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Bettina Pohle & Ralf Ruh Trio
Just [b]


Sinnlich und technisch brillant

Von Susanne Westerholt

„I sing, therefore I am“ ist auf dem Cover der neuesten CD von Bettina Pohle zu lesen, offenbar als Übersetzungsvorschlag aus einem Wörterbuch für das Englische „to be“. Dies ist offensichtlich das Lebensmotto der vielseitig begabten Berlinerin, die längere Zeit in den USA gelebt hatte. Zunächst in der Klassik unterwegs, wechselte Pohle während ihrer Zeit in den USA zum Jazz; und das ist gut so, um es berlinerisch zu sagen. Denn Pohles ausdrucksstarke und charaktervolle Stimme ist sozusagen für den Jazz prädestiniert.

Mit Just [b] präsentiert Bettina Pohle ihr zweites Album, diesmal begleitet vom Ralf Ruh Trio; mit Ralf Ruh am Klavier, Lars Gühlcke am Bass und Peter Horisberger am Schlagzeug. Nebst Interpretationen von Jazz-Klassikern ist auf der Scheibe auch eine eigene Komposition von Ruh und Pohle zu finden. Leider fehlt ein CD-Bocklet.

Von Beginn weg fällt das außergewöhnlich warme Timbre von Pohles Stimme auf: ausdrucksstark, kräftig und trotzdem transparent. Etwa in „The Man I Love“ von George und Ira Gershwin, in dem ihre stimmliche Klangfarbe vor allem in den tiefen Lagen wunderbar zum Ausdruck kommt. Ähnlich verhält es sich mit Eden Ahbez' „Nature Boy“, das in der vorliegenden Interpretation mit Latino-Klängen durchsetzt ist, die besonders im Klavier sehr gekonnt umgesetzt sind. Auch diese Songinterpretation wird geprägt von Pohles Ausdruckskraft. Sinnlichkeit und warmes Timbre dürfen aber nicht vergessen lassen, dass Pohle auch technisch sehr versiert ist; mit flexibler Agogik in den einzelnen Phrasen steigert sie gezielt den Ausdruck.

In „Angel Eyes“, einem Jazz-Standard aus den 1940er Jahren, geschrieben von Matt Dennis und Earl Brent, zeigt Pohle, dass ihre Stimme auch grooven kann. Dies ist ein Titel, den man nur schlecht ab Blatt singen kann; nicht exaktes Singen, sondern Ausdruck ist hier gefragt. Gekonnt setzt Pohle dies um, indem sie ihre Stimme wendig und spielerisch einsetzt. Das Ralf Ruh Trio begleitet dazu zurückhaltend.

Die eigentliche Überraschung dieser CD bildet „Beneath The Moon“, ein wunderschöner Song, komponiert von Ralf Ruh mit Lyrics von Bettina Pohle. Nicht nur dass Pohles Stimme darin besonders gut zum Tragen kommt; der Song ist sehr gekonnt gemacht und kann es qualitativ mit den internationalen Jazz-Standards mühelos aufnehmen. Das Ralf Ruh Trio begleitet dazu einfühlsam und zurückhaltend. Gutes Timing, rhythmische Sicherheit und gegenseitiges Zuhören prägen überhaupt das Zusammenspiel von Pohle und dem Ralf Ruh Trio auf dieser CD.

Hoffentlich hören wir demnächst noch mehr von Bettina Pohle, am liebsten wieder mit dem Ralf Ruh Trio. Vielleicht entschließt sich dann das Label, ein richtiges CD-Bocklet drucken zu lassen mit allem drum und dran. Diese Musik hat es verdient.

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Bettina Pohle & Ralf Ruh Trio:
just [b]


Ralf Ruh, Piano
Lars Gühlcke, Bass
Peter Horisberger, Drums


Titel:

You And The Night And The Music (Schwartz/Dietz) 2:45
Blame It On My Youth (Levant/Heyman) 4:34
Is You Is Or Is You Ain't (My Baby)? (Jordan/Austin) 4:25
The Man I Love (G. Gershwin/I. Gershwin) 4:50
Big Spender (Coleman/Fields) 1:59
Come Rain or Come Shine (Arlen/Mercer) 4:41
Nature Boy (Ahbez/Ahbez) 5:55
Don't Get Around Much Anymore (Ellington/Russell) 3:43
Beneath the Moon (Ruh/Pohle) 4:41
Angel Eyes (Dennis/Brent) 5:03
Teach Me Tonight (De Paul/Cahn) 4:04
God Bless The Child (Holiday/Herzog) 5:30
Bye Bye Blackbird (Henderson/Dixon) 4:13

Gesamtspielzeit: 56:26


Produziert und vertrieben von Octason Records
Weitere Informationen
www.bettinapohle.com





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