
Joseph Paratore. Das allerdings läßt Johann Sebastian Bach bei seinem
Kontert für zwei Klaviere und Orchester BVW 1060 eher plätschern und
legt Brubecks "Points On Jazz" für zwei Klaviere etwas zu akademisch
an. Das Bach Collegium München hingegen scheint sich bei Bach wohler zu
fühlen als bei Brubeck. Das macht aus der CD 1 des Doppelalbums, das im
November 2004 bei einem Konzert in der Alten Oper Frankfurt aufgenommen
wurde, ein geteiltes Vergnügen.
Teil
2 des Konzerts, zugleich CD 2 des Albums präsentiert den Jazzer Brubeck
mit einem hervorragend eingestellten Quartett, das als Opener mit einem
swingenden "St. Louis Blues" die Stimmung erzeugt, die zuvor gefehlt
hatte. Das Bach Collegium gibt den Brubeck-Stücken einen gediegenen
Hintergrund, vor dem das Quartett sich brillant entwickeln kann.
Brubeck selbst wirkt entspannt und gut gelaunt, sein Bassist Michael
Moore beweist Mal um Mal zärtlich inspiriertes Fingerspitzen- und
Bogengefühl, Bobby Militello beweist sich an Saxophon und Flöte als
Sideman der ersten Garnitur und Randy Jones hält sein Schlagzeug fein
im Zaum.
Natürlich ist man auf das konzertante
Kleid der Brubeck-Klassiker gespannt. Und das schmückt in der Tat den
"Unsquare Dance", das traumschöne "Brandenburg Gate Revisited", das
Michael Moore auf ein weiches Klangpodest hebt und natürlich "Blue
Rondo à la Turk", das seit über 40 Jahren fasziniert und hier in der
gemischten Instrumentation neue Dimensionen gewinnt. Der Jubel, den
"Take Five" schon beim ersten Akkord erntet, stünde ja Paul Desmond zu
- aber gönnen wir ihn auch dem Dave Brubeck Quartet mit seinem
Saxophonisten Bobby Militello, der Desmond würdig vertritt (aber bei
Gott nicht ersetzt). Schmalz ist allerdings der kitschige Abschluß mit
Brahms´ Wiegenlied. Das hätt´s nicht gebraucht.
Die im Booklet und auf der CD-Hülle angegebenen Spielzeiten für CD 2
sind übrigens mit Vorsicht zu genießen. Sie weichen dort insgesamt um
6½ Minuten (!) von der wirklichen Spielzeit ab, während sie auf CD 1 im
wesentlichen stimmen.
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Dave Brubeck Quartet
Brubeck Meets Bach
Dave Brubeck - Klavier
Bobby Militello - Altsaxophon, Flöte
Michael Moore - Kontrabaß
Randy Jones - Schlagzeug
Anthony & Joseph Paratore - Klavier
Bach Collegium München
Leitung: Russell Gloyd
Produziert von der MAN AG
(P) + © 2007 Sony BMG
CD 1:
Johann Sebastian Bach
Konzert für zwei Klaviere und Orchester c-Moll, BWV 1060
Dauer: 14:25
Dave Brubeck
"Points On Jazz" für zwei Klaviere und Kammerorchester
Dauer: 29:00
CD 2:
1. St. Louis Blues 9:29
2. Unsquare Dance 4:47
3. Lullaby 5:55
4. Brandenburg Gate, Revisited 13:59
5. Regret 9:12
6. Blue Rondo à la Turk 10:44
7. Take Five 9:46
8. Guten Abend gut´ Nacht 1:30
Dauer: 65:26
Weitere Informationen unter:
www.sonyclassical.de
www.uk-promotion.de
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